Virgin
19.10.2007
www.davegahan.com
Tracklist:
- Saw something
- Kingdom
- Deeper + deeper
- 21 days
- Miracles
- Use you
- Insoluble
- Endless
- A 'little' lie
- Down
Dave Gahan auf Abwegen von Depeche Mode – das ist ja nichts neues mehr. Nach vier Jahren veröffentlicht er sein zweites „eigenes“ Werk und hat mittlerweile auch die Anerkennung der anderen Depeche Mode mitglieder gewonnen. Ein Schrei nach Selbstständigkeit, der endlich auf Gehör stößt – und das nicht nur bei den Fans. Schon bei dem letzten DM Album fanden die von ihm beigesteuerten Songs fast gar besseren Anklang als die seines Bandkollegen.
Die Songwriterqualitäten konnte er nun einmal mehr auf „Hourglass“ ausleben und präsentiert den Seelenstrip Part Two. Elektronische Klänge, stampfende Beats und teilweise mit Cello durchzogen eröffnen die beiden ersten Songs „Saw Something“ und „Kingdom“ das Album. Alles von Gahans sanfter und unverkennbarer Stimme durchwoben. Richtig nette Arrangement, die – natürlich – auch manchmal an DM erinnern. Wie er auch selbst sagt, wird es immer Parallelen zu DM geben. Und das verübelt auch keiner, ganz im Gegenteil. Doch bleibt es immer bei einem ganz kleinen Hauch DM, dass die Selbstständigkeit dem charismatischen Sänger sehr wichtig war, mussten DM Fans ja bereits auf dem Vorgängeralbum „Paper Monsters“ erkennen.
Komplexe Soundanordnungen liefert „Deeper And Deeper“. Anfangs ziemlich gewöhnungsbedürftig, muss man sich erstmal einfinden in der facettenreichen Welt des Songs. Doch hat man die Tür geöffnet erkennt man in diesem Song einen der Glanzstücke des Albums.
Auch „21 Days“ erscheint sehr experimentell mit einem schleppenden Beat, kreischenden fast störenden Geräuschen und einem „uuuh yeah“ als Refrain. Der Song ist richtig weit draußen und verdammt gut, leider dämpft das folgende „Miracles“ gleich wieder den Eindruck. Das im Vergleich zu „21 Days“ recht lahme Stück würde von so manchen Kritikern vielleicht als emotional und voller Atmosphäre bezeichnet werden, ich jedoch musste 2x gähnen und fiel einmal in einen Sekundenschlaf. Ein auf und ab, denn „Use You“ lässt gleich wieder aufhorchen. Dies erinnert nun stark an einen älteren DM Song und kracht ordentlich mit rocklastigen Klängen. Bei dem Abspielen dieser Songs hätte ein DJ jeder Düster-Disco bei Wavepartys die Garantie einer gefüllten Tanzfläche.
Die nächsten „Balladen“ ziehen sich wieder hin… das ist Gahan noch nicht so ganz gelungen. Den langsameren Songs fehlt noch etwas der Kick. Doch „A Little Lie“ – sofern man davor nicht einschläft – überrascht mit stark an die 80er anmutenden Synthies. DAS hat richtig viel Atmosphäre und Volumen. Eigentlich sollte nach so einem Knaller, das Album enden. Doch danach folgt noch ein Song, der mich irgendwie an Radiohead und „Creep“ erinnert… anfangs zumindest. Doch nach den ersten Zeilen der Strophe entfaltet sich Dave Gahan in einem klangvollen Refrain… so gesehen ist das auch ein guter Abschluss für ein Album.
„Hourglass“ besitzt nach wie vor die Themen und Sphären, die man eben von Dave Gahan erwartet. Jedoch erhöhtem Einsatz der elektronischen Synthieklänge und runtergeschraubten „üblichen“ Instrumenten. Es ist gut zu wissen, dass ein Fortschritt in der Karriere eines Mannes zu erkennen ist, der vor einigen Jahren aufgrund einer Überdosis für medizinisch tot erklärt wurde. Offensichtlich steckt noch eine Menge Energie und Leben in Dave Gahan…