Rock, Alternative, Electro
Sony Music, Columbia Records
17.03.2017
www.depechemode.com
Tracklist:
- Going Backwards
- Where’s The Revolution
- The Worst Crime
- Scum
- You Move
- Cover Me
- Eternal
- Poison Heart
- So Much Love
- Poorman
- No More (This Is The Last Time)
- Fail
DM sind zurück. Seit 1993 veröffentlicht die Band alle vier Jahre ein neues Album. Jetzt haben sie es wieder getan und zeigen uns mit „Spirit“, ihrem 14. Studiowerk, dass man es auch in düsteren Zeiten schaffen kann sich künstlerisch auszudrücken, ohne im Strom der Belanglosigkeit mitzutreiben.
Eine Frage die sich stellt ist, muss eine Band die seit 37 Jahren erfolgreich ist, 26 Top-Ten-Platzierungen in den deutschen Single-Charts und 100 Millionen verkaufte Tonträger aufzuweisen hat, mit noch einem weiteren Radiohit aufwarten, oder kann sie sich erlauben jenseits der Synthie-Pop-Gefilde andere Wege einzuschlagen? Sie kann!
Neben Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher haben sich auch Peter Gordeno und Christian Eigner am Songwriting für „Spirit“ beteiligt. Da Gordeno bereits seit 1998 bei Live-Auftritten Keyboard spielt und der Österreicher Eigner seit 1997 der Tour-Schlagzeuger von DM ist, beide auch noch bei den Soloprojekten von Gahan und Gore mit von der Partie sind, gehören sie längst zum harten Kern.
„Kraftwerk und Krautrock
sind immer wichtige Einflüsse
für mich gewesen.“
(Martin Gore)
Zum ersten Mal in ihrer Karriere arbeiteten sie zusammen mit Starproduzent und Simian-Mobile-Disco-Gründer James Ford, der schon bei Florence & The Machine, den Arctic Monkeys und den Foals an den Reglern saß. Aus den 20 erarbeiteten Songs hat Ford zwölf davon für „Spirit“ ausgewählt. Sein Wunsch war es eine Platte zu machen, die auch Leuten gefällt, die keine Depeche-Mode-Fans sind.
In den Interviews der letzten Zeit spricht die Band oft über Politik und von Dingen über die sie sich Gedanken machen: Wo ist unser Sinn für Menschlichkeit? Warum entfernen wir uns voneinander? Warum bauen wir Mauern um uns?
Da sie deutlich Bezug auf das aktuelle Zeitgeschehen nehmen, sind sie textlich auch provokanter geworden als auf früheren Veröffentlichungen, obwohl die Tracks bereits fertig waren, bevor ein Clown in Amerika die Macht übernahm und die Briten sich für den Brexit entschieden.
In einer Zeit in der wir uns mit Themen wie Globalisierung, Drohnenkriege und Migrationsproblemen auseinandersetzen müssen und die Politiker über die Medien versuchen unsere Gehirne weichzuspülen, ist die Frage der ersten Singleauskoppelung,
„Where’s The Revolution“ durchaus berechtigt und der Wunsch von Martin Gore, die Leute damit zum Denken zu bewegen absolut nachvollziehbar.
„Die Musik sagt mir, wie ich mich bewegen soll. Ich bin so eine Art überbezahlter Stripper.“
(Dave Gahan)
Musikalisch traut man sich, klassische Songstrukturen auch mal aufzubrechen. Bei manchen Stücken fehlen die Refrainteile, dafür würzt man gerne hier und da mit Geräuschen und übersteuerten Effekten nach. Industrial-Samples und sparsames Gitarrezupfen gehört zu den Zutaten der Klangküche und manche Sequenzen erinnern an das Sounddesign von Kraftwerk oder den Einstürzenden Neubauten.
Wie sich die Tracks – die im Sound Design Studio (Santa Barbara) und im Jungle City
(New York) aufgenommen wurden – live anfühlen und wie kraftvoll und energiegeladen DM sich immer noch präsentieren, sollte sich Karten für eines der neun anstehenden Konzerte in Deutschland besorgen.
Die neuen Songs von Depeche Mode fließen nicht wie Honig ins Ohr, vielmehr fordert uns diese spröde Mischung aus Rock und Electro heraus, genauer hinzuhören.
Die Aufmerksamkeit lohnt sich, denn je öfter man die Platte hört, umso mehr erkennt man auch die Qualität des Werkes.