Wer braucht schon ´ne Vorband wenn die Welt der lustigen Youtube Videos schier endlos scheint? Keiner. Eben. Kein lästiger Bühnenumbau, keine Wartezeiten, nur ne kleine Leinwand auf die Bühne geschoben, schief gedubbte Backstreet Boys Videos angeschmissen und alle sind glücklich. Kein Wunder, spielen an diesem Abend doch Knorkator, ihres Zeichens Garant für aufregend vertonten Fäkalhumor.
Die Erwartungen im ausverkauften Kulturzentrum Schlachthof sind niedrig und können dementsprechend nur übertroffen werden. Und das werden sie in der Tat. Als die Buben um Stumpen, Buzz Dee und Alf Ator den Saal betreten, ist die Stimmung kaum noch zu bremsen. Frauen, Männer, Kinder in den ersten Reihen streiten sich darum, wer zuerst von Stumpens Stoffknüppel verprügelt werden darf, nur um sich im Anschluss glücklich weinend in den Armen zu liegen. Denn auch wenn Knorkator singen:
Keine Models, keine Teenies, keine Zahnspangen.
Alles was ich seh‘, auf den Konzerten
sind dicke Männer mit Bärten.
ist das Publikum in Bremen doch recht bunt gemischt. Die meisten Gäste sehen sogar so aus, als wären sie an den Abend ganz bewusst in den Schlachthof gegangen – sogar ohne den inneren Wunsch der Selbstzerstörung. Faszinierend!
„Absolution“, „Revolution“ – alles „Am Arsch“. Knorkator „Hassen Musik“ und schämen sich für ihre Fans, dennoch machen sie augenscheinlich doch was richtig und mit einer Menge merkwürdiger Leidenschaft. Denn alle Blödeleien bei Seite: Die Show ist gut, sehr gut sogar. Musikalisch steckt doch mehr hinter Knorkator, als das aufgebaute Image vermuten lässt. Der Sound ist perfekt, das Licht ganz großes Kino und ja, die Leute unterhalten kann die Band ganz natürlich auch. Selfie hier, Smartphone durch den Schlübber ziehen da –
das ist Fanservice!
Und auch die Fans leisten Service und springen kurzerhand als fleischgewordener Keyboardständerin ein, was hätte die Band nur ohne getan? Das Konzert hingeworfen und vielleicht doch noch `nen richtigen Job gelernt? Dann würde das Gehalt gegebenenfalls auch für Schlübbis reichen, bei denen der Stoff bis über die Arschbacken reicht. Aber gut, die Dinge sind wie sie sind, weshalb sich die Musiker durch, sage und schreibe, 25 Songs kämpfen müssen, bevor es für den kleinen Stumpen heißt „Zähneputzen, pullern und ab ins Bett“. Die niederen Gelüste der Gäste sind, trotz des fehlenden „Ma Baker“, befriedigt. Noch ein Bierchen zum Feierabend und sich dann vernebelt in die übermäßig bunte Welt des Merch-Tisches ziehen lassen, denn „Zweck ist Widerstandslos“
Galerien by Thea Drexhage bs! 2020
Setlist Knorkator:
- Absolution
- Du nich
- Es kotzt mich an
- Ein Wunsch
- Revolution
- Am Arsch
- Alter Mann
- Eigentum
- Buchstabensuppe
- Ring My Bell(Anita Ward cover)
- All That She Wants(Ace of Base cover)
- Ich bin der Boss
- Klartext
- Hardcore
- Ich hasse Musik
- Krieg
- Rette sich wer kann
- Böse
- Weg nach unten
- Für meine Fans
- Wir werden alle sterben
Encore: - Verflucht und zugenäht
- Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett
- Zu kurz
Encore 2: - Gedicht „Coming In“
- Warum