Nuclear Blast
23.01.2009
www.sirenia.no
Tracklist:
- The Path To Decay
- Lost In Life
- The Mind Maelstrom
- The Seventh Summer
- Beyond Life's Scenery
- The Lucid Door
- Led Astray
- Winterborn 77
- Sirens of the Seven Seas
- The Path To Decay (Radio Mix)
Gibt man den Begriff "Sirenia" bei Google oder Wikipedia ein, so wird der Sucher zunächst mit einer Vielzahl von Artikeln über Seekühe konfrontiert. Doch Sirenia ist mehr als ein zoologischer Name für stämmige Meerestiere, nämlich auch eine norwegische Gothic-Rock Band aus Norwegen. Darüber, wie diese an ihren Namen gekommen ist, lässt sich nur spekulieren, fest steht aber, dass die Norweger mit veränderter Besetzung und einem neu eingespielten Album ins Jahr 2009 starten. Seit der Gründung 2001 vollzog die Band einen stetigen Wandel.
Wiesen die ersten beiden Alben noch eine Vielzahl von Death Metal Elementen mit Growl Passagen auf, wurden diese spätestens auf dem 2007 erschienenen "Nine Destinies And A Downfall" sekundär, und der weibliche Gesang sowie um einiges ausgereiftere Melodien rückten in den Vordergrund. Obwohl die Allgemeinheit ihre Wandlung mit Skepsis entgegensah, und auch das Album nur mäßigen Anklang fand, begaben sich Sirenia für "The 13th Floor" einmal mehr in poppigere Gefilde.
Der Introsong "The Path to Decay" gibt dem Hörer zunächst einen guten Überblick, was ihn auf "The 13th Floor" erwartet: in den Strophen nehmen die Gitarren die Oberhand und feuern ihre brechenden Riffs ab, während der umso melodischere Refrain mit viel Bombast, bestehend aus Synthesizern, Keyboards, und Streichern die Härte kompensiert. Die Bridge besteht aus einer kleinen gegrowlten Passage, auf die ein melodisches Gitarrensolo folgt, und zum Ende hin setzen obendrein noch Choräle ein. All das bekommt man auf dem neuen Sirenia Album geboten, nur das Mengenverhältnis der verschiedenen Elemente variiert von Lied zu Lied.
So hat die Band sich zum Beispiel in der ersten Singleauskopplung "Lost In Life" dazu entschieden, den Metal endgültig zurückzuschrauben, und sich einem starken Strophen-Refrain-Bridge-Schema zu unterwerfen. Dabei herausgekommen ist eine radiotaugliche Rocknummer, die zunächst allein mit einem Piano eingeleitet wird. Die folgenden Gitarren im Refrain wurden merklich leiser gedreht, und fehlen gänzlich in den Strophen, die nur noch mit Bass und Schlagezug unterlegt sind. Es gibt die Choräle und das Gitarrensolo, und schliesslich endet der Song mit der gleichen Pianomelodie, mit der er schon eingeleitet wurde. Eine runde Sache.
Doch, dass man sowohl aus altem und neuem Stil einen gelungen Song komponieren kann, ohne den jeweiligen anderen zu vernachlässigen beweist "The Seventh Summer": Eingeleitet wird dieser Song mit schnellen, stoßenden Streicherklängen, die auch während der Strophe noch anhalten, und dem Lied einen dramatischen Anstrich verleihen. Die Gitarren sind wieder omnipräsent und begleiten rhythmisch die Strophen und steigern sich im Refrain in ein schnelles Riffling. Das im Refrain einsetzende Keyboard und die bekannten Choräle, die in der zweiten Strophe hinzukommen, helfen dem Song eine treibende Eigendynamik zu entwickeln. In der zweiten Hälfte gewinnen die Riffs wieder Oberhand, die Geigen treten in den Hintergrund und es folgt Gegrowle, an das sich kurzweilig ein schnelles Gitarrensolo und einmal mehr die Choräle anschließen. Nach diesem Höhepunkt fällt der Song in einen Akustikpart mit klaren Gesang von Gitarrist und Bandgründer Morten Veland. Unterm Strich also ein facettenreicher, abwechslungsreicher Song.
Schon beim oberflächlichen Hören von "The 13th Floor", mit seinen vielen Streichern, Chören und Keyboardklängen und gerade der klare Gesang Sirenias neuer Sängerin Aylin, erinnert der neue Sound stark an ihre finnischen Kollegen Nightwish. Ein gewagter Vergleich, in dem Sirenia natürlich noch den Kürzeren ziehen. Nichtsdestotrotz klingt der Mix aus sinfonischen Metal, poppigen Gothic Rock mit einigen wenigen Death Metal Einlagen, mit dem Sirenia vor zwei Jahren scheiterten, wieder besser als auf "Nine Destinies And A Downfall". Jedoch fällt beim genauen Hinhören schnell auf, dass nahezu alle Songs einem bestimmten Grundschema unterliegen: Strophe-Refrain - Strophe - Refrain - Bridge mit Growl Passage - Refrain. Dies macht viele der Songs letztendlich voraussehbar und lässt sie unspektakulärer erscheinen, als manche von ihnen sind. Jedoch sollten Fans von Gothic Rock und sinfonischen Metal à la Nightwish und Lacuna Coil darüber hinwegsehen können, denn zum einen ist die neu rekrutierte Spanierin Aylin schlichtweg eine gute Sängerin, sodass es Spaß macht ihrer Stimme zu lauschen und zum anderen sind die Melodien, die sich aus Keyboard, Chören, Streichern und den zwei Gitarren zusammensetzen, durchaus vielseitig und ausgeklügelt, und heben sich deutlich von dem einseitigen Gedudel, das Sirenia ihren Hörern vor zwei Jahren bescherte, ab.
2009 könnte es im Grunde ein Aufwind für die Norweger geben. Ob dieses Jahr tatsächlich im Zeichen der Seekuh steht, wird sich zeigen.