Zwei Männer und zwei Frauen aus Schweden, die Musik machen und große Massen mobilisieren. Ein Erfolgsrezept, das man von Abba kennt. Wären ABBA nur einen Tick cooler gewesen, hätten sie wohl geklungen wie The Baboon Show, die am 24.02.2024 den Schlachthof gleich zwei Mal zum beben bringen. Da die Abendshow der schwedischen Punkrocksensation so schnell ausverkauft war, wurde kurzerhand noch ein Zusatztermin am gleichen Tag um 15:30 Uhr klargemacht. Den haben wir uns angeschaut.
Es ist schon merkwürdig, um 15 Uhr in den Lieblingsclub zu spazieren. Draußen scheint die Sonne, naja mehr oder weniger, schließlich sind wir immer noch in Bremen und drinnen ist es gewohnt schummerig. Vorm Wellenbrecher an der Bühne bleibt es luftig, die durchaus älteren Gäste suchen sich lieber einen gemütlichen Platz auf den vielen Stufen. Das Schöne: echt viele haben ihre Kids irgendwo zwischen 6 und 16 Jahren dabei. Vielleicht sollte es doch öfter so frühe Shows geben – da lernt man noch was.
Girls To The Front
Eröffnet wird von SUA – Female fronted Punkrock aus dem Baskenland, die auf englisch und in der baskischen Sprache versuchen, die Menge anzuheizen. Obwohl die Musik gut anzukommen scheint, hält sich die Bewegung im Schlachthof eher in Grenzen. Schade, dass es Supportacts oft so schwer gemacht wird. Die Musiker*innen ziehen ihre Show trotzdem so souverän durch, als wären sie der Headliner. Jede Bewegung, jede Spannungspause sitzt, lediglich der Sound hätte etwas besser abgemischt sein können, denn der Gesang wird stellenweise verschluckt.
Im Anschluss wird ein riesiger Vorhang gehisst hinter dem fix für The Baboon Show umgebaut wird. Die Spannung im Raum steigt und der Laden füllt sich merklich, obwohl er offiziell nicht ausverkauft war. Zu den ersten Tönen von Made Up My Mind fällt das Banner, und Frontfrau Cecilia Boström schreit den Gästen freudig in die Gesichter. Dass sie schon eine Weile unterwegs ist, sieht man an den zerschlagenen Knien. Aber auf Sparflamme zu performen ist für die Sängerin keine Option. Es folgen 20 Songs in 1,5 Stunden voller Energie, ohne Pausen über Politik, Klassenkampf, Zusammenhalt.
Balladen? Quatsch!
Boström bringt den Affenzirkus in den Schlachthof und der Schlachthof macht mit. Ständig sucht sie Kontakt zur Menge, springt, Schlägt Räder auf ihren Heels, stürzt auf die Knie, knallt gegen Ecken und Kanten und macht weiter, als wäre das das normalste der Welt. Übermenschlich- da können sich viele Männliche Kollegen noch ein Scheibchen abschneiden. Das Set – all Killer no Filler – zieht zügig vorbei. Zwischendrin sind die Schweden immer für ein Späßchen aufgelegt, aber auf schwedisch zählen, das können die Bremer*innen vermutlich immer noch nicht.
En, Tvâ, Tre, Fyra
Zum Glück bietet die Schlachthofbühne ausreichend Platz, nicht nur für Boströms ausufernde Gymnastikübungen, sondern auch für Gäste. Für You Got A Problem Without Knowing It werden SUA noch einmal hinterm Vorhang hervorgezaubert und stimmen im Anschluss noch kurz mit der Menge Twisted Sisters We’re Not Gonna Take It an. Nach Afterglow gönnen sich die vier Schwed*innen dann doch ein kurzes Päuschen, bevor eine vier Lieder lange Zugabe folgt. Die zahlreichen Kids im Saal gingen auch an der Band nicht vorbei, sodass diese zum großen Finale Radio Rebelde auf die Bühne eingeladen werden. Während die einen das freudig akzeptieren, steht so einigen ganz kleinen beim Anblick Boströms blutiger Knie doch die Angst ins Gesicht geschrieben. Frühkindliche Punkrockabhärtung. Vorbildlich.
Tack.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2024):
Setlist The Baboon Show:
- Made Up My Mind
- The Shame
- Oddball
- God Bless You All
- Me, Myself and I
- The History
- Gold
- Boredom Boredom Go Away!
- It’s A Sin
- Queen Of The Dagger
- We fight in the Night in the Bushes
- Hurray
- Class War
- Same Old Story
- You Got A Problem Without Knowing It
- No Afterglow
Encore: - Tonight
- Rolling
- Playing With fire
- Radio Rebelde
Links:
SUA
The Baboon Show