Pica Music
01.08.2008
www.corvuscorax.de
Tracklist:
- Veritas simplex
- Miser
- Custodes sunt raptores
- De mundi statu
- Ordu languet
- Vitium in opere
- Quid agam
- Causa ludi
- Ingordin et ingordan
- Magnum detrimentum
- In orbem universum
- O varium fortune
- Preces ad imperatoream
Dudelsäcke, Trommeln, Flöten und eine Vielzahl anderer Instrumente, die den Zuhörer mit mittelalterlichem Charme in vergangene Zeiten entführen – Wir haben es mal wieder mit „den Königen der Spielleute“ zu tun. Nachdem die Band mit „Venus Vina Musica“ (VÖ 2006) wieder an ihre vorigen Veröffentlichungen im Oktett angeknüpft hatte, haben sich Corvus Corax für ihr aktuelles Werk „Cantus Buranus II“ Chor und Orchester zurückgeholt und setzen somit die Idee von „Cantus Buranus“ (VÖ 2005) fort. In ihrem Werk vertonen Corvus Corax die Texte der mittelalterlichen Carmina Burana neu und schaffen somit nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich, eine Verbindung zwischen Mittelalter und Moderne. Durch die instrumentale Erweiterung verleihen die Spielleute ihrem Sound eine Ladung Bombast und schüren die Dramatik. Cantus Buranus II strotz nur so vor kraftvollen Arrangements, in denen sich Bläser, Streicher, Trommeln und Dudelsäcke mit Chören und einer Opern Solistin ein fantastisch düsteres Zusammenspiel leisten. Das Orchester funktioniert dabei unvorhergesehen gut mit dem Klang der Dudelsäcke, was sie auf Dauer weniger anstrengend werden lässt als bei Oktett Kompositionen.
Die Texte, die Corvus Corax für ihre Musik der Carmina Burana entnommen haben, sind trotz ihres Alters von zwischen 900 und 1000 Jahren keinesfalls veraltet. Glaube, Politik, Gesellschaft und Tod waren damals wie heute gleichermaßen ein Thema in Musik und Drama. Doch wie Titel wie „Veritas Simplex“ und „Quid Agam“ erwarten lassen, sind alle Texte originalgetreu auf Latein und tragen somit beim Hören eher eine atmosphärische Rolle als eine erzählende.
Der Eröffner „Veritas Simplex“ führt den Hörer behutsam in das Werk ein. Der Song beginnt mit leiser Instrumentierung und einem Opern-Solisten, der traurig berichtet, wie er versuchte sich gegen die „Mächtigen“ aufzulehnen und scheiterte. Nach seiner Rede werden die Streicher drastischer und die Drums setzen ein. Es klingt nun, als sei der Erzähler auf dem Weg durch die Menge zum Galgen, die auch sogleich in Form eines Chores zu ihm spricht, das Leid sei sein eigenes Verschulden. Daraufhin werden ängstliche Frauenstimmen laut: „Vade retro, Satana“ („Weiche von mir Satan“). Die Stimmung spitzt sich zwischen Chor und verzweifelter Solistin zu, endet abrupt, steigert sich noch einmal rein instrumental und klingt aus.
In den folgenden Titeln werden viele Bilder erzeugt, die Szenen aus mittelalterlichen Filmen ähneln. Der Sound von Corvus Corax läd außerdem dringend zum lauter Drehen ein und bietet wie gewohnt auch dem Tanzbein das Nötige. Insgesamt ist Cantus Buranus II nicht nur für Corvus Corax Fans ein musikalischer Leckerbissen, denn wer die Band im Oktett zu langweilig, nervig oder stumm findet, wird von der ungewöhnlichen Klangfülle durch Orchester und Chöre begeistert sein.