Review: eine Zeitreise in Franken – Das Festival Mediaval 2015 (11.09. – 13.09.2015, Selb)

Die Porzellanstadt Selb verwandelt sich jährlich am zweiten Septemberwochenende in eine Zeitmaschine, die den Besucher in längst vergangene Zeiten zurück katapultiert. Das „Festival Mediaval“ lebt das Mittelalter wie kaum ein anderes Festival in Perfektion aus. Mit zahlreichen Bands, Gauklern und einem weiträumigen Mittelaltermarkt wird dem geneigten Besucher alles geboten, was das Herz begehrt.

Foto: ©bs!
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Mittlerweile hat sich die jährliche Markteröffnung zu einem traditionellen Treffen von Organisatoren, Pressevertretern, der örtlichen Politik und den Fans gemausert. Schon zur Eröffnung wurde klar, dass sich das Mediaval auch im nächsten Jahr weiterentwickeln würde. Neben den Ankündigungen begrüßte der Bürgermeister der Gemeinde Selb die zahlreichen Besuchern. Danach übernahmen die „Pyrates“ die Bühne und schickten die Fans auf Kaperfahrt. Mit ihren Klängen irgendwo zwischen Mittelalter und Seeräuberromantik schaffte es die Band die Massen in ihren Bann zu ziehen.

Da sich das Mediaval jedes Jahr einem neuen Motto widmet, wurde im Rahmen des diesjährigen „Celtic Special“ der Auftritt von „Ashley Davis“ zelebriert. Ein gelungener Auftakt für das mehrtägige Spektakel. Nach einer kurzen Spielpause und einem Gang über den Markt stand mit „Poeta Magica“ eine Gruppe auf dem Spielplan, die mit ihren vielseitigen Songs die Herzen der Mittelalter-Jünger seit Jahren im Sturm erobert. Ein kurzweiliges Vergnügen, dem sich die keltische Band „Moya Brennan“ anschloss. Der Tag neigte sich nun dem Ende entgegen und während in den Heerlagern schon die ersten Lagerfeuer aufbrannten, verschlug es einige Besucher noch in das Partyzelt, um den ersten Festivaltag bei der After-Show Party ausklingen zu lassen.

Foto: ©bs!
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Viel Zeit zum Schlafen blieb folgerichtig kaum, da die ersten Konzerte in Selb bereits um 11 Uhr die Zuschauer auf den Goldberg locken. Mit „Ignis Fatuu“ stand eine der Bands auf dem Programm die eher für die härteren Töne zuständig ist. Die Spielleute nutzten ihre Spielzeit optimal aus und gaben eine Rundschau ihrer bisherigen Werke zum Besten. Nicht nur für eingefleischte Mittelalterfans war dieses Konzert ein absolutes Muss. In bester Spiellaune präsentierte sich auch „heiter bis folkig“, die das Mediaval zum Anlass nahmen, um ihr „10 Jahres-Jubiläumskonzert“ vor großer Kulisse zelebrieren zu können. Die versammelte Gemeinde dankte es mit Applaus und es entstand eine Verbindung zwischen Band und Fans, die man nur selten erlebt. Die Abräumer des Tages waren aber wohl ohne Zweifel die „Earth Warriors“ von „Omnia“. Kaum eine andere Band hat mit ihren naturverbundenen und esoterischen Texten eine größere Fanschar um sich versammelt, als eben jene Niederländer. Während einige Fans bedächtig den Klängen lauschten, hielt es die Meisten nicht auf den sitzen und so wurde getanzt und gefeiert, bis sich die Sonne schließlich schlafen legte.

In der Dunkelheit besitzt der Goldberg eine ganz einige Magie. Die Stimmung schwankt zwischen mysteriös und geheimnisvoll. An den Tavernen sammelten sich größere Gruppen, die den Tag noch einmal Revue passieren ließen. Die obligatorischen Lagerfeuer erlaubten einige kleine Einblicke in das Leben im Mittelalter. Schließlich beendete die „Die große Session der Spielleute“ die regulären Konzerte, während an den Zelten noch bis tief in die Nacht gesungen wurde. Für die nimmersatten Besucher bot auch an diesem Abend das Partyzelt noch etwas Ablenkung bereit. Bei einem Krug Guarana Wein wurde die Nacht begrüßt.

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Der Sonntag ist stets der kürzeste Festivaltag des Mediavals. Da sich an diesem Tag aber echte Hochkaräter auf den Bühnenplänen fanden, war dieser Umstand mehr als zu verschmerzen. Den Auftakt machte die neue Hoffnung der Mittelalterrock-Szene, die Band „Carpe noctem“, die obwohl der frühen Stunde das Auditorium auf ihrer Seite wussten. Ein unglücklicher Slot sicherlich, jedoch verwandelte die Band ihren Auftritt in ein wahres Feuerwerk. Von „Carpe Noctem“ wird man in Zukunft gewiss noch einiges zu hören bekommen. Eine wahre Legende sind „Wadokyo“ mittlerweile schon. Die energiegeladene Trommelshow der Band begeisterte nicht nur Fans, sondern inspirierte auch andere Bands, diese einzigartige Kraft in ihre Musik zu integrieren. Nach dem Auftritt von „The Dolmen“, der als Höhepunkt des „Celtic Specials“ gehandelt wurde, kam es zum Zusammentreffen von „Wadokyo“ und den Spielleuten von „Corvus Corax“. Die Berliner, die gefühlt seit Anbeginn der Zeit ihre mittelalterlichen Klängen zu den Fans bringen, konnten sich sicher sein, dass dieser Auftritt in die Annalen des Mediavals eingehen sollte. Die Mischung aus klassischer Mittelaltermarktmusik gepaart mit den kräftigen Drums von Wadokyo erschuf eine Stimmung, der sich keiner entziehen konnte. Nach dem Cover „Twillight of the thunder god“ von „Amon Amarth“ verließen die „Könige der Spielleute“ und „Wadokyo“ überglücklich die Bühne und beendeten damit auch zeitgleich das Festival Mediaval 2015.

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Fazit: Das Festival Mediaval ist kein Festival im klassischen Sinne, denn hier steht neben dem Bühnenprogramm auch das Rahmenprogramm im Fokus. Neben dem Mittelaltermarkt gibt es die Goldbergbucht, die Heimat der Piraten und Wikinger, die mit einer Show und vielen Leckereien auch die Anwohner anziehen. Der Zugang zur Goldbergbucht ist auch ohne Festivalticket möglich und so vermischen sich hier Gewandete und Bewohner der Stadt Selb zum fröhlichen Stell-dich-ein. Ebenfalls ist die Raubvogelshow ein echter Publikumsmagnet und begeistert nun schon im zweiten Jahr die Massen. Auf dem Mediaval wird es nie langweilig, man sieht auf dem Marktplatz Gaukler und man geht in die Heereslager und genießt die Stimmung unter den LARP Spielern. Das Festival Mediaval ist das richtige Festival für Besucher, die sich gern in eine Zeit zurückversetzen lassen und mit Phantasie und offenen Augen neue und spannende Dinge erkunden will. Man darf also gespannt sein, welche Überraschungen uns das Mediaval nächstes Jahr eröffnen wird, wenn es wieder heißt: „Willkommen im Mittelalter“.

Links:

http://www.festival-mediaval.com/

Fabian Bernhardt
Fabian Bernhardthttps://www.be-subjective.de/
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.

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