Punk
Skull & Palms Recordings/Warner Music
23.04.2021
www.broilers.de
Tracklist:
- Nicht Alles Endet Irgendwann
- Nach Hause Kommen/Zurück Zu Mir
- Gib Das Schiff Nicht Auf!
- Porca Miseria
- Alter Geist
- Trink Mich Doch Schön
- Schwer Verliebter Hooligan
- Diktatur Der Lerchen
- Da Bricht Das Herz
- Dachbodenepisoden
- Alles Wird Wieder Ok!
- Niemand Wird Zurückgelassen
- Alice Und Sarah
- An Allen Anderen Tagen Nicht (Lebe, Du Stirbst!)
Vier ganze Jahre sind seit dem Vorgänger „(sic!)“ vergangen und sehnsüchtig erblickt „Puro Amor“ nun das Licht der Welt. Auch wenn es dem ein oder anderen die Wartezeit zu lange war, muss man sagen, dass diese Platte genau zur richtigen Zeit erscheint. Seit über einem Jahr hält das Corona-Virus die Welt in Atem und auch wenn man so langsam das Licht am Ende des (Pandemie-)Tunnels sehen kann, wirkt „Puro Amor“ wie der wahre Balsam für die Seele. Auch wenn einige der Songs bereits vor der Pandemie entstanden, könnte man meinen, sie wurden genau für diese Zeit geschrieben. Die Broilers treffen musikalisch den aktuellen Zeitgeist und strahlen dabei eine innere Kraft aus, die beruhigend wirkt (Keine Sorge, damit ist nicht gemeint, dass die Scheibe zum Einschlafen verleitet). Ich weiß nicht, wie oft ich „Puro Amor“ nun gehört habe (auf jeden Fall oft!) aber nach jedem Durchlauf fühlt man sich verstanden, man sinniert über das Hier und Jetzt und sieht die aktuelle Situation positiver (auch wenn es daran nicht viel Positives gibt).
Vor vier Jahren bezeichnete ich „(sic!)“ als Bindeglied zwischen „Vanitas“ und dem Durchbruchsalbum „Santa Muerte“. „Puro Amor“ ist der erwachsende Rebell von damals. Es gibt hier keine „Vollgas-Hymnen“, keine rohe Ungeschliffenheit, kein jugendlicher Wahnsinn. Das könnte man als „Ausverkauf“ betiteln, aber das ist absoluter Bullshit. Die Broilers (vor allem Frontmann Sammy Amara) bewegen sich nicht auf platten Attitüden, sie zeigen sich cleverer, weiser, kultivierter und selbstsicherer. Sie wissen was sie tun. Und damit machen sie verdammt vieles richtig.
Auch wenn es wie bereits angedeutet keine „Gaspedal-Durchdrücken“-Tracks gibt, strahlen sie dennoch genügend Energie mit dem fetzigen Opener „Nicht Alles Endet Irgendwann“, „Niemand Wird Zurückgelassen“, „Schwer Verliebter Hooligan“, „Nach Hause Kommen/Zurück Zu Mir“ oder „Porca Miseria“ aus. Aber zeigen sich von sehnsüchtiger Seite („Trink Mich Doch Schön“), zitieren an einigen Stellen die 80er mit New Wave Sounds und Synthesizern (u.a. die zweite Single „Alles Wird Wieder Ok!“, „Alter Geist“ oder dem mit zusätzlichen Bläsern versehene tiefgründige „Da Bricht Das Herz“). Nachdenklicher wird es mit „Dachbodenepisoden“ und „An Allen Anderen Tagen Nicht (Lebe, Du Stirbst!)“, einen Seitenhieb gen AFD-Politikerin Alice Weidel („Alice Und Sarah“) und nicht zu vergessen die erste Single und Oberhit der Scheibe: „Gib Das Schiff Nicht Auf!“. Egal welchen Track ihr anspielt, ihr bekommt einen Volltreffer serviert.
Der Phrase „All Killer, No Filler“ ist schon längst ausgelutscht, auch wenn es hier der Wahrheit entspricht. Für eine gute „Standard“-Punkplatte, wäre diese Aussage auch ausreichend, aber die Broilers sind schon lange kein Standard mehr. Die Düsseldorfer:innen, zählen schon länger zu Deutschlands besten Rockbands und zementieren mit „Puro Amor“ diesen Status endgültig. Und um erst recht das klar herauszustellen, wie klasse diese Scheibe ist, muss erwähnt werden, dass neben den weiteren tollen und hochwertigen Scheiben die in den ersten Monaten des Jahres 2021 bereits erschienen sind, „Puro Amor“ ein heißer Anwärter sind, für mich den Titel „Album Des Jahres“ abzustauben. Es bleibt spannend, Chapeu!