Review: Die Schwestern von Gestern ?! – The Sisters Of Mercy (02.10.2023, Hannover)

Schaut man auf die Vita der Band, so ist diese schon beeindruckend. Seit 1980 besteht The Sisters of Mercy. 43 Jahre, das ist im Bereich Popularmusik eine Ewigkeit. Fast genauso beeindruckend sind die Ticket-Verkaufszahlen für die aktuelle Tour. Fast jedes Konzert in Deutschland ist ausverkauft. Warum? Warum gehen Menschen zu einer Band, die es zwar seit Ewigkeiten gibt, aber die auch seit Ewigkeiten kein neues Material herausgebracht haben? Auch das Capitol in Hannover ist an diesem Abend ausverkauft und es liegt eine gespannte Atmosphäre in der Luft. Bringen die Schwestern es noch oder sind es nur die…

The Virgin Marys (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Schwestern von Gestern?

Aber bevor die Schwestern ihre Barmherzigkeit walten lassen, treten erst mal die Jungfrauen Marias auf. Die Virgin Marys sind auch nicht mehr unbefleckt, gibt es sie doch schon seit 2009. Die Band aus Macclesfield, England sind der lebende Beweis, das zwei Kerle, Lärm für drei (oder noch mehr) machen können. Das Duo, bestehend aus Sänger und Gitarrist Ally Dickaty und Drummer Danny Dolan, spielt Punk und Alternative Rock und ballern los wie die Großen. Klingt am Anfang erst mal ungewohnt bei nur zwei Musikern, doch irgendwann gewöhnt mensch sich dran und es ist durchaus eine Struktur in den Songs zu erkennen.

„Running for my life“, „Just A Ride“ und „Bang, Bang, Bang“ machen richtig Spaß und sind ein guter Warm Up für den Abend.

The Sisters Of Mercy (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Eingefleischte und Fans der ersten Stunde wissen was jetzt kommt. Ganz viel Nebel, kein direktes Licht und kein echtes Schlagzeug. Diesen Part übernimmt eine Drummachine, der legendäre Doktor Avalanche. Mit auf der Bühne ist der aktuelle Gitarrist Ben Christo und natürlich Mitbegründer, Mastermind und Sänger Andrew William Harvey Taylor, besser bekannt als Andrew Eldritch. Eldritch ist schon ein spezieller Typ, es verwundert irgendwie nicht, das frühere Bandmitglieder wie Wayne Hussey und Craig Adams im Streit mit Eldritch aus der Band ausgestiegen sind und was Eigenes gemacht haben. „The Mission“ ist hierbei nicht das Schlechteste. Und warum ist Eldritch nun speziell? Er hält sich nur im Schatten auf, meidet das das direkte Licht. Er ist der Nosferatu des Dark Wave und Gothic Rock, wobei Eldritch nie als Erfinder des Gothic Rock bezeichnet werden will. Er hasst das.

Some people get by with a little understanding
Some people get by with a whole lot more
I don’t know, why you gotta be so undemanding
I want more

The Sisters Of Mercy (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Die Aufgaben sind klar getrennt. Ben Christo macht die „Light Show“, steht öfter vorne im Licht und spielt sehr rockig die Gitarre, Doc Avalanche liefert den psychedelischen Teppich aus hämmernden Discobeats und Andrew Eldritch übernimmt den Gesang und nennen wir es im weitesten Sinne, Ausdruckstanz. Na gut, der Gesang von Eldritch geht etwas unter, seine Stimme hat irgendwie gelitten, an Charisma verloren. Aber die Fans stört es nicht, nicht wirklich. Sie feiern die Musik ab, Songs die oft von Herzschmerz, Tod und Verderben, Sehnsucht und Drogen handeln. Auch stört es sie nicht, dass Eldritch den ganzen Abend nicht mit ihnen kommuniziert, es findet kein Austausch statt. Das ist schon speziell und mensch muss es mögen bzw. aushalten.

Gut auszuhalten sind die Lieder. Die kommen wie an einer Perlenkette: „Summer“, „Marian“ und ziemlich früh schon „More“. Hier kommt das erste mal so was wie Konzertstimmung auf. Bitte mehr. Mehr gibt´s auch, vor allen Dingen im Zugabenteil: „Lucretia My Reflection“, der „Temple of Love“ und „This Corrosion“, und dann ist Schluss nach 80 Minuten.

Und Achtung: Eldritch geht an den Bühnenrand und Achtung, er steht im Licht und Achtung, man erkennt ihn. Sehr lange Verbeugung und dann ist er weg. Verschwunden in der Dunkelheit der Nacht.

Galerien (by Michael Lange bs! 2023):

Setlist Virgin Marys:

  1. The Meds
  2. Into Dust
  3. NYC
  4. Lies Lies Lies
  5. Running for My Life
  6. You’re A Killer
  7. Where Are You Now?
  8. Devil Keeps Coming
  9. Just a Ride
  10. Look Out for My Brother
  11. Bang Bang Bang
The Sisters Of Mercy (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Setlist Sisters Of Mercy:

  1. Don’t Drive on Ice
  2. Ribbons
  3. I Will Call You
  4. Alice
  5. But Genevieve
  6. Dominion / Mother Russia
  7. Summer
  8. Marian
  9. More
  10. Giving Ground (The Sisterhood cover)
  11. Doctor Jeep / Detonation Boulevard
  12. Eyes of Caligula
  13. Something Fast
  14. Crash and Burn
  15. Vision Thing
  16. On the Beach
  17. When I’m on Fire
  18. Lucretia My Reflection
  19. Temple of Love
  20. This Corrosion

Links:
www.thesistersofmercy.com
www.thevirginmarys.com

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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