Eigentlich sollte Kat Frankie an diesem Abend im Bremer Schlachthof spielen, aber wegen mäßiger Vorverkäufe musste das Konzert runterverlegt werden. Immerhin besser als verschoben oder abgesagt. Dennoch ist es ein weiteres bedrückendes Bild unserer Zeit. Aber die Menge der Gäste sagt ja grundlegend nichts über die Stimmung des Konzerts aus – diese war im Tower nämlich ganz hervorragend.
Eröffnet haben den Abend Anna-Lucia Rupp und Fama M’Boup, mit welcher Kat Frankie schon öfter zusammen arbeitete, als Olicía. In der Mitte der Bühne ihr Raumschiff. Ein Gewirr aus Effektgeräten, Instrumenten und Kabeln verdeckt von einer Isodecke. Sie selbst betiteln ihren Stil als „Electronic Handmade Loop Jazz“ – und das trifft es in der Tat ganz gut. Die Musikerinnen nutzen ihre Stimmen, ihre Hände, Instrumente und Geräte, um wilde Sounds aufzunehmen, zu samplen, zu loopen – da zu mehrsprachiger Gesang, französisch, englisch. Es dröhnt und wummert, mal laut, mal ganz leise und das Publikum ist vom ersten Moment an dabei. Absolutes Schweigen während der Songs, lauter Applaus dazwischen. Ein Privileg, von dem viele Vorbands nur träumen dürfen. Olicía haben den Respekt der Menge verdient und suchen auch zwischen den Songs mit kurzen Geschichten über den Inhalt oder die Entstehung der Songs eine weitere Verbindung mit den Gästen – das Set des Duos verfliegt und hätte gern noch länger sein dürfen.
Schon kurze Zeit später steht Kat Frankie mit ihrer Band auf der Bühne und eröffnet ihr Set mit „Shiny Things“ vom jüngsten Album „The Sea“. Dafür ist das Publikum gekommen und bedankt sich mit lautem Jubel. Die Stimmung ist herausragend gut, vielleicht sogar etwas zu gut – während Frankie versucht mit ihren Songs Stimmung aufzubauen, werden zwischen den Songs immer wieder Liebesbekundungen zugerufen, aus welchen lautes Gelächter resultierte. Keine Spur von Melancholie.
„You did not come here for feelings, did ya?”
fragt eine perplexe Kat Frankie. Als eregbis dessen gibt es ab der zweiten Hälfte des Sets keine Ansagen mehr, die durch Zwischenrufe unterbrochen werden können. Dafür kommen die Songs Schlag auf Schlag.“Wrong“ „Oh Darling“, das schwere „The Sea“ und das mitreißende „Bad Behaviour“, um nur einige von ihnen zu nennen, überzeugen durch fantastischen Sound, egal ob mit ihrer grandiosen Band oder allein an der Gitarre. Als Zugabe gibt es eine a capella Nummer inmitten des Publikums. „Please don’t give me what I want“ – ein gelungener und emotionaler Abschluss, für einen wunderbaren, wenn auch manchmal etwas albernen Abend. Aber wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, dann war das gut so. Schließlich sind die Zeiten ernst genug.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2022)
Setlist Kat Frankie:
- Shiny Things
- Healer
- Natural Resources
- Headed For The Reaper
- Back to Life
- Spoiled Children
- Everything Everything
- Almost Done
- The Wrong Side of Midnight
- Frauen Verlassen
- Finite
- Wrong
- Oh Darling
- The Sea
- The Saint
- Bad Behaviour
- Home
Encore - Please Don’t give me what I Want
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Olicía