Es ist eines dieser Konzerte, bei dem Jede*r im eigenen Bekanntenkreis sagt: Klar, da geh ich hin. Wenn The Notwist in die Stadt kommen, dann gehört es einfach zum guten Ton, sich das anzuschauen bzw. anzuhören. Ziemlich genau vor 5 Jahren waren The Notwist zuletzt in der Kulturetage – auch damals war es rappelvoll, auch damals gab es keinen Support-Act, auch damals kam die Band 20 Minuten zu spät auf die Bühne.
Kratzt zum Glück niemanden, im Publikum kennt man sich schließlich untereinander. So bleibt genügend Zeit für ein kurzes Pläuschchen hier und da. Leider scheinen einige dieser Gespräche so spannend zu sein, dass sie sich durch das gesamte Set der Band ziehen. Je lauter diese werden, desto lauter wird gequasselt. Vielleicht lag es daran, dass The Notwist, die nie um große Worte bemüht sind, einfach auf die Bühne stiefelten und ohne Begrüßung anfingen – wie soll man da auch merken, dass es losgeht?
Wenn man sich von den redenden Menschentrauben entfernen konnte, bot sich auf der Bühne ein Spektakel, wie man es von der Band aus Oberbayern gewohnt ist. Analoge und Digitale Instrumente gepaart mit analogen Platten und Gesang – dicke Soundwände, gehüllt in blaues und rotes Licht und all die Songs, die man über die vergangenen 34 Jahre Bandgeschichte lieben gelernt hat – außer Consequence, der fehlt zum Leidwesen einiger. Das Set der aktuellen Tour wird beherrscht von der jüngsten Veröffentlichung Vertigo Days und wird eröffnet mit Into Love/Stars & Exit Strategy To Myself bevor es fließend mit Kong in ein etwas älteres Stück übergeht.
Generell sind die Konzerte von The Notwist als Fluss zu betrachten. Alles geht ineinander über, es gibt nur wenige Pausen für Applaus und Ansagen schon gar keine. Wer es schafft, sich komplett darauf einzulassen kann sich in einem wunderbar gestalteten Set verlieren. Leise Töne, wirklich, wirklich lauter Indie-Rock, hier und da ein kurzer Rave, dazu die beruhigende Stimme von Markus Aacher. Dabei ist längst nicht jeder Ton ein Wohlklang, hier und da ecken The Notwist gern an. Kaum ein Song klingt, wie man ihn von der jeweiligen Platte kennt, genau das macht die Shows der Band jedes Mal so besonders. Umso trauriger ist’s, dass so viele Gäste scheinbar nicht ganz bei der Sache sind.
Nach 16 Songs werden die Loose Ends zusammengeknüpft und enden in einem fulminanten Finale. Ein kurzes Danke wird ins Mikro gesäuselt und die sechs-köpfige Band geht das erste Mal ab. Genug hat in Oldenburg noch niemand. Die Zugaberufe sind laut.
But I know I’m not alone
On a planet that you call home
Mit dem verträumten Sans Soleil wird das Publikum auf das große Finale eingestimmt, denn natürlich darf der wohl größte Hit Pilot nicht fehlen, dieser wird, wie immer, scheinbar endlos mit einem langen elektronischen Part zelebriert, bevor es mit Gravity nochmal klassisch rockig wird. Aber das ist längst nicht genug. Nach einer weiteren kurzen Pause schütteln The Notwist noch zwei Songs aus dem Ärmel und verabschieden sich endgültig mit 0-4. Zurück bleiben viele strahlende Gesichter, entweder, weil sie ein grandioses Konzert gesehen, oder, weil sie das Gespräch ihres Lebens geführt haben.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2024):
Setlist The Notwist:
- Into Love/ Stars
- Exit Strategy To Myself
- Kong
- Pick Up The Phone
- Where You Find Me
- Ship
- Another Planet
- Into The Ice Age
- Who We Used To Be
- One WIth The Freaks
- This Room
- Puzzle
- Agenda
- Night’s Too Dark
- Into Another Tune
- Loose Ends
Encore 1 - Sans Soleil
- Pilot
- Gravity
Encore 2 - My Fault
- 0-4