Independent, Rock
Matador/Beggars Group / Indigo
17.01.2020
https://algierstheband.com/
Tracklist:
- There Is No Year
- Dispossession
- Hour Of The Furnaces
- Losing Is Ours
- Unoccupied
- Chaka
- Wait For The Sound
- Repeating Night
- We Can’t Be Found
- Nothing Bloomed
- Void
Nachdem Algiers mit ihren Alben Algiers (2015) und The Underside Of Power (2017) zwei kraftvolle, temporeiche Alben vorgelegt haben, aus denen der Schmerz und die Wut dem Hörer teilweise recht schwer verdaulich entgegengeschrien werden, ist es 2020 Zeit für ein neues Album. Und hier ist es nun also, das dritte Album der amerikanischen Band Algiers mit dem Namen There Is No Year. Elf neue Songs, in denen das Quartett aus Atlanta ihre Sicht auf die heutigen politischen Gegebenheiten präsentiert.
Während die Vorgängeralben sehr brachial daher kommen und zeitweise stark an der Grenze des hörbaren kratzen, kommt das Album deutlich homogener und zahmer daher. Nach wie vor ist der unverkennliche Sound mit der markanten und fordernden Stimme des Sängers Franklin James Fisher Markenzeichen der Band. Und nach wie vor brodeln die Songs und beherbergen einen brachialen Industrial Sound. Aber alles in allem ist dieses Album deutlich hörbarer und bewegt sich teilweise sogar in den Bereich eines Ohrwurms. Was ist passiert? Ist die Wut weniger, der Idealismus gedämpfter, der Kampfgeist erloschen? Manchmal scheint es so. Die Songs drehen sich weiterhin um politische Themen, aber nun eher gespickt mit der Erkenntnis, dass Änderungen Zeit benötigen, teilweise mit Hoffnungslosigkeit und Angst über einen totalen Kontrollverlust. Lebensfroh geht ganz klar anders. Aber das war noch nie der Anspruch von Algiers. Sie wollen aufrütteln, bewusst machen, ansprechen. Und das bahnt sich in deutlich melodiöseren Rhythmen seinen Weg. Resignation äussert sich also in zahmeren, homogoneren Songs? Bei Algiers scheint es ein wenig so.
Den Beginn des Albums macht der gleichnamige Song There Is No Year. Gewohnt brachial eröffnet dieses Lied das Album, um aber trotz der Eindringlichkeit recht hörerfreundlich daherzukommen. In dem gleichen Stil geht es mit dem Song Dispossession – mein persönlicher Hitsong des Albums – weiter, der trotz der negativen Stimmung und der eindringlich anklagenden Stimme fast mit Hörwurmcharakter daherkommt. Und zugleich einer der drei Songs des Albums ist, zu dem Algier ein Video produziert haben. In diesem Stil geht das Album temporeich weiter, teilweise sogar mit balladenhaften Anwandlungen. Zum Ende des Albums beginnen sich die harmonischen Klänge zunehmend zu verflüchtigen, um mit dem Song Void einen stark an die vorherigen Album erinnernenden Abschluss zu nehmen.
Alles in allem ein überrachend zahmes und homogenes Album, in dem es scheint, dass Algiers zunehmend ihren musikalischen Weg gefunden haben und zum Glück des Höreres nun ausgeglichener und melodiöser daherkommen ohne aber dabei ihre Mission und ihre Botschaft zu vergessen.