Big Boy: Hail The Big Boy (2007) Book Cover Big Boy: Hail The Big Boy (2007)
Mateingerm / Soulfood Music
06.07.2007
www.myspace.com/hailthebigboy

Tracklist:

  1. La légíon
  2. Hail the big boy
  3. Get over it
  4. One good reason
  5. Let the dead burn their own dead
  6. Gestasi baby
  7. Catastrophe
  8. Fake it
  9. Sin=sational
  10. Just like we (choose to be)
  11. Give up

Schon seit einigen Monaten stoße ich im Internet häufig auf den Namen „Big Boy“. Naheliegende Assoziationen bei diesem Namen könnten vielleicht ein Kondom, das Genital an sich, sowie ein elektronischer Do it yourself Frauenbeglücker darstellen. Doch nichts dergleichen… ein Frauenbeglücker aus Fleisch und Blut träfe es wohl eher. Hinter Big Boy steckt nämlich ein schwedischer Münchner und was dieser und die Band um ihn herum, die wie urplötzlich erschien und in Null Komma Nichts an sämtlichen gängigen dunkleren Festivals wie WGT, M´Era Luna oder dem Citadel Festival live zu erleben sein wird, vermag, wollte ich nun unbedingt rausfinden.

Ein höchst dramatisches Intro eröffnet das aktuelle Werk „Hail The Big Boy“. „La Legion“ erinnert an einen Fanfarenzug im alten römischen Reich. Lediglich die französische Sprache passt nicht ganz dazu, vielleicht ist also doch ein anderes Zeitalter und/oder Land in diesem pompösen Beginn gemeint (ich spreche leider kein Französisch). Dann geht’s los mit einem recht narzisstisch veranlagten „Hail The Big Boy“. Gesamtheitlich recht rockig gehalten, mit elektronischen Einflüssen. Nette Breaks und ein ziemlicher Gegensatz im Refrain, der fast schon Glam-Rock grenzt. Die choralen Backgrounds klingen überzeugender als der Gesang des Frontmannes. Dessen Stimme hat nicht viel mit guten gesanglichen Künsten zu tun. Gibt man sich so selbstverliebt, wie Big Boy sollte man auch ein wenig Talent besitzen.

Viele Widersprüche sind in diesem Album grandios vereint. Die Musikarrangements sind sehr gelungen, da hopst Big Boy innerhalb eines Songs von Rock nach Glam und schiebt noch ein wenig Industrial zwischenrein – und das macht er so gut, dass das Album nie langweilig wird. Über den Widerspruch der mangelnden Stimme kann man jedoch nicht hinweg sehen. Ein Lichtblick ist allerdings noch „Let The Dead Bury Their Own Dead“. Eine Ballade die mit einem Beatmungsgerät beginnt. Eine tieftraurige Klaviermelodie stimmt den Song an und für den Rest des Liedes stören auch keine andere Instrumente die andächtige Atmosphäre. Der fast geflüsterte Gesang ist in höchstem Maße dramatisch und ist hier mal sehr passend.

Danach brettert „Gestasi Baby“ wieder mit viel Drums und Elektro los. Zurück ist auch der „Gesang“.

Das ist also Big Boy. Habe ich das erwartet? Keine Ahnung… die Musik ist jedenfalls sehr rockig und verdammt gut arrangiert. All die verschiedenen Einflüsse in solch guter Kombi – mit einer noch besseren Abmischung würde das alles ein absoluter Knaller werden. Und vor allem mit einer besseren Stimme. Doch leider glaube ich, dass das ganze Drumherum – die Selbstverliebtheit, das Mysteriöse an dem plötzlichen Auftauchen, die vielen Gerüchte um Entstehung und das Sein und die viele Eigenwerbung auf myspace sowie die Präsenz an vielen Festivals und der Öffentlichkeit i.A. – gut ankommen wird und Big Boy relativ erfolgreich werden. Vielleicht überzeugt mich ja auch noch eine Livepräsentation an einem der kommenden Festivals... wir werden sehen.

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Melanie Schupp
Melanie – the fucking awesome face from outer space – Schupp, ist Freizeitzombie, der Alptraum jedes Metalldetektoren, HardcoreBraut und schippert von Hamburch auch mal über den Musicheadquarter. Als kleine Schwester Edward Scissorhands, hat sie das zweite Gesicht, schreibt ihre Texte mit Kunstblut und Kajal und bringt Farbe in jeden Fotograben.