Es kann alles so einfach sein. Man nehme eine leicht zu merkende Parole, sagen wir mal „Hey Ho, Lets Go“, das Ganze unterfüttert mit galoppierendem Schlagzeug, bretternden Gitarren und einem markantem Frontmann und Sänger. Diese Gemengelage umspült mit reichlich Bier und fertig ist die Laube. Einfach und echt. Echt einfach.
Nicht so ganz einfach fiel der Start in den Tag für die Band Sperling aus. Kurzfristig ist der Drummer krankheitsbedingt ausgefallen. Was nun? Supergau, aber sie haben es tatsächlich geschafft einen Ersatzschlagzeuger aufzutreiben und so konnte dann doch die Post abgehen bei der Post-Hardcore-Band aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis. Zwar irgendwie mit gebremstem Schaum, aber unter den Umständen, doch respektabel.
Casino Blackout bilden den Brückenschlag zum Haupt-Act des Abends. Sie kommen auch aus dem Punk-Bereich, aber es ist eher eine Mischung aus Pop-Punk und Hinterhof-Pop. Sie selbst umschreiben sich und ihre Situation mit Schönheit, Dreck und Ironie. Ihr letztes Album „Hinterhof Poesie“ aus dem Mai 2022 hat sie rausgeführt aus der Corona-Starre, jetzt wird durchgestartet, endlich wieder durchgestartet, die Energie muss raus. Die Jungs aus Füssen machen Dampf. „Für mich nicht“, „Im Dreck“, „Wir gegen Uns“. Alles Lieder „Von Bedeutung“. Und warum? Weil hier kreative Köpfe am Werk sind, die auch mal experimentieren, über den Tellerrand schauen und ein gutes Songwriting machen.
Die Rogers gibt es bereits seit 2007 und wenn man da mal auf die Fakten, Daten, Hintergründe schaut, dann entlockt es einem doch ein: Boooaaah. Na gut, 5 Studioalben ist okay, aber fast 1000 Konzerte, das ist ein Brett. Die Rogers, die natürlich aus Düsseldorf kommen (woher soll eine Punk-Band sonst kommen??) sind Freunde der klaren Ansagen. Nicht umsonst heißen ihre Alben „Mittelfinger für immer“ oder „RambaZamba & Randale“. Das sind tiefgreifende, markante Aussagen. Ganz genau wie bei „Hey Ho, Let´s Go“. Jeder weiß Bescheid, alle machen mit. Und was ist die Folge?
Mein Bier, dein Bier, unsere (Punk-)Party
Ganz einfache Akkorde treffen auf verständliche Text und paaren sich zum Punk. Von Beginn an gibt es Moshpit, Pogo, Tralala. Wer da körperlich im Hintertreffen ist und trotzdem austeilt, kann schon mal matsealisch was abkriegen oder er wird gemarkert. Die 500 Fans im Musikzentrum stehen halt auf Körperkontakt und danach wird ein Bier zusammen getrunken. So ist Punk.
Ich mag Bier
Du magst Bier
Scheinbar sind wir Freunde
Mit dem Titelsong des neuen Albums geht es rein in diese Punk-Party und dann ist auch sofort Randale, aber im positiven Sinne. Sänger Chri Hoffmeier, Gitarrist Elias Manikas, Artur Freund am Bass und Schlagzeuger Dominic Sbarcea latschen voll aufs Gaspedal. Man könnte auch leiser, ist aber keine Option. „Geh mir nicht mehr auf die Eier“ in leise geht nicht. Und „Mittelfinger für immer“ hätte dann auch eher ein Verfallsdatum. „Ich mag Bier“ ist eine ganz klare Aussage. Auf Anfrage von Chri, wieviel Bier denn heute so getrunken werden, sagt ein Fan: ACHT!!! Das ist mit Verlaub, ordentlich und der Running Gag des Abends. Das Konzert entwickelt sich so wie erwartet: „5 Sterne, gerne wieder“. „Einen Scheiß muss ich“ ist auch ein gern genommener Text auf dem Fan-T-Shirt. „Einen letzten Abend“, wie überraschend der letzte Song des Abends, ist ein gelungener Abschluss. Zeit für die Band noch ein bisschen Kontakt zum Publikum aufzunehmen. Smalltalk, Selfies und ein Bierchen. Vielleicht auch zwei oder so.
Galerien (by Michael Lange bs! 2024):
- Rogers (24.02.2024, Hannover) [31]
- Casino Blackout (24.02.2024, Hannover) [28]
- Sperling (24.02.2024, Hannover) [21]
Setlist Casino Blackout:
- Für mich nicht
- Wir gegen uns
- Novo
- Sixpack und Billigwein
- Anti Ich
- Bestehen bleiben
- Im Dreck
- Von Bedeutung
Setlist Rogers:
- RambaZamba & Randale
- Nachbarn
- Stoppt uns
- Nie euer Land
- Komm wir sterben aus
- Paris
- Geh mir nicht mehr auf die Eier
- Freunde lassen Freunde
- Robben
- Mein Leben gegen die Wand
- Wohn /Akustik
- Ich mag Bier
- Arbeiten
- Aus Versehen
- Vergiss Nie
- Allein
- 5 Sterne, gerne wieder
- Mittelfinger für immer
- Einen Scheiß muss ich
- Einen letzten Abend