Rock´n´Roll
Universal Music
03.12.2021
www.volbeat.dk
Tracklist:
- Temple Of Ekur
- Wait A Minute My Girl
- The Sacred Stones
- Shotgun Blues
- The Devil Rages On
- Say No More
- Heaven´s Descent
- Dagen Før
- The Passenger
- Step Into The Light
- Becoming
- Mindlock
- Lasse´s Birgitta
Jahrelang waren Volbeat eine Lieblingsband von mir. Jedoch haben die Dänen für mich diesen Titel nach ihrem letzten Album „Rewind, Replay, Rebound“ (2019) verloren, denn dieses Album ist der bisherige Tiefpunkt in ihrer Diskographie. Schuld daran ist der hohe qualitative Wert ihrer restlichen Alben und das teils austauschbare poppige Liedgut, dass sie auf dem letzten Werk verbraten haben. Vor allem, nachdem sämtliche Ecken und Kanten im Sound abgeschliffen wurden. Das waren nicht die Volbeat die ich einst verehrte….
Und nun? Meine Vorfreude auf ein neues Album hielt sich zu Recht in Grenzen. Als es auch noch hieß, sie seien nun wieder härter unterwegs, konnte ich dem keinen vollen Glauben schenken. Wenn nur ein Lied härter sei, wäre der Rest immer noch zu poppig. Alles eine Auslegungssache. Diese Aussage mit dem Vorab-Track „Wait A Minute My Girl“ zu untermauern, war ein Schuss in den Ofen! „Shotgun Blues“, der später veröffentlicht wurde, zeigte ein ganz anderes Bild. Es kann kernig knackig zur Sache gehen. Okay, das Interesse ist geweckt!
„Servant Of The Mind“ hat nun eine höhere zweistellige Durchläufe-Anzahl hinter sich und bin wieder ein wenig versöhnlicher mit den Jungs. Dennoch sind da viele Dinge dabei, die mich ein wenig stutzig gemacht haben. Fangen wir allein bei dem Titel „Servant Of The Mind“ an: warum dieser Titel? Wo ist das gegenüberstellende Doppel bzw. das Triple als Aufzählung? Das war sonst ein Merkmal. Das Cover hat erneut keinen Comic als Motiv, sondern bedient sich wieder am graubraunen Farbmuster (was ich anfangs als schlechtes Zeichen sah, aber ich muss gestehen, dass mir dieses „mysteriöse“ Cover ganz gut gefällt). Und dann das Wichtigste, den Songs, bei denen ich die ganz großen Ohrwürmer bzw. die „Überhits“ vermisse.
Nun kommt das große Aber: wer nun denkt, dass dieses Album schlecht sei, der irrt gewaltig! Es ist deutlich besser als sein Vorgänger, was nicht nur an der Rückkehr zu den Ecken und Kanten im Sound liegt, sondern weil das komplette Album am Stück wieder Spaß macht sich anzuhören, ohne einen "Zuckerschock" zu bekommen. Es wird wieder mehr Abwechslung geboten und somit überraschen Volbeat mit Songs die jenseits der „Sechs-Minuten-Marke“ liegen („The Sacred Stones“ und „Lasse´s Brigitta“, die beide mit einem Black Sabbath-Vibe in den Riffs einsteigen), 60er Jahre-Surfgitarren („The Devil Rages On“ und „Step Into Light“), das crustige „Becoming“, Saxophon- und Pianoklängen („Wait A Minute My Girl“) und nur einen „kitschigen“ Radio-Song („Dagen Før“ mit Stine Bramsen als Gastsängerin). Die restlichen Tracks könnte man als „Volbeat-Standard“ bezeichnen, die nicht schlecht sind, aber auch nicht spektakulär tönen.
Noch ein paar Gedanken zu der Bonus-CD (die nur auf den limitierten Fassungen beiliegt) und dessen Liedern: Für das reguläre Album hat man erneut auf Coverversionen verzichtet. Zum einen finde ich das ein wenig schade, denn damit konnten Volbeat sonst auch immer punkten, wobei die beiden Coverversionen von „Return To None“ (Wolfbrigade) und „Domino“ (Roy Orbinson) zwar auch gut sind, aber in den Albumkontext eher noch „Domino“ gepasst hätte. Dies hätte den Albumfluss aber nur minimal verändert. Dafür aber die alternative Version von „Shotgun Blues“, die mit Dave Matrise von Jungle Rot aufgenommen wurde. Diese Version gefällt mir aufgrund der Growls besser und klingt nochmal „sumpfiger“ und fieser als das „Original“ (ohne Gastbeitrag). Ebenso „Dagen Før“, bei der die Variante ohne Gastgesang „runder“ klingt als mit Stines Gesang (was allerdings am „Kitsch-Faktor“ liegt). Vielleicht haben sich Volbeat am Ende doch nicht getraut diese Takes auf das finale Album zu packen, da ihnen wahrscheinlich die „kommerziellen“ Hörer (wieder) abgesprungen wären. Das wäre in meinen Augen mutiger gewesen und hätte mich noch einen ticken versöhnlicher gestimmt, aber kann man es ihnen verübeln, dass sie mit so einem wagemutigen Schritt ihrem kommerziellen Erfolg wieder selbst torpedieren?
Der erste Schritt in die (härtere) Vergangenheit wurde vollzogen und von mir aus, kann das gerne so weiter gehen. „Servant Of The Mind“ ist ein gutes Album geworden, mit Luft nach oben und hat somit vier Sterne verdient.