Hip Hop
JKP (Jochens kleine Plattenfirma)
20.01.2017
www.antilopengang.de
Tracklist:
- Das Trojanische Pferd
- Patientenkollektiv
- Pizza
- Fiasko
- Tindermatch
- ALF
- Liebe Grüße (mit Fatoni)
- Hilfe
- Baggersee
- Fugen im Parkett (mit Schorsch Kamerun)
- Flop
- RAF-Rentner
- Lob der Lüge
- Gestern war nicht besser
Für sie sind Pizza und TV-Alien ALF revolutionär, besorgte Bürger und IS-Kämpfer bilden Tindermatches und wenn gar nichts mehr geht, hilft nur noch die Atombome auf Deutschland. Herzlich Willkommen in der Welt der Hip-Hop-Crew Antilopen Gang und ihrem zweiten Album „Anarchie und Alltag“.
Rückblick: Ihr Studiodebüt (nach zahlreichen und kostenlosen Mixtapes zum Downloaden) „Aversion“ aus dem Jahre 2014 war ein Überraschungserfolg, vor allem Dank „Beate Zschäpe hört U2“. Überraschend vor allem, weil die Gang eine Band ist, die aus ihrer linken Haltung keinen Hehl macht. Eine Seltenheit im deutschsprachigen Hip Hop. Und mit dieser Rolle kokettieren sie dann auch gleich im Opener des neuen Albums „Das trojanische Pferd“. Irgendwann werde den Medien dann schon aufgehen, dass sie keine Fans haben, sondern eine Stadtguerilla, kündigen sie an, bereit zu übernehmen und schieben das Ulrike-Meinhof-Zitat nach „Natürlich kann geschossen werden“.
Das Album ist voll solcher politischer sowie popkultureller Querverweise, nicht selten mit einem heftigen Augenzwinkern. Klar, raptechnisch und musikalisch gibt es Bessere. Die Lines sitzen nicht immer, die Beats sind zwar ordentlich (dank Mithilfe des Hip-Hop-Urgesteins Roe Beardie), vielleicht aber ein bisschen zu homogen. Verstecken müssen sich Danger Dan, Kolja und Panik Panzer trotzdem nicht. Ihr Kapital sind ihre Texte, in denen sie aktuelle gesellschaftliche Phänomene wie Pegida, Islamismus oder auch Tinder klug und geistreich aufgreifen.
Inhaltlich sind sie somit dem Politpunk der Goldenen Zitronen näher als dem Straßenrap von beispielsweise Bonez MC und Gzuz. Und Zitronen-Sänger Schorsch Kamerun lassen sie auch auf der Thekenmelancholie „Fugen im Parkett“, gleichzeitig der nachdenklichste Song des Albums, so etwas ähnliches wie eine Hook krakeelen, die noch tagelang im Ohr bleibt.
Bei dem Trio trifft Antifa auf Autotune. Und dabei können sie grooven wie in „Flop“ oder buchstäblich den Punk rauslassen wie in „Baggersee“, der Song, in dem die besagte Atombombe fällt. Eine schöne Mitgrölnummer. Apropos: Wer ein paar Euro mehr ausgibt, bekommt die Deluxe-Version mit dem Zusatzalbum „Atombombe auf Deutschland“. Auf dem rappt die Gang ihre Hits mit solch illustren Gästen wie Bela B., Campino oder Wolfgang „Wölfi“ Wendland von Die Kassierer.