Fiddler's Green: Sports Day at Killaloe (2009) Book Cover Fiddler's Green: Sports Day at Killaloe (2009)
Ronald Becher
Deaf Sheph
09.01.2009
www.fiddlers.de

Tracklist:

  1. Bugger Off [Explicit]
  2. Bottom Of Our Glass
  3. Life full Of Pain
  4. Sports Day Theme
  5. Sporting Day
  6. Empty Pockets, Empty Fridge [Explicit]
  7. Change
  8. Down By The Hillside [Explicit]
  9. Highland Road
  10. Rose In The Heather
  11. Bold O'Donahue
  12. This Old Man
  13. 7 Drunken Sailors
  14. Dead End Street
  15. Mrs.McGrath
  16. Strike Back [Explicit]
  17. Friendly Reunion [Explicit]
  18. Once In A While
  19. Apology

Spricht man von Folk, und -spezieller- Irish Folk, so fällt früher oder später der Name "Fiddler's Green". Aus dem "früher oder später" ist in den letzten Jahren immer mehr früher als später geworden, denn seit ihrer Gründung vor 19 Jahren haben die Nürnberger schon zehn Alben veröffentlicht. Und diesen Frühjahr erschien nun ihr elftes Album unter dem namen "Sports Day at Killaloe".

Mit dem zweiten Album seit der Neubesetzung wollen die selbsternannten Vertreter des Irish Independent Speedfolk vor allem eins zeigen: Das sie trotz ihres Alters und der damit einhergehenden Erfahrung nicht stehen bleiben in ihrer Entwicklung, vorwärts drängen und unbedingt gewinnen wollen. Wenn schon nicht irgendeinen Preis, so doch immerhin das Herz ihrer zahlreichen existierenden Fans und das potentieller Neuer gleich mit. Was liegt bei so einer Ausrichtung näher als seine Parallele beim Mannschaftssport zu suchen, wo man auch das Sportäquivalent zum hitzigen Folkfan finden würde. Passend, dass die Iren nun unter anderem für eben jene spezielle Passion bekannt sind. Und so erklärt sich dann wohl auch recht schnell die Wahl des Titels, "Sports Day at Killaloe" ("Killaloe" ist eine Stadt und einen Gegend im mittleren Südwesten Irlands). Aber werden sie diesem Anspruch auch gerecht?

Der Erste von sage und schreibe 19 Songs beginnt dementsprechend: "Bugger Off" ist fast verstörend energetisch, fast hektisch. Von gemütlichem Intro kann wohl keine Rede sein, aber wie bereits erwähnt, vorstellen kann man die Jungs wohl kaum noch jemandem. "Bottom of Our Glass" ist da schon eine Ecke ruhiger, wenn man das Lied auch nicht ruhigen Gewissens ruhig nennen darf. Mitsing- und Schunkel-Atmosphäre, gewürzt mit ein paar schnellen Rhythmen, so wünscht sich der Folker das. Im gleichen Stil geht es auch weiter mit "Life Full of Pain". Das darauf folgende "Sports Day Theme" dagegen scheint das vorhin erwähnte Intro zu sein, dass passend zum "Sporting Day" überleitet. Warum diese Reihenfolge gewählt wurde, ist mir persönlich nicht klar. Klar ist mir nur, dass der Song einer der Besten auf dem Album ist, zudem erweckt er endlich jenen Eindruck, den die Band offensichtlich erreichen will.

Ohne Verschnaufpause geht es mit "Empty Pockets, Empty Fridge" weiter. Schnell, rockig, mitgrölbar, das ist der Stoff, aus dem gute Folklieder sind. "Change" hingegen ist ruhiger, fast gemütlich. Mit "Down by the Hillside" wird es gar balladenartig, oder zumindest so balladenartig, wie moderner Irish Folk werden kann. Der nächste Song, "Highhland Road", wiederum ist definitiv mitgröhlgeeignet, um mit "Rose in the Heather" in ein Traditional überzugehen. Denn auch die haben ihren Platz auf dem aktuellen wie auch auf vergangenen Alben. "Bold O'Donahue" dagegen steht wieder im eigentlichen "Sportsgeist", wird jedoch mit "This old Man" von einer schnellen und sehr charmanten Version eines alten Volksliedes abgelöst. "7 Drunken Sailors" knüpft stilmäßig wieder an "Bold O'Donahue" an. "Dead End Street" ist einer der wenigen Songs, die nicht richtig passen mögen, dafür ist "Mrs. McGraith" einer meine Favoriten, der auch tatsächlich eine Geschichte erzählt, wie gute Lieder das nunmal zu tun pflegen.

"Strike Back" erinnert sich wieder an den eigentlich angedachten kämpferischen Geist des Albums und hätte mit den beiden ersten Songs ein gutes Trio gebildet. Die beiden nächsten Lieder, "Friendly Reunion" und "Once in a While" fallen wiede unter die Kategorie "Good ole fast Folk", bevor mit "Apology" eine Ballade das Album beendet.

Die Vorstellung der Songs mag es andeuten, aber damit es nochmal in aller Deutlichkeit gesagt sei: "Sports Day at Killaloe" ist in der Tat ein sehr erfrischendes, junges Album geworden, obwohl die Akteure in den letzten 19 Jahren dies nicht geworden sind. Meinen Respekt haben sie, denn trotz der ausgesprochenen heterogenen Songs ist es ein sehr ausgewogener Mix geworden. Technisch ausgefeilt sind die meisten der Songs auch. Für Fans der Fiddlers lohnt sich die Scheibe auf jeden Fall, für Folk-Hörer im Allgemeinen dürfte zumindest ein Großteil der Songs interessant sein. Von dem Album gibt es auch eine Limited-Edition, der noch eine Bonus-CD mit weiteren Leckerbissen beiliegt.

Was mich an Fiddler's Green immer wieder fasziniert, ist ihre Fähigkeit, päpstlicher oder zumindest irischer als so manche Irish-Folk-Band zu wirken. Die aktuelle "Sportstour" zum Album ist noch lange nicht vorbei, und Fiddler's Green haben eine Reputation als gute Live-Band. Das Album als solches kann ich empfehlen und die Chance auf den Live-Auftritt sollte man nicht verpassen.

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.