Start CD / DVD Reviews Alestorm: Black Sails at Midnight (2009)

Alestorm: Black Sails at Midnight (2009)

Alestorm: Black Sails at Midnight (2009)
Alestorm: Black Sails at Midnight (2009)
Napalm Records
29.05.2009

Tracklist:

  1. The Quest
  2. Leviathan
  3. That Famous Ol' Spiced
  4. Keelhauled
  5. To The End Of Our Days
  6. Black Sails at Midnight
  7. No Quarter
  8. Pirate Song
  9. Chronicles of Vengeance
  10. Wolves of the Sea

Der Begriff "Metal" lässt sich längst nicht mehr so auf die eine Art der Musik beziehen, wie man es vor zwanzig Jahren noch hätte tun können. Heute existiert unter diesem Begriff eine derartige Vielzahl von Stilen und Genres, dass der Metal beinah zur Wissenschaft für sich wird. Folk-, Pagan-, Black- oder auch Death - und Power Metal entwickelten sich in den letzten Jahren und existieren seither in den verschiedensten Formen nebeneinander, kreuzen ihre Wege oder verschmelzen miteinander zu einem gänzlich neuen Ergebnis. Ein Ergebnis dieser Verschmelzung ist zum Beispiel der Pirate Metal. Metal, entstanden im 21. Jahrhundert, und obwohl dieses grade erst begonnen hat, ist Alestorm vielen in der Metal-Welt schon ein Begriff. Kein Wunder:  Seit 2007 produzierten sie zwei Alben und eine EP und nahmen so viel Festivals und Konzerte mit, wie sie konnten. Das jüngste ihrer Alben heisst "Black Sails At Midnight".

Mit ihrem True Scottish Pirate Metal, wie die Band selbst ihre Musik bezeichnet, verbinden Alestorm hauptsächlich Elemente aus Power- und Folk Metal mit diversen anderen Stilen aus dem Metalgenre, und so sind die Songs auch recht unterschiedlich und vielseitig ausgefallen. Der Opener "The Quest" ist ein rasanter Mix aus schnellen Gitarren- und Keyboardsoli auf Power Metal - Niveau sowie eingängigen Rhytmusgitarren wie sie für Folk Metal typisch sind. Dazu kommen noch flotte Akkordeonmelodien, die dem Song eine "piratige" Atmosphäre verpassen.

Im folgenden Song dagegen werden ganz andere Töne angeschlagen. Zwar wird er noch von einer flotten Akkordeonmelodie eingeleitet, doch diese rückt dann in den Hintergrund und die brechenden Gitarrenriffs gewinnen an Oberhand. Genauso wie die Trompeten, die dem Stück eine gewisse Epik verleihen, die stark an den "Battle Metal" erinnert, so wie ihn Turisas zu spielen zu pflegen. Noch deutlicher wird dies in "Chronicles Of Revenge", ebenfalls ein Song der von den Blechbläser, epischen Melodien und gar Streichern dominiert wird. Doch sollte man Turisas und Alestorm nicht zu sehr in einen Topf werfen. Piraten und Nordmänner sind immer noch zwei ganz verschiedene Sachen, auch wenn sie zusammen auf Tour gehen! Ob es da zu einem kulturellen Austausch kam, sodass Alestorm nun Backstage Met und nun Turisas den Rum trinken , wissen wir nicht. Es ist aber kein Geheimnis, dass Alestorm die Turisas (neben Korpiklaani) als wichtigsten Einfluss nennt.

"Keelhauled" ist die erste Single-Auskopplung aus "Black Sails At Midnight", zu der die Band sogar ein spektakuläres Video drehen ließ. Musikalisch wird das Lied von der Basedrum vom Schlagzeug und einer Geigen- und Akkordeonmelodie eröffnet, die von den Gitarren aufgegriffen wird, bevor der Song richtig losgeht und an Fahrt gewinnt. Im Gegensatz zu den beiden zuvor beschriebenen Songs, wird in Keelhauled wieder auf flotte Melodie und einem eingängigen Refrain gesetzt. Die Gitarren sind weniger kraftvoll als noch in Leviathan und das Tempo schnellt wieder in die Höhe. Herausgekommen ist dabei ein richtiger Powerdudler, der sich schnell in den Gehörgangen festsetzt.
Ebenso viel Ohrwurmpotential bietet das Instrumentalstück des Albums "No Quarter". Dabei wird eigentlich nur ein und dieselbe Akkordeonmelodie rauf und runter gespielt und von den Gitarren begleitet. Mittendrin findet das Stück seinen Höhepunkt in einem quietschenden Gitarrensoli, das von wildem Keyboardspiel abgelöst wird, bevor beide Instrumente zusammen erklingen. Der bombastische Klang dieses Solos wird aber noch durch die Einbringung der Fluch der Karibik -Melodie, die von pompösen Blechbläsern gespielt wird, übertroffen.  Das Geheimnis über die inspirierende Quelle der Schotten wäre dann  auch gelüftet, wobei man sie bei den Zombiepiraten, die die Cover ihrer Werke zieren,  auch erahnen konnte.

Schon Lieder wie "Terror On The High Seas" vom Debutalbum ließen vermuten, dass Alestorm sich gerne auch mal Trash Metal- artigen Stücken widmen.  So ist es auch bei Black Sails at Midnight, der Song, der auch den Albumtitel lieferte. Die Gitarren übernehmen das Kommando, Melodien sind zwar vorhanden, aber rücken stark in den Hintergrund. In diesem Song herrschen pausenlos treibende Riffs und aggressiver Gesang.

Mit dem letzten Song auf ihrem Album "Wolves Of The Sea" haben sich Alestorm wahrlich eine Hymne an ihr (musikalisches) Piratenleben komponiert. Der mehrstimmige Gesang, der sofort nach Beginn losbricht, sowie der eingängige Refrain, machen den Song zum Stimmungsheber des Albums, noch mehr als alle anderen Songs. Schnell hat man den Refrain drin und ertappt sich beim Mitsingen und die Rhytmusgitarre, sowie das Keyboardsolo tun ihr übriges. Ein ganz großer Song, am ende eines eh schon großen Albums!

Ein einziger kleiner Mängel ist die relativ schwache Halbballade "To The End Of Our Days". Die raue, knatternde Stimme von Sänger Christopher ist nicht dafür geschaffen lange Töne zu singen. Dennoch ist auch dieser Song musikalisch so interessant gestaltet, dass er nicht wirklich ein Tiefpunkt des Albums darstellt.

"Black Sails at Midnight" ist ein sehr vielseitiges Album, das von energiereichen Melodien, Gitarrensoli, und epischen Momenten nur so sprudelt. Thematisch handeln alle Songs vom Plündern, Entern, Rauben und Trinken, eben vom Leben als Pirat. Hätten Piraten damals schon E-Gitarren, Bass und Schlagzeuge gehabt, hätten sie diese Musik gespielt - da bin ich mir ganz sicher! Also hisst die Segel, und sticht in See. Alestorm bietet den perfekten Soundtrack für Metal - und/oder Piraten-Fans!

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