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Garbage: No Gods No Masters (2021)

Garbage: No Gods No Masters (2021)
Garbage: No Gods No Masters (2021)
Alternative Rock
Bmg Rights Management (Warner)
11.06.2021
https://www.garbage.com

Tracks:

  1. The Men Who Rule the World
  2. The Creeps
  3. Uncomfortably Me
  4. Wolves
  5. Waiting for God
  6. Godhead
  7. Anonymous XXX
  8. A Woman Destroyed
  9. Flipping the Bird
  10. No Gods No Masters
  11. This City Will Kill You

Die Zahl Sieben hat viele Bedeutungen. Glückszahl in manchen Ecken der Welt und Unglückszahl in anderen. Sie trägt u.a. christliche Symboliken wie die Erschaffung der Welt in sieben Tagen und sie symbolisiert das Menschliche. Für die Alternative-Rock-Band Garbage liefert diese Zahl die DNA für den Inhalt ihres siebten Studioalbums: die sieben Tugenden, die sieben Leiden und die sieben Todsünden. Das Statement der Band im Pressetext liest sich wie post-pubertärer Weltschmerz:

„Es ist unser Versuch, einen Sinn darin zu finden, wie irre und verrückt die Welt geworden ist und in welch unglaublichem Chaos wir uns befinden. Es ist die Platte, von der wir das Gefühl hatten, dass wir sie exakt zu diesem Zeitpunkt machen mussten."

Das Plattencover und Booklet erinnern sehr an die 90er / 2000er. Schnell ein paar simple Photoshop Effekte, Neon-Farben und eine Stencil-Schrift darüber. Und trotzdem - oder vielleicht genau deshalb - gefällt es mir. Denn es weckt nostalgische, positive Gefühle und nicht zuletzt fiel der Startschuss für den Erfolg der Band schließlich in den 90ern.

Der Opener „The Men Who Rule The World“ startet mit stampfendem Industrial-Beat und dem klimpernden Geräusch von Spielautomaten im Hintergrund - dies macht den Song spannend und unique. Der erzählende Gesang von Frontfrau Shirley Manson, den man hier fast Sprechgesang nennen könnte, hat die Wirkung dass man genauer hin hören und die Worte verstehen möchte. Doch leider zeigt sich genau da der Haken. Der Text spricht zwar aktuelle Themen wie die globalen Unruhen und den Klimawandel an (Fridays For Future lässt grüßen), ist vom Songwriting her allerdings unbeholfen, vage und zu allgemein gehalten. Es klingt als habe eine Schülerband das Stück verfasst und selbst diese hätte es wahrscheinlich besser verbalisiert. Die Lyrics hätten direkter und provokativer sein müssen, um den Song perfekt abzurunden. Wir haben die Probleme der Welt und wo dies alles hinsteuert schon viel zu oft gehört und darum ringen die Lyrics dem Hörer lediglich ein mattes Lächeln oder ein Augenverdrehen ab. Aufgerüttelt wird hiermit keiner mehr heutzutage.

Hingegen liefern Garbage mit dem folgenden „The Creeps“ einen typischen Alternative-Rock-Song ab, wie man es von der Band gewohnt ist. Bretternde Gitarren und nicht zu schwerer Industrialtouch untermalen die teilweise verzerrten Gesangsspuren. Hier sind die Lyrics weniger direkt und nicht so zwanghaft auf die aktuelle weltliche Lage fixiert, als im Opener. Metaphorische Umschreibungen bewegen zum Nachdenken, transportieren mehr Gefühle und besitzen eine höhere Glaubwürdigkeit. Vielleicht liegt dies auch daran, dass der Song aus Lyrics entstand, die Manson vor 14 Jahren verfasste als der Deal mit Geffen aufgelöst wurde. Ein Song, der Garbage steht und wofür die auch die Band seit jeher steht. Und auch „Uncomfortably Me“ knüpft an diesem Song an. Hier schaffen es Garbage Schwermut und Leichtigkeit in einem Song zu vereinen. Eine Ballade, die in Hinsicht des Soundgewandes und Stimmmelodie an alte Hits anknüpft. Textlich jedoch kaum überzeugt und den roten Faden des Albums verfehlt. Trotzdem nett anzuhören.

Ein kleines Highlight findet sich in dem sehr poppigen „Wolves“. Hier spielt die Band mit rockigen Riffs, jongliert mit Disharmonien und elektronischen Elementen. Der Video-Clip dazu wurde von dem chilenischen Filmregisseur, Animator und Maler Javi.MiAmor gedreht. Verrückt, etwas verstörend und auf den Punkt, denn Shirley Manson selbst verriet, dass sie der Song an ihr jüngeres Ich erinnere, als es zwei Seiten ihrer Persönlichkeit gab.

Dem langsamen „Waiting For God“ fehlt noch der Kick, der sich dann im folgenden „Godhead“ findet. Beginnend mit fast schon an Depeche Mode erinnernden Melodien, die bei der geflüsterten Strophe zurück fahren und im Refrain voll losbrettern. "Godhead" stellt einen wirklich gelungenen Pop-Rock-Song mit Industrial-Touch dar, bei dem auch der rote Faden des Albums wieder aufgenommen wird. Diesmal gelungener, da die Ausdrucksweise frecher und provokativer ist.

Nach einem düster und bedrohlichen „A Woman Destroyed“ folgt ein locker flockiges „Flipping The Bird“ – meiner Meinung nach wurde bei letzterem etwas zu dick aufgetragen, da funktioniert „A Woman Destroyed“ deutlich besser, auch wenn man dies aufgrund der unheimlichen Atmosphäre besser nicht hören sollte, wenn man nachts allein zu Hause ist.

Der Titelsong „No Gods No Masters“ plätschert fröhlich vor sich hin und am Hörer vorbei. Zum Abschluss führt die Ballade „This City Will Kill You“ mit etwas Orchesterfeeling aus dem Album. Dieser passt instrumental gesehen in einen alten James Bond Film, heutzutage leider eher nur als stilvolle Fahrstuhlmusik geeignet.

Das gesamte Album ist nicht schlecht, doch Garbage haben bereits bessere Werke abgeliefert. Das ernste Thema, das sich durch das Album ziehen soll, verliert oft den roten Faden. Die Gesellschaftskritiken erscheinen zu erzwungen, ungelenk verarbeitet und sind daher wenig glaubwürdig und holperig. Songs wie „The Creeps“ hingegen, die private Erlebnisse bearbeiten, wirken höchst authentisch und stellen die Höhepunkte von „No Gods No Masters“ dar. Man glaubt ja, dass die aktuelle Lage der Welt und Wirtschaft die Band beschäftigen (wen beschäftigen sie nicht?!), aber sie schaffen es nicht dies erfolgreich in dem Album zu transportieren.

Ich bin zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt, doch Garbage haben ihre Messlatte in der Vergangenheit selbst höher gelegt und darum bin ich doch bei 3 gelandet.

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