Review: Placebo, Howling Bells (19.12.2006, Hannover)

Foto: Torsten Volkmer

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Es ist ganz klar, dass ein großer Name wie Placebo für volle Konzerthallen sorgt. So auch am 19.12.2006 in Hannover. Der freie Platz in der AWD Hall schmälerte sich mit jeder Minute vor Konzertbeginn. Als der Supportact Howling Bells die Bühne betrat war die Venue bereits sehr gut besucht und die Band mit einer atemberaubenden Frontfrau durfte sich über großzügigen Applaus freuen. Softe Musik mit einer niedlichen Frau an den Vocals, die auch eine Gitarre zu bearbeiten weiß sorgte für Unterhaltung und trotzdem waren sicherlich einige froh, als der letzte Song ausklang und man sich auf etwas mehr Action während des Hauptacts freuen durfte.

Große Leinwände beeindruckten schon vorab und das Publikum scharrte ungeduldig mit den Füßen. Nur gut dass Placebo die Menge, die mittlerweile die gesamte Halle einnahm, nicht allzu lange auf die Folter spannte. Mit „Infrared“ stürmten sie ohne Vorwarnung die Bühne und unter den Anwesenden brach ein Jubelsturm aus. Schon mal ein sehr gelungener Song zu Beginn und auch die folgende Setliste ließ nicht zu wünschen übrig. Weiter gings ohne Unterbrechung mit „Meds“.

Foto: Torsten Volkmer

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Unverständlicherweise war die Stimmung in der Halle am Kochen. Ja richtig gelesen „unverständlicherweise“, denn sehr kühl und reserviert wirkte die Band, nein am ehesten trifft „übermüdet“ und „lustlos“ das Szenario auf der Bühne. Der Kontakt zum Publikum fehlte vollkommen und auch wenn es vielleicht sonst niemand zu stören schien, so kam ich mir wie hinter einer Glasscheibe vor. Nur gedämpft mochte nicht die Musik, sondern das Feeling zu erreichen. Irgendwo ging da was verloren zwischen Boxen und meiner Aufnahmefähigkeit. Die angezogene Geschwindigkeit, mit der so manch ein Song performt wurde, verstärkte den Eindruck von Eile und „hinter-sich-bringen“ noch mehr.

Nach ein paar Songs gab es dann auch mal eine kleine Ansage, die jedoch sehr automatisch und monoton erschien. Auch „Sleeping with Ghosts“ oder die merkwürdigen Filmchen, die über die Monitore flimmerten hoben meinen Eindruck nicht. Bollywood, Baby mit Mutter und ähnliche Kunst verwirrte mehr als dass es die Musik unterstützte.

Foto: Torsten Volkmer

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Auf Klassiker wie „Every me every you“ oder „Special K“ musste man natürlich nicht warten sie kamen von ganz alleine. Nur warum „Running up that hill“ als Coverversion herhalten musste, bleibt mir unverständlich. Was schon damals bei dem eindeutig besseren o2 Musicflash ein Ausreißer war und qualitativ nicht überzeugte, war nun leider auch nicht besser.

Ich muss sagen dies war der erste Auftritt von Placebo, der mich kalt ließ. Nun, dem restlichen Publikum schien es offensichtlich gefallen zu haben und die Stimmung in der Halle war trotz allem sehr gut. Ob es nun an meinen kritischen Ohren gelegen hatte oder ob die Menge sich gegenseitig und voller Vorfreude in diese Stimmung gepusht hatte ist nicht gewiss. Doch selbst wenn… das Publikum darf auch mal sich selbst feiern und das hat es an diesem Abend auf jeden Fall drauf gehabt. Darauf kommt es schließlich an. Kompliment an die Fans!!!

Fotos:

Placebo (19.12.2006)
Howling Bells (19.12.2006)

Links:
http://www.placeboworld.co.uk/
http://www.howlingbells.com/

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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