Start CD / DVD Reviews Adam Angst: Neintology (2018)

Adam Angst: Neintology (2018)

Adam Angst: Neintology (2018)
Adam Angst: Neintology (2018)
Independent, Rock
Grand Hotel van Cleef
28.09.2018
www.adamangst.de

Tracklist:

  1. Der Beginn von etwas ganz Großem
  2. Punk
  3. Alexa
  4. Blase aus Beton
  5. Alle sprechen Deutsch
  6. Damit ich schlafen kann
  7. Kriegsgebiet
  8. Immer noch
  9. Alphatier
  10. D.I.N.N.
  11. Physik

Da ist es nun also: Felix Schönfuss‘ zweites Album mit ein und derselben Band. Dann müssen wir zukünftig nun also über wen anderen lästern. Aber in der Zwischenzeit können wir uns ja die Zeit mit dem zweiten Streich von Adam Angst vertreiben. Neintology heißt es und ist wie erwartet ein sarkastisch-intelligentes Spiegelbild unserer Gesellschaft. Und ganz nebenbei ist es musikalisch deutlich abwechslungsreicher als das Erstlingswerk. Während das Debutalbum sowohl musikalisch als auch von den Texten durchgängig auf Vollgas getrimmt ist, finden sich auf Neintology auch ruhigere Stücke und sogar eine Ballade. Steht den Jungs von Adam Angst gut. Trotz allem hat die Bands aber nichts von ihrem Markenzeichen - dem intelligent-sarkastischen Blick auf unsere heutige Gesellschaft – eingebüßt.

Und was ist Adam Angst seit ihrem letzten Album so alles über unsere heutige Gesellschaft aufgefallen? Ein kleines elektronisches Helferlein mit geheimen Namen ist zum besten Freund des Menschen aufgestiegen (ein dickes sorry an die heutigen Hunde…). Und nicht nur das: es ist Seelentröster, Helfer, Beschäftigungstherapeut, Kindermädchen, bester Freund in einem und einfach immer da. Die Übernahme der Weltherrschaft steht kurz bevor. Ist aber kein Problem, da das bestimmt noch jemand posten, twittern oder hashtaggen kann.

Und sonst so? Die zwei Wochen Jahresurlaub werden mit der Familienpackung Maggi an gewohnten All-Inclusive-Etablissements verbracht. Da verscheucht auch ein Herr Erdogan die Deutschen nicht so einfach. Gegen Deutsch als allgegenwärtige Sprache, der guten alten Gewohnheit und den günstigen Preisen kann halt so einfach nichts und niemand anstinken. Selbst nicht die fade Buffetsuppe. Aber bevor es in den zweiwöchigen Jahresurlaub geht, müssen wir uns immer wieder über unsere unfähigen Mitmenschen aufregen, die am besten einfach nur im Weg stehen können. Alles hat halt seinen Preis. Gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung ist nach wie vor nicht akzeptiert, ebenso wie psychische Erkrankungen eher totgeschwiegen werden und der politisch rechte Ruck versucht unter unterschiedlichsten Deckmäntelchen Fuß zu fassen. «Erst fängt sie nur ganz leise an, dann schaut über den Schüsselrand, sagt kurz Guten Tag, aber dann… zu spät». So wie es die Bank in dem letzten Lied auf der CD ausdrückt.

So sieht es also heutzutage bei uns aus. Und wer sich in dieser Gesellschaft nun nicht so ganz zugehörig fühlt, sollte sich auf jeden Fall das «Way-to-Well Package» in Form des Albums Neintology kaufen und intensivst zu Gemüte führen. Prädikat sehr empfehlenswert!

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