Roadrunner Records
25.09.2009
www.lynyrdskynyrd.com
Tracklist:
- Still Unbroken
- Simple Life
- Little Thing Called You
- Southern Ways
- Skynyrd Nation
- Unwrite That Song
- Floyd
- That Ain't My America
- Comin' Back For More
- God & Guns
- Storm
- Gifted Hands
Sechs Jahre nach „Vicious Cycle“ haben Lynyrd Skynyrd ihr neues Album auf den Markt geworfen: God And Guns! Standesgemäß wurde das ganze in einem Studio in Nashville/Tennessee aufgenommen, wie es sich für die alten Herren des Southern Rock gehört. Leider hat man bei Lynyrd Skynyrd ein trauriges Phänomen, was einigen Classic Rock Bands zu Eigen ist: Viel mehr als der Name ist nicht geblieben von der ursprünglichen Band, die mit „Sweet Home Alabama“ einst ihren größten Hit hatte. Lediglich Gary Rossington ist noch dabei, acht (!) ehemalige Bandmitglieder oder Gastmusiker haben (teilweise durch tragische Unfälle) bereits das zeitlich gesegnet.
Um nicht am großen Namen und den hohen Erwartungen zu scheitern, holte man sich nun Hilfe ins Boot: John 5 Lowery (Marilyn Manson, Rob Zombie), Bob Marlette und Jeffrey Steele (LeAnn Rimes). Es bleibt natürlich die Frage im Raum stehen: Ist das Ganze nicht eher ein Projekt bekannter Songwriter und Musiker, die sich die Aufmerksamkeit durch einen einschlägigen Bandnamen „einkaufen“? Wobei einkaufen nicht ganz stimmt: solange Gary noch lebt, ist alles gut, an ihm hängen schließlich die Namensrechte. Bis dahin haben sie in Kid Rock noch einen großen Fan, der sie an die Hand und als Support mit auf seine Tour nimmt.
Was man nun aber trotz aller anfänglicher Kritik sagen muss: Wer auf Country-Einflüsse steht und schon ein Bosshoss-Album im Schrank stehen hat, der wird sein Glück mit dieser Scheibe finden. Die Stimme von Sänger Johnny van Zant (Bruder des verstorbenen Ex-Bandmitglieds Ronny van Zant) ist rau und eindringlich, das Album spitze produziert. „Still Unbroken“ ist zunächst ein klassischer Rocksong ohne großartige Country-Einschläge. Schöne Gitarren und fetziges Schlagzeug, eine runde Sache. „Simple Life“ kommt dann etwas poppiger daher. Dieses Lied wäre ein schöner Radiosong, unwillkürlich denkt man an Kid Rock mit seinem sehr „haltbaren“ All Summer Long, die musikalische Nähe zu ihm hört man dann doch etwas raus. „Southern Ways“ ist schließlich der erste typische Ich-fahr-mit-meinem-LKW-durch-das-weite-Land-der-Südstaaten-Song. Endlich, ich dachte schon der Songschreiber von Marilyn Manson hat den Style komplett versaut. Nun aber endlich Truckerromantik mit einer schönen Melodie. Direkt danach hauen die Jungs einem dann jedoch das eindringliche „Skynyrd Nation“ um die Ohren, wieder ein heavy Rocksong mit melodischem Refrain.
Etwas abgeschmackt wird es dann bei „Unwrite That Song“, der offensichtlich nicht umsonst so heißt. Triefige Schnulze, sowas würde Herr Bush bestimmt auch hören, in einer Hand das Whiskeyglas, in der anderen die Strippe mit der er grad die US-Fahne hisst… Irgendwie nix für eine Mitteleuropäerin wie mich. Bei Bosshoss abgekuckt haben Lynyrd Skynyrd dann bei „Floyd“, oder war es doch andersrum…? Wenn man es mag ist es ein schöner Song. Ach und: wer kennt noch die Titelmelodie von „Ein Colt für alle Fälle“? Hier kommt die Neuauflage mit „That Ain’t My America“. Auch hier gilt: typisches Südstaatenfeeling, im Kopf schwirren Bilder von alten Männern mit Cowboyhüten und blonde bauchfreie Damen mit abgeschnittenen Jeans-Hotpants, Britney Spears, Jessica Simpson… Yeehaa! Ähem gut, zurück zum Thema.
Akustisch kommt dann zunächst der Song „God And Guns“ daher. Dies entpuppt sich jedoch schließlich eher als überlanges Intro, nach dem sich eine aufjaulende Gitarre mit dem Beat des Schlagzeugs prügelt; diese Wechsel machen das Liedchen dann doch interessant. Der letzte Song des Albums ist schließlich wieder eine Ballade: „Storm“. Etwas zu viel Background-Chor, etwas zu viele Streicher, etwas zu getragene Melodie… Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: sehr schnulzige typische Ami-Sentimentalitäten. Aber das schockiert ja nun keinen mehr am Ende der Platte, the same procedure as every song.
Fazit: Gut geschrieben, gut musiziert, gut produziert… Wer drauf steht wird’s lieben, für mich hat es stellenweise denselben Effekt wie das Winterfest der Volksmusik: gruselige Gänsehaut dank Alte-Leute-Musik.