Evanescence: Fallen (2004) Book Cover Evanescence: Fallen (2004)
Smi Win (Sony BMG)
26.01.2004

Tracklist:

  1. Going Under
  2. Bring Me To Life
  3. Everybody's Fool
  4. My Immortal
  5. Haunted
  6. Tourniquet
  7. Imaginary
  8. Taking Over Me
  9. Hello
  10. My Last Breath
  11. Whisper

 

Ich weiß ich habe der Single Bring Me To Life gerade mal 3 Punkte gegeben aber ich bin mit einer falschen Erwartung an die Single gegangen. Zu oft habe ich Vergleiche mit The Gathering im Vorfeld gelesen die bei Bring Me To Life nicht gerade vorhanden sind. Einerseits war ich davon enttäuscht andererseits kriegte ich den Song kurz danach nicht mehr aus den Kopf. Bring Me To Life ist ohne Zwiefel eine wahre Hymne die ich erst nach meiner Amazon - Kritik zu schätzen wusste.

Nun kommt also auch das Album Fallen endlich auch nach Europa (nachdem Evanescence bereits beeindruckende Erfolge in Amerika damit feierten)und zeigt, dass die Amerikaner vielleicht später auf den Gothic Sound alâ Lacuna Coil gekommen sind, dafür aber den Europäern vielleicht sogar einen kleinen Schritt voraus sind.

Evanescence klingen moderner als vergleichbare Acts wie Lacuna Coil - wahrscheinlich am ehesten mit Evanescence vergleichbar gerade Amy Lees ausdrucksstarke Stimme erinnert mehr als nur einmal an die sympathische italienische Lacuna Coil Gesangesgöttin Cristina Scabbia. Auch wenn Lacuna Coil vielleicht zuerst da waren und dadurch vielleicht einige Leute Evanescence als Kopie ansehen wollen, aber die Songs von Fallen sind mit modernen Arrangements ausgestattet und dadurch unterscheiden sich die Amerikaner musikalisch doch ein wenig von den Italienern.

Die Gitarren sind dick, teilweise stakkatohaft eingespielt und nicht zu stark auf Melodien ausgelegt. Synthesizers, Keyboards und Programmings harmonieren mit den Gitarren. Dadurch bekommt die Musik einen leichten Industrialgeschmack, der mit melodischen Nine Inch Nails, manchmal auch mit den Elektrospielereien Linkin Parks, vergleichbar ist.

Die angesprochene erste Single Bring Me To Life ist eine wegweisende Mischung aus packender Dramatik und moderner Dynamik, eine Paarung von Gothic und Nu-Metal. Bring Me To Life klingt dank des Gastsängers Marc McCoy (12 Stones) wie eine Mischung aus Lacuna Coil und Papa Roach. Erst McCoy gibt dem Song den richtigen Pfeffer. Wer sich ein in dieser Hinsicht bahnbrechendes Album erwünscht, wird im ersten Augenblick ein wenig enttäuscht sein. Denn Fallen hat gesamt gesehen nicht derart viele Nu-Metal Elemente in sich aufgenommen. Die Songs sind romantisch und verträumt. Sie haben gewisse melancholische Züge und sind überaus melodisch. Vereinzelt tauchen stark sinfonische Momente auf. Opulente Stringarrangements und fette Hintergrundchöre sind feste Bestandteile im Sound von Evanescence. Dadurch erreicht die Musik einen hohen Grad an Dramatik und ist atmosphärisch absolut dicht. Für wohlige Gänsehautschauer ist gesorgt. Songs wie das düstere Haunted mit den druckvollen Chören lässt Lacuna Coil vor Neid erblassen. Imaginery ist einer der dramaturgischen Höhepunkte von Fallen neben dem unglaublichen Finale furioso Whisper. Daneben wechseln sich auf dem Album treibende Rocksongs (Going Under, Tourniquet, My Last Breath) und sanfte, in Melancholie schwelgende Balladen (My Immortal, Hello) ab und kreieren ein faszinierendes, abwechslungsreiches Musikerlebnis. Besagte Balladen sorgen für Gänsehaut pur!!

Amy Lees Stimme kommt da besonders zur Geltung und wird von wunderschönen Pianoklängen und Streicherinstrumenten begleitet. Auf My Immortal und Hello hört man sogar Enya Elemente heraus was die musikalische Vielseitigkeit von Evanescence unterstreicht - ich habe selten 2 so unter die Haut gehende Balladen gehört. Einfach göttlich!!

Fesselnder Mittelpunkt von Evanescence ist nun mal die erst 20-jährige bezaubernde Sängerin Amy Lee die durch ihr Auftreten fast schon elfenhaft wirkt. Mit ihrer zarten, engelsgleichen Hammerstimme, die herzerweichende Melodien erschwingen lässt, verzaubert sie den Hörer. Lee muss sich mit ihrer wunderschönen Stimme auf keinen Fall hinter Größen wie Tori Amos, Anneke van Giesbergen (The Gathering) oder eben Cristina Scabbia verstecken. Fallen ist ein traumhaft schönes Album. Es klingt keines Wegs altbacken und wird sicherlich frischen Wind ins Gothic Genre bringen auch wenn Evanescence mehr als nur Gothic sind. Wer auf die europäischen Pendants wie Lacuna Coil steht, kommt an diesem Werk nicht vorbei! Eines der Highlights des Jahres.

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