Atreyu: Lead Sails Paper Anchor (2007) Book Cover Atreyu: Lead Sails Paper Anchor (2007)
Roadrunner Records
24.08.2007

Tracklist:

  1. Doomsday
  2. Honor
  3. Falling Down
  4. Becoming The bull
  5. Two Become one
  6. Lose It
  7. No One Cares
  8. Can't Happen Here
  9. Slow Burn
  10. Blow
  11. Lead Sails [And A Paper Anchor]

Beim ersten Durchhören des neuen Albums „Lead Sails Paper Anchor“ der Band Atreyu aus Orange Countys Metalszene dachte ich mir noch „Was zur Hölle ist das für ein Mist?“. Zuviel der vergangenen Atreyu Werke steckte mir noch in den Ohren und nur schwer stellten sich meine Ohren, oder besser gesagt mein Gehirn auf die etlichen Neuerungen auf der Scheibe ein.

Beim zweiten Durchgang nickte ich bei dem ein oder anderen Song mit dem Kopf mit und meine Füße begannen im Takt zu wippen. Und spätestens nach der Hälfte ertappte ich mich dabei mit zu summen und begann das Album zu lieben. Betrachtet man sich das Ganze nämlich aus ein wenig Entfernung mit weniger Ernsthaftigkeit und unter dem größten Aspekt – der Unterhaltung nämlich – ist „Lead Sails Paper Anchor“ wirklich gelungen. Atreyu bewegen sich ein großes Stück nach vorne. Es scheint als hätten sie die fehlende Weiterentwicklung des letzten Albums noch mit dazu genommen.

Schon der erste Song startet mit bretternden Metalgitarren. Und auch wenn der gesangliche Part dann überraschenderweise stark ins Melodiöse übergleitet und die erwarteten Growl und Shouts ausbleiben, findet sich in „Doomsday“ doch ein wunderbarer Opener, der schon mal mächtig Dampf unterm Hintern macht. „Honor“ startet dann mit einem leichten Deja Vu an „Paradise City“ von GnR oder „We Will Rock You“ von Queen. Das war aber auch schon das einzige, das an diese beiden Songs im Entferntesten erinnert. Ein toller unausweichlicher Groove sorgt für gute Laune und übt auf den Hörer sofort einen lähmenden Effekt aus, der verhindert dass man weiterzappt. Auch hier wieder schön eingefügte Gesangsparts. Doch auch Alex Varkatzas darf wütende Shouts a la „fight fight to the break of dawn“. Danach folgt ein kleiner Rückschritt… „Falling Down“ erinnert leider mehr wie ein billiger Abklatsch eines Songs der Lostprohets. Tut mir leid, das musste gesagt werden. Darüber sollten sich Atreyu bitte noch mal Gedanken machen. Zu Nahe liegt hier die Klippe zum schlechten Larifari-Radio-Pop. Da helfen auch keine Blasinstrumente mehr.

Die erste Single „Becoming The Bull“ klingt da doch gleich ganz anders. Ein explosionsartiges Schlagzeug, das von einem kleinen Gitarrenintro begleitet wird, eröffnet das Stück. Der Song an sich stellt eine gute Mischung aus den alten und den neuen Atreyu dar (wer hier Dr. Jekyll und wer Mr. Hide ist, sei dahin gestellt). Doch der absolute Brüller kommt bei „When Two Are One“. Was recht balladesk beginnt entpuppt sich zu einem Rock-Metal-Knaller der Extraklasse. Zu Beginn weiß man nicht ob die Band das maßlos übertriebene Metalgehabe ernst meint oder nicht. Man erfährt es auch nicht im Laufe des Songs, doch was gewiss ist: er macht verdammt viel Spaß. Schnelle Gitarren, treibender Beat und gelungene Übergänge zwischen den Gesangslinien. Bei „Lose It“ treiben Atreyu ihre Huldigungen an die alten Zeiten dann fast auf die Spitze. Sind wir hier bei „Blaze Of Glory“ oder was? Das Schmunzeln kann ich mir nun nicht mehr aus dem Gesicht wischen. Einerseits, da die Anspielungen (ob gewollt oder nicht) unübersehbar (-hörbar) sind, andererseits weil die Scheibe einfach Spaß macht. So schreitet ein Song nach dem anderen voran, der Anti-Kriegs-Hit ohne den heute kaum ein Album auskommt findet sich in „Slow Burn“ mit einem Refrain, der sofort haften bleibt. Der absolute Mötley Crüe Gedenksong mit „Blow“ und auch eine Ballade mit Namen „Lead Sail (And A Paper Anchor)“ zum Ausstieg… diese hätten sie sich meiner Ansicht nach aber wirklich sparen können!

Zugegeben, Atreyu sind in Sachen Kommerz unglaublich gestiegen. Viele ältere Fans dürften überrascht sein, sofern sie sich nicht gleich von dem kommerziellen neuen Wandel der Band abwenden. Doch andererseits werden sich auch viele neue Anhänger damit finden.

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Melanie Schupp
Melanie – the fucking awesome face from outer space – Schupp, ist Freizeitzombie, der Alptraum jedes Metalldetektoren, HardcoreBraut und schippert von Hamburch auch mal über den Musicheadquarter. Als kleine Schwester Edward Scissorhands, hat sie das zweite Gesicht, schreibt ihre Texte mit Kunstblut und Kajal und bringt Farbe in jeden Fotograben.