Was ist das nur für ein Wetter? Tage- und auch teilweise wochenlanger Regen hielt die Festivalbesucher/innen den Atem an. Bekanntestes Beispiel: Das Wacken Open Air. Jeder hatte die Bilder dazu im Kopf, wie das Festival im Matsch teilweise unterging. Sollte dies nun auch für das Taubertal Festival so kommen? Denn in der Regel gibt es für dieses Festival nur zwei Arten von Wettersituationen: Entweder es ist brütend heiß und man „frisst“ den Dreck des trockenen Bodens der Eiswiese, oder es schüttet wie aus Eimern und die Gummistiefel sind der tägliche Begleiter durch die matschigen Wege. Der „Tauberrocker“ ist daher abgehärtet und zugleich gut vorbereitet für dieses spezielle Festival. Dieses glänzt nicht nur durch seinen besonderen Flair und seiner einzigartigen Kulisse, sondern auch durch die immer mehr breiter gefächerte musikalische Auswahl. Doch, wie ist es dieses Jahr ausgefallen?
Donnerstag – Was war das denn bitte???
Die Wetterprognosen sahen sehr vielversprechend aus: Pünktlich zu den Warm-Up-Shows, die traditionell im Steinbruch (eine der Nebenbühnen, die sich weiter oberhalb des Tals befindet) starten, sollte der Sommer zurückkehren. Ahnte man zuerst noch Übles, da es zum ersten Anreisetag (am Mittwoch) noch zu Verzögerungen kam, da es in der Nacht zuvor nochmal stark geregnet hatte und der Campingplatz noch nicht befahrbar war, wurde man ein paar Stunden des Wartens nach und nach Willkommen geheißen.
Einzelne kleinere Regenschauer zogen im Laufe des Tages noch über das Gelände, aber dann wurde die Prognose wahr und der Sommer (was war das nochmal?) kehrte mit seinen warmen Temperaturen zurück. Bestes Wetter für den ersten Act am Donnerstag, der die Bretter um 19 Uhr bestieg: Thunderkant. Nun wird man sagen, waren die nicht erst letztes Jahr da? Stimmt, aber sie haben für so viel Alarm auf der kleineren Camping Stage gesorgt, dass viele „Tauberrocker“ die Band wieder am Start haben wollten, aber auf einer größeren Bühne und zu einer besseren Spielzeit. Gesagt, getan! Natürlich musste man diesen Ruf einer Qualitätskontrolle unterziehen. Das Resümee: Es ist mehr als gerechtfertigt! Nach kurzer Eingewöhnungszeit, wegen ihres etwas schrilles Looks und dem dazugehörigen Schuss Humor, wird man köstlich unterhalten. Songs wie „Gruppentherapie“, „ADHS (Alta Du Hast Superkräfte)“ und „Freibad, Pommes, Volleyball“ sorgen für Tanzlaune und einem breiten Grinsen im Gesicht. Dieser Crossover-Mix aus Indie, Pop-Punk und Glam Rock-Appeal lässt einen zwar freudig zurück, aber dennoch musste man sich danach die Frage stellen: „Was war das denn bitte?“ – Geiler Scheiß!
Wer denkt, die Stimmung ging danach etwas flöten, der täuscht. Drei Meter Feldweg konnten die Stimmung aufrecht erhalten, denn die Band hat mit ihrem melodischen Indie/Punkrock genau die richtige Dosis zwischen Fun-Attitüde und Ernsthaftigkeit im Gepäck. Die Jungs haben sogar den passenden Song für die Location präsentiert: „Steine„. Mit dezenter Eingängigkeit und Spielfreude konnte man viel Sympathie ernten.
Im Anschluss wurde es richtig voll vor der Bühne, denn The Subways stöpselten als „größter Name“ des Tages ihre Instrumente ein. Sollte man zumindest meinen, denn bevor es losgehen soll, kommt es zu kleinen technischen Schwierigkeiten, was zu einem späteren Spielbeginn führt. Selbst als während „Kalifornia“ der Strom plötzlich ausfiel und es zu einigen Momenten des Wartens kam, trübte dies nicht die Stimmung. Im Gegenteil: Als der Saft wieder voll da war, wurden umso mehr Songs wie „Kiss Kiss Bang Bang„, „Influencer Killed The Rock Star“ und „With You“ gefeiert, ehe es in ihren größten Hit „Rock & Roll Queen“ mündete. Ein amtlicher Auftritt!
Die Nacht beschlossen dann das Dancefloor Cleaning System, hinter dem die beiden Itchy-Mitglieder Sibbi (Sebastian Haffner) und Panzer (Daniel Friedl) als DJ-Duo fungieren.
Freitag – Dancing Queen
Es wird heiß! Nicht nur die gestiegenen Temperaturen sorgten für die Hitze, auch die Pyros und die vielen Tanzeinlangen, die an diesem Tag dargeboten wurden, brachten die meisten zum Schwitzen. Haben die ersten Bands den Nachmittag am Campingplatz auf der Camping-Stage (PIN und Jane Doe) und im Tal auf der Sounds For Nature-Bühne (mit dem Emergenza Contest) gestartet (The Rock Boy), geht es für zahlreiche Schaulustige mit Deine Cousine in diesen Tag. Die Sängerin Ina Bredehorn und ihre Band zocken sich mit lockerflockigen poppunkigen Rocksongs in die Ohren und Herzen der Anwesenden. Die Hamburgerin schafft es mühelos gute Laune zu versprühen und hat u.a. mit „Bang Bang (Mein Herz Schlägt Krass Für Dich)“ viele Sympathien auf ihrer Seite. Ein guter Start!
In der Zwischenzeit wird das Gelände vor der Hauptbühne geöffnet, auf dem sich die ersten Zuschauer/innen eintreffen, denn die Kölner Formation Querbeat bittet zum Tanzen, mit Pauken und Trompeten! Der Brasspop geht gut ins Ohr und in die Beine. Neben ihren eigenen fetzigen Hits („Guten Morgen Barbarossaplatz„, „Randale & Hurra„) sorgt das Pop-Medley, das inmitten des Publikums vorgetragen wird, für richtig gute Stimmung. Ein sehr überzeugender Auftritt, der besser ankam, als man zunächst erwartet hatte.
Im Anschluss lichten sich ein wenig die Reihen vor der Taubertal-Stage, obwohl als nächstes Me First And The Gimme Gimmes die Bühnenbretter besteigen. Hinter dieser Coverband, die seit über 25 Jahren die verschiedensten Songs in ein Punk-Gewand hüllt, stehen einige US-Punk-Persönlichkeiten. Von Mitgliedern von Lagwagon, NOFX, No Use For A Name und Swingin´ Utters gegründet, hat sich im Laufe der Jahre durch die zeitlichen Verpflichtungen ihrer Hauptbands das Line-Up immer wieder mal geändert und so steht inzwischen u.a. Bassist Joey Ramone (Ex-The Ramones), eine weitere Szenepersönlichkeit, auf der Bühne. Große Erwartungen, die aber nicht vollkommen erfüllt werden. Der Funke mag nicht ganz überspringen, obwohl mal mit Gassenhauern wie „Ghostriders In The Sky„, „I Will Survive„, „Take Me Home, Country Roads“ oder „Dancing Queen“ im Grunde nichts falsch macht. Dennoch wird nicht jeder von einer Euphorie angesteckt.
Dies wird mit dem darauffolgenden Act mehr als getoppt: Electric Callboy. Die Jungs sind eine der Bands der Stunde. Kein Wunder, der damalige knapp verpasste Vorentscheid zum Eurovision Song Contest und das hervorragende aktuelle „Tekkno“-Album, ließ die Gruppe mächtig in den Fokus rücken. Trancecore ist nicht für jeden was, aber es ließ sich schon an den Shirts der Besucher/innen ableiten, dass viele wegen ihnen zum Taubertal-Festival gekommen sind. Es ist dementsprechend voll vor der Bühne und mit Hits wie „Spaceman„, „Hypa Hypa„, „Pump It“ und „We Got The Moves“ wird das Tal zum (Über)Kochen gebracht. In der Position als Co-Headliner hat man die Messlatte für den Headliner enorm hochgelegt!
Kann Peter Fox das vorgelegte Niveau halten? Nein, kann er nicht. Man muss fairerweise dazu sagen, dass es etwas von Äpfel mit Birnen vergleichen hat. Peter Fox bedient ein komplett anderes musikalisches Metier und so sind seine Songs eher entspannt und pop-affiner. Das heißt aber nicht, dass man dazu nicht tanzen könne. Die Tanzcrew von Peter Fox legt einige heiße Moves auf´s Parkett und passenderweise heißt es auch am Abend „Schüttel Deinen Speck„! Mit den Höhepunkten „Zukunft Pink“ und „Haus Am See“ endet der unterhaltsame Auftritt.
Wer jetzt noch Lust zu tanzen hat, der besucht die Party im Steinbruch. Dort haben die 102 Boyz die Bühne eingenommen und feuern mit aggressiven Wortsalven um sich. Treffsicher gehen sie den meisten Anwesenden ins Ohr und es wird zu den harten HipHop-Beats ordentlich Staub aufgewirbelt.
Wer danach immer noch nicht genug hat, der darf sich auf den Auftritt von Mambo Kurt und seiner Heimorgel freuen. Der Alleinunterhalter zaubert aus seiner Orgel (und im Verlaufe der Nacht aus einem Gameboy!) kultige Sounds, aus denen er Hits aus den verschiedensten Epochen mit viel Sympathie und Spielfreude performt. So kommt man u.a. erneut in den Genuss von „Dancing Queen„, aber auch von Mambos selbstgeschriebenen Song „Der Sommer Wird Geil“ (laut eigener Aussage wird dies der Sommerhit 2026 werden). Was für ein Tag!
Samstag – Wo kommt das denn auf einmal her?
Auf in einen neuen Festivaltag, wenn auch mit Morgen- und/oder Muskelkater. Wem Yoga dabei hilft dies zu überwinden, der hat sich zu früher Stunde in den Burggarten begeben, um dort das „Arkus Yoga“ auszuüben. Andere wiederum finden sich auf dem Campingplatz zum „Bier Yoga“ ein. Jeder wie er es eben mag.
Musikalisch betrachtet konnte man beizeiten des Nachmittags Call It A Day auf der Camping-Stage begutachten oder fand sich vor der Sounds For Nature-Stage ein, um die weiteren Künstler des Emergenza Contest zu bestaunen (u.a. Oscar Kusko, Catch The Fox). Für viele ist der erste Pflichttermin der Auftritt der „Dichtis“, besser bekannt als Dicht & Ergreifend. Der HipHop mit bayrischer Mundart (samt Tuba und Trompete) rund um das Duo George Urkwell und Lef Dutti ist ein besonderes (Hör)Erlebnis. Beginnend mit einer Sonnenbank auf der Bühne und bunten Bühnenoutfits, sind es die Songs die einfach ins Ohr gehen: „Es Werde Dicht„, „Woashohe„, „Viva La Vagina„, „Nein To Five„, „Monopoli“ oder „Diridari„. Das Tal feiert und es gibt nur wenig Raum zum Meckern.
Wechselt man im Anschluss die Bühne, so kann man sich As Everything Unfolds aus dem UK genauer unter die Lupe nehmen. Sängerin Charlie Rolfe hat nicht nur eine zierliche Stimme, sondern auch starke Growls zu bieten. Die Abwechslung tut gut, der musikalische Sound ist ein ordentlicheres Brett (eine Mixtur aus Post-Hardcore, Alternative und metallischem Crossover) und die Stimmung passt. Die Songs könnten im allgemeinen prägnanter ausfallen, ansonsten gibt es wenig Anlass für Kritik.
Kritik gibt es wenn an den Wettergott: Ein Sommergewitter ist im Anmarsch und bringt für den Auftritt von Frank Turner viel Regen mit. Vielleicht wurden am gestrigen Tag, bei den vielen Tanzeinlagen, Regentänze aufgeführt, denn für rund eineinhalb Stunden verschwindet der Sommer. Ehe man sich fragen kann, woher diese Wassermassen auf einmal kommen, lässt es schon die Kleidung nass und den Boden matschig werden. Entweder hat man sich schnell einen Regenponcho organisiert oder man feiert, so wie es sich auch auf einem Festival gehört, im Matsch. Die zahlreich anwesenden Feierwütigen lassen sich nicht beirren und haben eine „feucht-fröhliche“ Zeit mit Frank Turner. Mit seiner Mischung aus Folk, Punk und Rock trifft er genau den Nerv der Leute und stimmt sie, trotz des Regens, positiver.
Während die Fans von Blackout Problems mit Circle-Pits vor der Sounds For Nature-Stage den Boden matschiger treten, als er nicht eh schon ist, folgt auf der Hauptbühne das Kontrastprogramm mit Provinz. Die Indie-Pop/Rock-Band spaltet ein wenig die Zuschauerschar: Viele gucken sich die vier Jungs für ein paar Songs lang an, ziehen dann aber weiter, da es „Mädchenmusik“ sei. Die, die aber geblieben sind, sind fasziniert von den Klängen und der Ausstrahlung der jungen Gruppe aus Vogt (in der Provinz des Landkreises Ravensburg liegend, daher der Bandname). Ein guter Auftritt, der die Akkus für den darauffolgenden Headliner aufladen lässt.
Energie ist das richtige Stichwort, denn dies offenbaren Fjørt auf der Nebenbühne. Mit einer breiten Kante aus Noise, Postrock und Metal (mit teilweise doomigen Zitaten) schlagen die Songs einen mitten in die Magengrube. Die deutschsprachigen Texte mögen zunächst ungewöhnlich klingen, aber im allgemeinen geht die Musik wahrlich einem in Mark und Bein über.
Danach steht man vor der Wahl: Lieber weiter eines auf die (musikalisch harte) Fresse bekommen von While She Sleeps oder doch eher zu Headliner Marteria? Nicht zum ersten Mal ist der Rostocker Headliner auf dem Taubertal Festival und wer zuvor eine Show von ihm besucht hat, der weiß was einem geboten wird: Hits am laufenden Band! Da fällt einem die Entscheidung schon leichter, denn neben dem (bis dato) noch nicht veröffentlichen „Der Mensch Stammt Von Waffen Ab„, erklingen im Tal lautstark Tracks wie „Bengalischer Tiger„, „Endboss„, „Verstrahlt„, „Kids (2 Finger An Den Kopf)„, „Adrenalin„, „Niemand Bringt Marten Um„, „Love, Peace & Happiness“ und der Megahit „Lila Wolken„. Wer danach noch Reserven übrig hat, der nutzt sie für „Feuer“ und den „letzten 20 Sekunden„. Schöne Geste: Im Laufe des Tages war Marteria mit einigen seiner Bandmitglieder in der Frankentherme, wo sie dort auf Frauen eines Junggesellinnenabschied trafen. Man kam ins Gespräch und der HipHopper machte das beste Geschenk, das man in der Situation machen kann: Er lud allesamt zum Taubertal Festival ein und sie durften für den letzten Akt mit ihm auf die Bühne. In jeglicher Hinsicht ein einzigartiges Erlebnis.
Absacker gefällig? Gut, denn zum Abschluss des Tages wurde im Steinbruch von Grossstadtgeflüster einem der Weg zur „Fickt-Euch-Allee“ gezeigt und Marteria-Gitarrist Kid Simius legte noch elektronische Beats auf, ehe man in die Zelte zum (Rausch) Ausschlafen geschickt wurde.
Sonntag – Grande Finale
Man hat zwar schon einige Tage Festival in den Knochen, aber für den Finaltag MUSS man alles geben. Schaut man sich das Line-Up für den Sonntag an, dominieren punkige Sounds. Klar, Punk geht immer und so starten viele mit den Berlinern Engst in den Tag. Mit pop-melodischer Note wird deren Punk dargeboten und die Besucher/innen kommen in Fahrt. Dass von den Jungs in den kommenden Monaten ein neues Album erscheint, sollte man auf dem Schirm haben!
Was man auf jeden Fall auf dem Schirm haben sollte, ist der Auftritt von The Baboon Show! Spoileralarm: Diese Power, Spielfreude und Durchschlagskraft die einem in der kommenden Stunde geboten wird, wird keine andere Band mehr im weiteren Verlauf des Tages erreichen. Der Hauptaktivposten dahinter ist Sängerin Cecilia Boström, die die anwesende Menge von der ersten Sekunde an anpeitscht und kaum eine Sekunde still steht. Mit vollem Körpereinsatz springt, kniet, beugt oder l(i)egt sie sich ins Zeug, was möglich ist. Unbeirrt springt sie nicht nur von der Bassdrum oder hinab in den Fotograben, sondern auch inmitten des Publikums, um mit ihrer an Bon Scott-erinnernde Stimme richtig einzuheizen. Dies schafft sie problemlos und wird tatenkräftig durch die Rhythmussektion, mit Drummer Niclas Svensson und Bassistin Frida Ståhl (cooler Name!), und dem Neuzugang an der Gitarre (Simon Dahlberg) unterstützt. Dies ist aber nur die halbe Miete, denn es kommt ebenso auf die Musik an und dies gelingt mit der packenden Mischung aus rotzigem Punk und dreckigem Hard Rock/Rock´n´Roll, in Kombination mit eingängigen Hooks, die sich schnell im Ohr festsetzen: „God Bless You All„, „Gold„, „Playing With Fire„, „Tonight„, „Rolling“ oder „Radio Rebelde„. Die Band war nicht ohne Grund einst Tour-Vorband von u.a. den Toten Hosen und den Broilers. Es zeigt sich, dass man für einen Highlight-Auftritt weder Pyros, Tanz-Choreos, noch ausgefallene Bühnenbilder oder spezielle Bühnenklamotten braucht. Es hätten sich gerne mehr Leute vor der Bühne einfinden dürfen, denn alle Nichtanwesenden haben einen der besten Gigs des Wochenendes verpasst. Wenn nicht sogar den Besten…
Wer danach kommt, kann also nur verlieren? Natürlich nicht, denn auf der Hauptbühne dürfen die Gewinner des Emergenza Contests (TRAinnovation aus Japan) auftreten, ehe die Donots Jubiläum feiern. Die Ibbenbürener Punker sind Rekordhalter des Taubertal Festivals, denn zum zehnten Mal treten sie hier auf und spielen ihre elfte Show (2006 gab es eine Doppelshow). Dass die heutige Darbietung zahlreich besucht wird und für ordentlich Stimmung sorgt, ist gewissermaßen selbstverständlich. Schließlich befindet man sich im zweiten Wohnzimmer der Donots, aber die Jungs sehen den Auftritt nicht als Selbstläufer, sondern geben alles. So wird die Checkliste nicht nur mit Schweiß, Tränen und auch Blut abgehakt (Gitarrist Guido Knollmann verletzt sich unbewusst und spielt mit leicht blutigen Fingern), auch die Setlist-Erwartungen werden erfüllt mit „Stop The Clocks„, „Calling„, „Whatever Happend To The 80s„, dem Twisted Sister-Cover „We´re Not Gonna Take It“ und „So Long„. Ein erfolgreiches Jubiläum!
Fast zeitgleich geben sich Destroy Boys auf der Sounds For Nature-Stage die Ehre und überlassen im Anschluss Team Scheisse die Bühne. Von einigen Seiten wird einem geraten, wenn die Punkrocker schon da sind, dann solle man sie sich anschauen. Ok, scheinbar muss an den Jungs was dran sein. Vielleicht sollte man sie doch mal begutachten. Den Bremern wird, mit eher verhaltenen Erwartungen, eine Chance. Nach einigen Sekunden kann man den schrulligen Flair der Band verstehen (und den daraus resultierenden Empfehlungen). Zugegeben: Songs wie „Schmetterling„, „FA“ oder „Panzerquartett“ haben was für sich, aber nicht alles ist an dem „glorreichen Ruf“ gerechtfertigt. Diejenigen, die von Anfang bis Ende der Performance beiwohnen und am Feiern sind, sehen dies anders…
Wer die „feinere“ Art bevorzugt, der steht bei Bilderbuch vor der Hauptbühne. Modisch und künstlerisch stilvoll präsentieren sich die Wiener. Den meisten wird die Band durch ihren Hit „Bungalow“ bekannt sein, aber sie nur darauf zu reduzieren, ist ein Fehler. Im Laufe ihrer Karriere haben sie neben Indie Rock, Art Pop, HipHop und nun klassischeren Rock in ihrer musikalischen Vita stehen und Erfolge damit gefeiert. So wird der Co-Headliner jubelnd beklatscht, nachdem das Finale „Maschin“ verklungen ist.
Während mit Schmyt der letzte Künstler auf den Sound For Nature-Stage-Brettern steht, wird es vor Taubertal-Stage zum letzten Mal voll. Die Broilers schließen das diesjährige Taubertal-Festival ab und beendet dies mit einer Geburtstagssause.
Aber der Reihe nach: Traditionell wird der Liederreigen mit „Preludio Vanitas/Zurück Zum Beton“ eröffnet und lässt u.a. mit „Alice Und Sarah„, „Tanzt Du Noch Einmal Mit Mir?„, „33 RPM„, „Ist Da Jemand?„, „Gib Das Schiff Nicht Auf!“ und dem motivierenden „Nur Nach Vorne Gehen“ weitere Hits folgen. Nach fast 90 Minuten erklingen die Noten des letzten Song des Tages: „Meine Sache„. Immer wieder strecken sich hunderte von Mittelfinger der Bühne entgegen; nicht aus Wehmut weil es das Grande Finale ist, sondern der Refrain es propagiert („Meine Sache, mein Problem, ich werd´nicht untergehen, statt der weißen Fahne, werdet ihr meinen Mittelfinger sehen!„). Das Set hat sein vermeintliches Ende erreicht, doch Sänger Sammy Amara fragt an das Publikum nach der Uhrzeit. Vier Minuten nach Mitternacht, es ist bereits Montag, der 14. August. Sammy erwähnt, dass ein prominentes Geburtstagskind hier sei. Dieses entpuppt sich als Donots-Sänger Ingo Knollmann, der zusammen mit seinen Bandkollegen auf die Bühne kommt und von den Broilers, samt der Menschenmasse auf dem Platz, mit „Happy Birthday“ besungen wird. Nicht nur Ingo bekommt daraufhin Geschenke, auch die Festivalbesucher/innen werden beschenkt: Beide Bands, die nächstes Jahr jeweils ihr 30. Jubiläum feiern werden, singen zusammen den Song, den die Broilers anno 1994 als erstes geschrieben haben: „Blume„.
Als dann das Outro in Form von Journey´s „Don´t Stop Believin´“ zu hören ist, weiß jeder, dass das Taubertal Festival 2023 zu seinem Ende gekommen ist.
Der Sommer war…
…im Taubertal! Zumindest meistens trocken und sonnig ließen die rund 15000 Besucher/innen vor Ort dieses Festival erneut zu einem besonderem Erlebnis werden. Der familiäre Flair, die einzigartige Location und die abwechslungsreiche Bandauswahl lässt es jedes Jahr zu einem festen Termin im Festivalkalender werden, welches im nächsten Jahr für den 08.08. bis einschließlich dem 11.08.2024 notiert wird. Es sind schon weniger als 12 Monate, bis es wieder heißt: Der Sommer wird Taubertal!
Galerien (by Michael Gerlinger bs! 2023):
Links:
Taubertal Festival