Trisol Music Group
16.10.2015
Tracklist:
- Himmel und Hölle (Kreuzweg)
- Mach's gut, Berlin!
- Zwischentöne: Ich nenne mich Paul
- Zwischentöne: Baukörper
- Begeistert (Ich bin unsichtbar)
- Zwischentöne: Lift
- Astoria verfallen
- Souvenir, Souvenir
- Zwischentöne: Blank
- Dro[eh]nen aus dem rostigen Kellerherzen
- Alles, nur das nicht!
- Loreley
- Fortsetzung folgt...1
Die Frankfurter Band „ASP“ präsentieren mit „Verfallen - Folge 1: Astoria“ ein besonderes Album und lassen dafür sogar den aktuellen Zyklus „fremd“ pausieren. Im Mittelpunkt dieser CD, die eine Mischung zwischen Konzeptalbum und Hörbuch ist, steht Paul, der während der Nachkriegswehen des I. Weltkrieges sein neues Glück in Leipzig sucht.
Mit harten Tönen beginnt das neue Machwerk. „Himmel und Hölle“ nimmt den Zuhörer hart, aber herzlich in Empfang. „Machs gut Berlin“ ist der Abschiedssong von Paul an seine alte Heimat, die er nun verlassen will, um in Leipzig das Glück zu finden. Noch recht orientierungslos zieht ihn das Hotel „Astoria“ magisch an. Ein düsterromantischer Song, der tief geht. Die Geschichte wird zwischen den einzelnen Songs mit sogenannten „Zwischentönen“ forterzählt. Sanfte Klänge begleiten dazu die Erzählungen von ASP und lassen den geneigten Zuhörer in diese surreale Welt abtauchen, ehe man mit „Begeistert (ich bin unsichtbar)“ wieder in die Realität zurückkatapultiert wird. In diesem Song wird die kompromisslose Verbundenheit zwischen Paul und dem „Astoria“ deutlich. Paul nimmt das Gebäude, wie einen guten Freund wahr, während die Gäste des Hotels von seiner Anwesenheit als Hausmeister möglichst nichts bekommen sollen. „Astoria verfallen“ dürfte einigen Zuhörer bereits bekannt vorkommen, da dieser Track beim M’era Luna uraufgeführt wurde. Inhaltlich ist es eine Liebeserklärung von Paul an das „Astoria“. Den Track zeichnen die ASP-typischen Trademarks aus. Ein Refrain, der sofort ins Ohr geht und eine Melodie, die man einfach nie mehr vergisst. „Souvenir, Souvenir“ klingt bedrohlich und erschafft eine düstere Stimmung, als alle anderen Songs davor. Und zwar zu Recht, hier gesteht Paul, dass er Menschenopfer für das „Astoria“ darbringt, die er unter den Hotelgästen findet. Für diese Taten reicht es Paul, dass es sich mal um einzelne Körperteile handelt und er damit einen persönlichen Tribut an das „Astoria“ leistet. Hier wird die Persönlichkeitsstörung des jungen Herren mehr als deutlich. Das knapp 10-minütige Epos „Dro[eh]nen aus dem rostigen Kellerherzen“ kann durch eine finstere Stimmung überzeugen, die kein Sonnenstrahl erreicht. In diesem Track realisiert Paul sein Tun und bereut seine Schandtaten. Ein insgesamt ruhiger Song, der direkt aus der Hölle stammen könnte. So eindringlich, so schwarz hat man ASP selten gehört. Dramatische Töne werden bei Alles, nur das nicht“ angeschlagen. Hier wird die Opferbereitschaft von Paul noch einmal thematisiert und er fleht um Vergebung und bittet zeitgleich um Vergebung. Nun wird ihm endgültig bewusst, was das „Astoria“ mit ihm angestellt hat. Es gibt für Paul aber kein Zurück mehr und so vergeht er sich an der Tänzerin des Hotels „Loreley“ erzählt die Geschichte einer Mordnacht. In dieser Nacht tötet Paul die Tänzerin und bietet sie als Tribut dem Hotel dar. Gesanglich zeigt sich ASP in absoluter Bestform, die Geige erzeugt eine Stimmung, die irgendwo zwischen mystisch und bedrohlich einzuordnen ist. „Fortsetzung folgt“ ist das freundliche Ende dieses düsteren Albums. Eine Hommage an seine Fans erschafft ASP hier. Dieser Song wird live definitiv ein absoluter Höhepunkt, besser kann man die „magische Verbindung“ nicht in Töne bringen.
Fazit: ASP liefern erneut ein grandioses Album ab. Sicher keine leichte Kost, aber man muss dem Album eine Chance geben. Die Geschichte ist bis ins Detail ausgearbeitet und könnte zu einem Referenzwerk im Bereich der Konzeptalben werden. Mit „Fortsetzung folgt“ kommen auch jene Fans auf ihre Kosten, die ASP eher durch unterhaltsame Lieder kennen und schätzen. Hier sollten keine Wünsche offen bleiben.