Indie Rock
Polydor / Universal Music
13.05.2022
https://florenceandthemachine.net
Tracklist:
1. King
2. Free
3. Choreomania
4. Back in Town
5. Girls Against God
6. Dream Girl Evil
7. Prayer Factory
8. Cassandra
9. Heaven Is Here
10. Daffodil
11. My Love
12. Restraint
13. The Bomb
14. Morning Elvis
Vier Jahre nach High as Hope (2018) folgt mit Dance Fever das fünfte Studioalbum der britischen Indie Rock Band Florence + The Machine. Die Band um Frontfrau Florence Welch ist seit ihrem Debüt Lungs (2009) für große Songs und opulente Instrumentalisierungen bekannt und stellt dies auch beim neusten Werk wieder unter Beweis aber auch, dass es nicht immer laut und wild sein muss. Auf 14 Songs verteilt bietet Dance Fever einem das ganze Florence + The Machine Repertoire dar. Ein bisschen Lungs, etwas von How Big, How Blue How Beautiful und High as Hope, Dance Fever bringt zusammen was jedes der genannten Werke ausgemacht hat und profitiert dabei zusätzlich von der Erfahrung die Florence + The Machine über die Zeit hinzu gewonnen haben.
Dance Fever ist ein Album der Pandemie und war gerade in Punkto Songwriting für Florence Welch eine Herausforderung denn ihre gewohnte Inspirationsquellen, die Touren und das zusammenkommen mit Menschen, waren aufgrund von Lockdowns plötzlich nicht mehr da. Sie war gezwungen sich neue Inspiration zu suchen und fand diese unter anderem in Horrorfilmen die sie für sich entdeckte wie auch in der Choreomanie, einem Phänomen aus dem 14. und 15. Jahrhundert welches auch unter dem Begriff der Tanzwut bekannt ist. Große Gruppen von Menschen tanzten dabei oft willenlos bis zur vollständigen Erschöpfung oder gar bis zum Tod. Wer schon mal ein Konzert von Florence + The Machine besucht hat der wird um Welchs Liebe zum Tanz wissen und ihre Faszination für eben jenes Phänomen nicht verwundern. Diese Verbundenheit zum Tanz zieht sich wie ein roter Faden auf verschiedene Art und Weisen durch das komplette Album.
Auf den seichten Einstieg mit der Ballade King folgt mit Free ein moderner powervoller Song bei dem ein elektronisch geprägter Beat auf klassische Folk Instrumente trifft und bei dem einen zu ersten Mal das dance fever packt. Choreomania, der thematische dreh und Angelpunkt das Albums baut sich langsam auf (Die Harfe zu Beginn erinnert dabei ein wenig an Dog Days are Over) und endet in einem fast schon wirren Soundgemisch und symbolisiert so die Hysterie und Ekstase die die Tanzwut bei den Menschen auslöste. Back In Town wird dagegen fast vollständig von Florence Stimme getragen und nur sehr dezent musikalisch und vom Background Gesang untermalt. Auf das akustische Girls Against God welches ähnlich dezent instrumentalisiert ist wie Back In Town folgt mit Dream Girl Evil dann wieder ein etwas dynamischerer Song. Ein stetiges auf und ab, Florence + The Machine verstehen es für Abwechslung zu sorgen ohne dabei vom Konzept und dem eingeschlagenen Weg abzuweichen und setzten dies auch in der zweiten Albumhälfte gekonnt um. Ob die eher leicht düsteren Songs Cassandra und Daffodil, das überaus tanzbare My Love oder das melodische Morning Elvis, Dance Fever hat musikalisch eine ganze Menge Highlights zu bieten.
Der Sound von Dance Fever ist kraftvoll und aufgrund vieler verschiedener Sound-Layer so vielschichtig, dass es Florence + The Machine selbst in ruhigen Passagen schaffen ein unglaublich dichtes und einnehmendes Klangerlebnis zu kreieren. Ein wahrer Hörgenuss wären da nicht so ein paar Kleinigkeiten die speziell beim hören über Kopfhörer auffallen. Da knacksen an einigen Stellen die Einsätze der Bassline, an anderen vorwiegend ruhigeren Stellen wiederum ist immer mal wieder ein Rauschen zu vernehmen und an einer Stelle hört man sogar deutlich das öffnen des Mikrofons von Florence da dies mit einem deutlich hörbaren Rauschen einher geht. Details die beim eben mal anhören wohl kaum auffallen und trotzdem bei einer solch qualitativ hochwertigen Produktion überaus ärgerlich sind.