Future Pop
Out Of Line Music
12.03.2021
https://blutengel.de/
Tracks:
- The Wild Boys
- Forever Young
- Hymn
- Down in the Park
- Alone
- Silent Running
- Nobody´s Diary
- Dr. Mabuse
- The Sun Always Shines on TV (Blutengel Version)
- Ship of Fools
- Unsere Zeit
- Journey to the Edge of the Night (Instrumental)
Ich habe lange mit mir gerungen und überlegt, ob die neue Scheibe von Blutengel die Mühe wert ist darüber zu berichten. „Fountain Of Destiny“ ist ein Coveralbum mit einigen großen Hits der 80er. Ich kam nach einigem Zögern zu dem Schluss, dass es wichtig ist die Menschen vor diesem Werk zu warnen. Solch ein Coveralbum kann steil nach oben, aber auch geradewegs nach unten gehen – es ist immer ein sehr schmaler Grat, den Künstler mit solch Vorhaben beschreiten. Und Blutengel hätten diesen Grat besser nicht beschreiten sollen.
Die Band hat sich mit ihren Interpretationen stark an die originalen Versionen gehalten. Man könnte vermuten, dies sei eine sichere Taktik, doch bei solch grandiosen Vorlagen wie „The Wild Boys“ oder „Forever Young“ wurden die Ziele etwas hoch gesteckt. Hier kann Chris Pohl in erster Linie gesanglich nicht mithalten. In fast schon militärischer Steifheit werden tiefgehende Songs wie „Hymn“ runter gestakst, womit Seele und Leidenschaft entrissen werden. Auch instrumental wird ein nettes Blutengel-Gewand übergestreift, ohne groß zu verfremden. Doch die Hoffnung, dass diese Mischung, die fast schon an Karoake grenzt funktioniert, verpufft gänzlich als der Versuch dazu kommt, im Gesang melodisch mit den Originalen mitzuhalten. Spätestens an dem Punkt fällt alles auseinander. Von der englischen Aussprache wollen wir gar nicht erst anfangen. Meines Erachtens ist es in Blutengel-eigenen Songs vielleicht ein amüsantes Stilmittel. Andernfalls kann ich mir nicht vorstellen, warum in all den Jahren kein Fortschritt zu hören ist. Doch bei Coverversionen wirkt es als würde die Vorlage ins Lächerliche gezogen. Oder umgekehrt: als würde sich die Band selbst bewusst ins Lächerliche ziehen. Es grenzt an Blasphemie.
Bei den Songs, die Ulrike Goldmann trällert verhält es sich trotz gesanglichem Können teilweise leider ebenso. Hier rutschen Blutengel fast schon in die Schlagerrichtung ab. Besonders bei „Nobody’s Diary“ läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken – und das nicht vor Wonne.
Ein richtig guter Gag mit Augenzwinkern hätte „Dr. Mabuse“ werden können. Doch leider handelt es sich nicht um den Song von Blue System, sondern es wird sich an dem Klassiker von Propaganda vergriffen. Ganz zu schweigen von Hits, wie „The Sun Always Shines on TV“, die einfach unangetastet bleiben sollten. Hier erscheint es als würde Chris Pohl den gesamten Song über den richtigen Ton suchen.
Es gibt tatsächlich auch ein, zwei hörbare Songs, doch im Großen und Ganzen wäre dieses Coveralbum wirklich nicht notwendig gewesen. Da ist man mit einer 80er-Compilation mit den Originalen eindeutig besser bedient. Blutengel hätten sich lieber etwas Zeit lassen und an den Erfolg von Un:Gott anknüpfen sollen, das vorrangig gute Kritiken erhalten hat. Das war ein guter Weg und hoffen wir, dass das nächste Werk diesen Grat sicheren Schrittes weiter gehen wird.