Ewigheim: Heimwege (2004) Book Cover Ewigheim: Heimwege (2004)
Nadine Schmitt
Prophecy Productions
27.09.2004
www.ewigheim.de

Tracklist:

Disc 1

  1. Vorspiel
  2. Das Rad der Käfer
  3. Der Tanz der Motten
  4. Mondtier
  5. Leib in Laub
  6. Humus humanus
  7. Der Prophet
  8. Odem
  9. Heimweg

Disc 2

  1. Im Leib der Wahrheit
  2. Der Bauer im Ruin
  3. Nur meine Liebe zählt
  4. Wenn Schweine fliegen

„In den Wipfeln mancher Bäume
Streift der Wind nicht nur Geäst,
Hier und da ein Kinderleib,
Der die Beinchen baumeln lässt“
(Ewigheim - Kinderwald)

Wer Ewigheim kennt, dem werden solche Zeilen nicht fremd sein. Mit ihrem Debut „Mord nicht ohne Grund“ und einem solchen, markanten und makaberen Textstil forcierten Yantit (Eisregen) und Allen B. Konstanz (The Vision Bleak) durchaus geteilte Meinungen.

Jetzt sind die beiden mit einem neuen, bemerkenswerten Album zurück: „Heimwege“, eine Scheibe, die auf den ersten Blick – auf das erste Hören – mit Ewigheims erstem Werk kaum etwas zu tun haben scheint. Wo „Mord nicht ohne Grund“ mit Titeln wie „Kinderwald“ oder „Leiche zur See“ durch teils doch fast Ekel erregende, makabere Verse auffällt, strotzt „Heimwege“ mit Tracks wie „Der Tanz der Motten“ oder „Humus Humanus“ von Kritik am menschlichen Verhalten und versteckter Ironie hinter Texten, die nicht mit beinahe gezwungen klingenden Gewaltszenen ausgestattet werden mussten.

Doch nicht nur textlich, sondern auch musikalisch haben sich Ewigheim verändert. „Mord nicht ohne Grund“ versteift sich mehr auf die Lyrics, „Heimwege“ ist eine gelungene Mischung aus bombastischer, harter und melancholisch-düsterer Musik, bis hin zu balladenähnlichen Melodien, die ein schönes Zusammenspiel mit den kritikreichen Textpassagen bietet.

Trotzdem ist das neue Werk unverkennbar Ewigheim. Der typische Ewigheim-Sarkasmus, der im Debut so offensichtlich preisgegeben und bestimmt auch nicht selten falsch interpretiert wurde, schlängelt sich jetzt schleierhaft durch die gesamte Tracklist und bringt den Hörer sowohl zum Lächeln als auch dazu, die Stirn kraus zu ziehen.
Meines Erachtens nach haben Allan B. Konstanz und Yantit mit diesem Album ihre – meiner Meinung nach – „möchtegern-böse“ Einstellung abgelegt, oder zumindest interessant getarnt und gezeigt, dass sie in der Lage sind, niveauvollere Musik zu machen.

„Ein jedes Menschlein fest im Glauben,
dass es das beste Tier von allen,
unendlich weise, gottgeküsst,
es könnte nie zu Boden fallen…“
(Ewigheim - Humus Humanus)

Mit solchen Passagen nimmt „Heimwege“ den Hörer förmlich an die Hand und führt ihn heim – heim, in die Welt, die um ihn herum existiert und in die er sich unwiderruflich einordnen muss und wird. Die Welt der Menschen, die trotz ihrer etlichen negativen Aspekte wohl das Zuhause eines jeden ist.

Mir selbst gefiel „Mord nicht ohne Grund“ gut; selbst wenn diese CD zunächst wie die Kreation zweier Irrer wirkt, hat sie etwas eigenes, vielleicht etwas eigenartiges, dass sie irgendwie liebenswert macht.
„Heimwege“ ist jedoch ganz klar die bessere Scheibe und ich hoffe, dass Ewigheim diesen Stil in der Zukunft weiter bewahren wird.

Meine Favoriten auf „Heimwege“ sind „Der Tanz der Motten“, „Leib in Laub“ und „Humus Humanus“. Als einzige Schwachstelle des Albums würde ich „Mondtier“ bezeichnen, da es schleppend und lustlos klingt und Text und Melodie nicht besonders gut aufeinander abgestimmt sind.

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.