pop
Atlantic
07.06.2024
Vinyl, CD, Tape, Digitaler Download, Streaming
Tracklist:
- 360
- Club Classics
- Sympathy Is a Knife
- I Might Say Something Stupid
- Talk Talk
- Von Dutch
- Everything Is Romantic
- Rewind
- So I
- Girl, So Confusing
- Apple
- B2B
- Mean Girls
- I Think About It All the Time
- 365
- Hello Goodbye
- Guess
- Spring Breakers
Der BRAT-Zeitgeist
Zwölf Jahre nach dem Beginn von Charli XCX's Karriere hat sie es erneut geschafft – sie hat mit BRAT ein Werk abgeliefert, das so brillant ist, dass man unmöglich nichts davon gehört haben kann. Ich könnte tausend Seiten darüber schreiben, warum dieses Album einfach unglaublich ist, warum es den aktuellen Zeitgeist der queeren Online-Community perfekt herausfordert und warum es in den Köpfen aller Menschen bleiben wird – egal, ob sie es mögen oder nicht.
Charli und die Memes
Soziale Medien haben einen großen Einfluss darauf, wie wir Kunst konsumieren und wie wir uns mit dem Songwriting aktueller Musik identifizieren. Im Laufe der Jahre wurden Songs kürzer, um Algorithmen zu bedienen und TikTok-freundlich zu sein. Fans verbringen kaum noch Zeit damit, sich tiefer in die Bedeutung von Songs einzugraben. Charli XCX hat das schnell erkannt und anstatt vollständige Poetry zu liefern, hat sie ihre Notizen-App durchforstet, Gedanken und kurze Zeilen gesammelt und diese in Songtexte verwandelt. Diese Sammlung von Gedanken führt zu großen Sprüngen für die Zuhörer*innen. Es mag sich bei den ersten paar Durchläufen ein wenig holprig anfühlen, aber ihr werdet überrascht sein, wie beiläufig es sich anfühlt, nachdem ihr BRAT ein paar Mal gehört habt, dass Charli Selbstmordgedanken hegt bei der Vorstellung, Taylor Swift backstage bei dem Gig ihres Verlobten zu sehen, oder dass sie das Meme auf die Schippe nimmt, dass sie mit Lorde verwechselt wurde.
Das ist für die Mean Girls!
Neben dem hypermodernen Songwriting, greift Charli klanglich auf industrielle Synthesizer in Tracks wie Von Dutch zurück (das bereits zu einem Cult-Classic geworden ist). Die Produktion weckt insgesamt Erinnerungen an die frühen 2000er Jahre, indem sie Kesha-ähnliche Gesangsproduktionen und Synth-Work hinzufügt. Tracks wie So I und I Think about it All the Time laden die Zuhörer*innen in eine emotionalere Seite des Albums ein, die sich perfekt mit der Rave- und Club-Atmosphäre der anderen Tracks abwechselt. Die zusätzlichen Songs der Deluxe-Version des Albums, ironischerweise betitelt BRAT and it’s the same but there’s three more songs so it’s not, bietet noch mehr Einblicke - beispielsweise wird in Guess Charli XCX’s unveröffentlichtes Album XCX World auf auf ironische Weise behandelt. Auch Spring Breakers bleibt lange im Ohr und erinnert klangtechnisch an Charli’s zweites Album SUCKER.
BRAT-Grün - der Farbton des Jahres
Visuell wurde dieser Grünton schnell zum offiziell-inoffiziellen „BRAT-Grün“ und führte zu vielen verschiedenen Memes und kurzerhand hatte halb Instagram ein grünes Anzeigebild. Das Cover selbst wurde seit seiner Veröffentlichung intensiv diskutiert, und trotz der Pixelierung und der dezentralen Platzierung des einfachen schwarzen Titels (geschrieben in der einfachsten Schriftart, die man sich vorstellen kann), nennen viele es bereits das Cover des Jahres.
Rundum BRAT
Auch die physische Veröffentlichung des Albums ist rundum ausgeklügelt und passt zum gesamten Konzept. Um beispielsweise die Vinyl abspielen zu können, oder die Liedtexte im Booklet zu lesen, muss man kurzerhand den Sleeve aufreißen. Das eingelegte Druckerpapier mit den Credits fällt einem dabei auch direkt entgegen. Ja, einfach rundum BRAT - was kann ich noch sagen?
Habt ihr schon euren BRAT-Sommer begonnen?