Es gibt Bandnamen, die lassen beim ersten Beschäftigen kaum etwas anderes zu als die Frage „wie kommt man denn darauf?“. Husten ist so ein Bandname, der, nicht zuletzt durch eine die letzten dreieinhalbjahre herrschende weltweite Pandemie, in meiner Liste der zuhinterfragenden Bandnamen wirklich weit oben steht. Klingt doch die Musik ganz anders als bellendes Lungenblähen, anders als ein nach Luft ringendes Röcheln, anders als ein reflexartiges Explodieren.
Für die die die die, die nicht nach Hause gehen
Husten (also die Band) klingt… ja wie klingen sie eigentlich? Erfrischend, überraschend und bei jedem Song ein klein wenig wie neu erfunden. Rockig, Indie, klassisch, ein bisschen Country, ein bisschen Springsteen und doch ganz anders, aufregend und neu. Dazu dann Textzeilen, auf die erstmal jemensch kommen muss. Um die Ecke gedachte Lautmalerei, Offensichtlichkeiten des Verborgenen (ich versuche an dieser Stelle den Ausdruck „Wortwitz“ zu vermeiden).
An dieser Stelle herauszustellen sei, dass eine Krankheit, dessen Hauptsymptom Husten darstellt, der Band Husten das Auftrittsleben schwer machte. Ist das noch Tragik oder schon Situationskomik? Die Konsequenz daraus: Unzählige verschobene Termine, abgesagte Debüttour, nur handverlesene Fesivals. So sei glücklich geschätzt, wer bisher in den Genuss dieses grandiosen Sextetts gekommen sei. Und für alle anderen: Die aktuelle Tour läuft wie geschnitten Brot!
Nach einem (selbsterlebten) Konzert voller Weltpremieren in Bielefeld und einem ausgelassenen (selbst berichtet bekommen) Auftritt in Hamburg lädt der Clubsaal des FZW Dortmund zum dritten Konzert der nachtlangen Tour. „Das erste Konzert war sehr aufgeregt, das zweite sehr gut und das dritte wird sowieso super, weil es ist ja in Dortmund“, stellt Gisbert fest. Wie gut es wird, kristalliert sich schnell heraus.
Auf das die Welt eine bessere wird, für immer und ewig.
Das ganze Konzert hindurch immer irgendwo zwischen Rennen und Tanzen, Mitsingen und einfach nur lauschend zu Genießen. So richtig kann (und will?) sich hier niemand entscheiden. Muss man ja auch nicht, ist nämlich so ziemlich genau alles ok was hier heute Abend passiert. Da darfs dann auch mal euphorisch überschwändlich traurig werden. Husten, das sind auch Lieder, die die Welt und die Menschen und uns (also die Band selbst) schöner machen, aber irgendwie gelingt das nicht. Deswegen gibts dann eben auch mal ein sehr trauriges Lied zwischendrin. Ist das dann etwa – wie propagiert – ein „Abend des Scheiterns“? Keinesfalls! Dafür ist es einfach zu schön. Weitertanzen, weitersingen.
Zeit für einen Zaubertrick. Gisbert lässt das Mikrofon verschwinden. Genauer gesagt schleudert er es am Kabel durch die Luft, bis es sich (zugegebenermaßen unbeabsichtigt) unter dem Schlagzeugpodest verkriecht. Kurze Unterbrechung, kurze Suchaktion, kurz mal auch Tauchstation, weitermachen. Nur jetzt bitte ohne Schleuderei ja?
Wir sind nur so kurz hier
Ein Klappern, ein Flattern,
Ein Schatten im Wohnzimmer.
Bleibst du noch kurz bei mir?
Tänzerisch den Schrittzähler in die Höhe treiben, könnte ich mich dran gewöhnen. Ein Abend schwitzerig quer durch 4 EP’s und zwei Alben. Thematisch: Irgendwo immer zwischen Liebesglück und Liebeskummer, Zuhause unterwegs sein und die ganz große Welt im Mikrokosmos. Kurzum: Textlich lässt sich Husten genau so wenig in eine Schublade stecken wie musikalisch. Gefällt.
Wer davon mehr erleben möchte: Noch ist die Tour nicht um und auch das Album (noch) nicht vergriffen!
Galerien (by Daphne Dlugai bs! 2023):
Setlist:
- Bis morgen dann
- Elli
- Die die die die
- Maria
- Träume
- Lichtjahre
- Treppenhaus
- Achim
- Für immer und ewig
- An dich
- Bad Karma Boy
- Weiße Tiger
- Auf der anderen Seite der Angst
- Wind in den Antennen
- Kommst du
- Kirchenschiff
- Dasein
- Der hier wird wehtun
- Liebe kaputt
- Wir brennen
- Bis einer heult
- Lass mich bitte…
Encore: - Flamingo Hotel
- Ab ins Ungewiss
- Zurück zum Heißen
- Gelbes Haus
Die Links
Husten