Ach 2023, irgendwie dachte ich, du kannst nicht noch mehr Überraschungen bereithalten. Vor allen Dingen nicht, bei so traditionell festgesetzten Terminen wie Bernd Begemann auf Reisen zum kleinen Sateliten Sputnik im Herzen des Paderborner Riemekeviertels. Das ist so ein Konzert, da weiß man ja eigentlich im Vorfeld schon ganz genau, was einen erwaret: Notorisch westfälische Unpünktlichkeit, kuschelig wohlige Wärme, ein herzlich kühles Bier serviert von Adda, Weißheiten des Lebens von Bernd und Mitsingparts, die eigentlich jeder kennt aber beim ersten Einsatz doch zu schüchtern ist (beim zweiten Anlauf klappt es aber grundsätzlich mit Bravour!). Das ist wie nach Hause kommen zu Weihnachten, immer wieder schön, der Rahmen ist gesteckt, alle wissen was kommt, alle freuen sich drauf.
Und dann ist 2023. Erstmal nichts ungewöhnliches. Du planst mit Bernds üblichem Zeitmanagement, machst dich kurz vor knapp zu Fuß auf den Weg (was für ein Luxus, aber beeilen muss ich mich trotzdem!), freust dich auf Simone und Adda, auf Bernd, auf die anderen Gesichter und den allgemeinen Umstand der Abendgestaltung. Kaum angekommen, eingeruckelt, Jacke aus, Getränk an – ähhhh auf, los gehts.
Liebling, wir haben größere Probleme als uns
Immer wieder unterbrochen von Anekdoten (ja, auch schon beim ersten Song Liebling!) ist auch erstmal nichts ungewöhnliches. Dass das Singen kurz eingeübt werden muss ja auch nicht (Liebling gegen alle anderen, aber aus voller Überzeugung, das muss man glauben können!). Und so plätschert der Abend voran. Irgendwo zwischen den lauten und leisen Tönen werden Ohren gespitzt, das ist doch nicht etwa… doch das ist es – einer der ganz neuen Songs. Über das kommende Album wird ja schon länger gemunkelt aber jetzt, so unmittelbar live und ohne Vorwarnung, uhi das wird gut gut gut! Und so fliegt die Zeit und fließt der Schweiß und kaum dreht man sich einmal um ist auch schon Pause. Kollektiv beschlossen natürlich.
Du bist verhaftet wegen: Crazy in love all night long!
Durchlüften, Getränk auffüllen, Pause um. Mit frischem Outfit auf in Runde zwei (schiiiiiiiick wie immer!). Jetzt gehts quasi in die Publikumswunschrunde. Quer durch den Raum werden Songtitel gerufen, durcheinander, gleichzeitig, wer kann da schon durchblicken. Bernd spielt einfach drauf los. Irgendein Wunsch wird da schon getroffen werden. Bei gefühlt 550 Hits ist die Wahrscheinlichkeit groß Geschmack zu treffen. So rund geht die wilde Fahrt, bis der goldene Schein der Diskokugel blau blinkend aufleuchtet.
Oha?
Kurz mal aus dem Fenster gelinst kommt die Bestätigung schon um die Ecke: Hallo „Freund und Helfer“, hier ist doch niemand in Not! Zumindest nicht im Sputnik, irgendwer der Nachbarn ist aber anscheinend „not amused“ über Bernds musikalische Abendgestaltung. Polizei auf nem Konzert wegen Nachbarn, a „first“ for me. Hätten doch alle vorbeikommen können, ist nämlich wirklich, richtig gut hier! Naja ändern kann man jetzt nichts mehr. Bis zur offiziellen Ansage noch schnell Vollgas geben und dann: Im Flüsterton, stromlos noch eben den Song beenden. So viel Zeit muss sein. Aber dann ist wirklich Schluss! Gute Nacht kleiner Satellit!
Die Setlist:
War mal wieder obsolet.
Die Links:
Bernd Begemann
Sputnik
