Apoptygma Berzerk: Exit Popularity Contest (2016) Book Cover Apoptygma Berzerk: Exit Popularity Contest (2016)
Pop
Green Records (rough trade)
07.10.2016
www.theapboffice.com

Tracklist:

  1. The Genesis 6 Experiment
  2. Hegelian Dialectic
  3. For Now We See Through A Glass, Darkly
  4. Stille Nar Gruppe
  5. In A World Of Locked Rooms
  6. The Cosmic Chess Match
  7. U.T.E.O.T.W. (Instrumental)
  8. The Devil Pays In Counterfeit Money
  9. Rhein Klang
  10. U.T.E.O.T.W. (Extended Version) – Bonus Track

 

Als ich von dem Album laß, dachte ich mir oh cool, nach nun bald SIEBEN Jahren endlich wieder was Neues. Aber dann kam ein Staunen über mich. Denn dieses Album ist zwar eine neue CD, aber die Tracks allesamt sind eigentlich nicht neu. Lediglich sind sie noch nicht zusammen auf CD erschienen. Die alle samt instrumentalen Songs (wenn man von den paar Samples und dem letzten Track absieht) sind jedoch schon mal auf Vinyl auf drei verschiedenen EPs veröffentlicht worden. Das mag den einen oder anderen Fan nun abhalten sich die Scheibe zu kaufen, da sie ja nun alle Songs bereits auf Schallplatte haben. Aber ich denke im Auto oder mal eben unterwegs bei Freunden, sind Schallplatten leider nicht mehr so weit verbreitet. Also doch ein Grund zur CD zu zugreifen?

Dieses Album ist jedoch so speziell, das es wohl für den gewöhnlichen Fan befremdlich wirken könnte. Anderen „Old-School“ Electro-Fans der späten 70iger und frühen 80iger dürfte dieses Album wiederum als ENDLICH mal was „Neues“ sehr gut gefallen. Jean Michel Jarre und Kraftwerk Fans dürften ihre wahre Freude an dem für APOP ungewöhlichen Album haben. Es erwarten einen Soundflächen, sphärische Klangwelten, Electrominimalismus und Rhythmen aus den Computer-Sound-Anfängen. Das alles ist für dieses Jahrhundert sicher sehr speziell und trotzdem witzig intoniert. Obwohl Stephan Groth (Kopf der Band) mit diesem Album auch etwas an Retrospektive erschafft, die einen Blick zurück ermöglicht und weit entfernt ist von den „üblichen“ Electro-Darkpop Sounds, für die APOP bekannt wurde und geliebt wird. Daher sollten gerade auch Fans mit dieser CD ihren musikalischen Horizont erweitern können.

Mit dem Album ist eine Verbindung geschaffen worden, zu der Zeit als Computer noch neuartig und gleichzeitig faszinierend unschuldig waren. Diesen Blick kann man sich aber nur erarbeiten, wenn man sich mit dem Artwork beschäftigt. Makeup like Kiss und u.a. ein Zitat von Oscar Wilde sind alles keine Anzeichen für eine zukunftsgerichtete Blickweise. Jedoch aber das widerspiegeln, was der Däne auch selbst über seine eigene Meinung zu Computern, Überwachung (im wie auch außerhalb des Internets) und seine eigene musikalische Heimat wiedergibt. Somit ist diese in sich gelungene Scheibe sicher nichts, was ich mir jeden Tag drei mal anhören würde, wie ältere APOP Alben. Aber es spiegelt doch auch wieder, dass man sich durchaus neu erfinden und rückbesinnen kann, ohne dabei alt und ideenlos zu wirken. Und mal zwischendurch ist es der eine oder andere Song, der eben gerade schön in den Hintergrund passt und einen den Moment versüßt.

Anspieltipps:

  • The Genesis
  • Rhein Klang
  • U.T.E.O.T.W. (Extended Version)
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Oliver Garrandt
Oliver Garrandt ist ein ECHTER Fotograf! Echt jetzt!! Mit Betonung auf Graf, aber in der Regel inkognito, mit Verzicht auf Titel und jegliches Zeremoniell. Alles andere wäre albern und unpraktisch. Man erzählt sich, von Garrandts Sommerresidenz in Dings bei Bums sei soetwas wie das rebellische Knusperhäuschen der internationalen Anti-Low-Carb-more-Fat-Bewegung. Ein käseüberbackenes, solarbetriebenes Nudelparadies mit extradünnen Extras. Der blaublütige Pixelprommi is so fucking real und exclusiv, der lebt sogar seinen Hang zu Electro und alternativer Musik, „die gern auch Crossover Industrial und Metal beinhalten darf“, offen aus.