Dieser Mann war überall! Er lebt in New York, London und Berlin.
Er hat Punk,- New Wave-, Ska, Reggae, Pop, Jazz, Rock- Sountrack und klassische Musik gemacht, sich niemals wiederholt und niemals auf eine Musikrichtung festlegen lassen. Dies hat ihm den Ruf eines musikalischen Chamäleons eingebracht.
Er hat fünf Grammy- Nominierungen erhalten, wobei der ganz große Erfolg ihm leider trotz einiger Hits versagt blieb. Er hat nie gelangweilt, hat neue Platten vor Publikum eingespielt (Big World), in Turnhallen aufgenommen, die Musik von Louis Jordan (Jumin‘ Jive 1981) und Duke Ellington (The Duke 2012) für das 21. Jahrhundert neu interpretiert und, und und….
Joe Jackson war oben und manchmal auch unten und jetzt – endlich! – war er im Rahmen seiner Four Decades Tour in Hannover im Theater am Aegi, um sein 40-jähriges Bühnenjubiläum angemessen zu feiern. Joe Jackson!
Er gilt als einer der ersten Musiker, die ihre Musik digital aufgenommen haben. Sein Album „Body and Soul“ (1984) gilt als eines der bestaufgenommenen Alben aller Zeiten. Stereoanlagenbesitzer, deren Anlagen den Wert von Kleinwagen übersteigen, lieben den Mann! Genug der langen Vorreden und Lobhudeleien – Zeitmaschine starten und los geht’s durch 40 Jahre Musikgeschichte!
Take your mind back – I don’t know when
Sometime when it always seemed
to be just us and them
Girls that wore pink and boys that wore blue
Boys that always grew up better men
than me and you
Das Konzert beginnt und endet mit „Alchemy“ von seinem neuen Album „Fool“. Ja, der Mann macht mit seinen 64 Jahren Musik für Erwachsene und ja, Erwachsene wissen sein Gesamtkonzept zu schätzen. Sanfte Synthesizer-Klänge verbinden sich zu einem angenehm runden jazzigen Sound – Wohlfühlatmosphäre pur. Toller Song. Zurücklehnen, entspannen!
Danach: Fuß aufs Gaspedal, Vollgas! Nun ist genug Butter in der Pfanne….
Die Anti-Love Songs „One More Time“ und die Hitsingle „Is She Really Going Out With Him“ vom Debut-Album „LookSharp!“ erhöhen das Adrenalinlevel: Köpfe werden geschüttelt, Finger werden geschnippt; es wird mitgesungen – natürlich in etwas gemäßigtem Tempo, da auch das Publikum im „besten Alter“ ist.
Seid nur alle schön laut und erzeugt einen starken Geruch, damit wir Euch besser wahrnehmen können!
Liebeslieder sind nicht sein Ding. Das können andere besser. Jacksons Lieder handeln eher davon zwischen allen Stühlen zu sitzen und nirgendwo ganz zu Hause zu sein. „Another World“ und „Real Man“ aus Jacksons erfolgreichstem Album „Night And Day“ (1982) folgen. Tolle Musik, irgendwie George Gershwin im Popzeitalter. Zeitlos!
Wie immer ist ein Beatles Cover dabei – die Briten halten halt zusammen. Das eher weniger bekannte „Rain“ ersetzt hierbei das wundervolle „Girl“ (nachzuhören auf dem Album „Live Music Europe“ (2010).
Es folgen weitere Songs aus dem neuen Album, Songs aus den Alben „Rain“ „Fast Forward“ und „Body And Soul“ – sehr schön: „You Can’t Get What You Want (Till You Know What You Want)“ (Anspieltipp!)
Mit den Zugaben hebt das Dach ab:
Now we do something radical, we play the song the same way it was recorded
Für „Steppin Out“, dem größten Hit von Joe Jackson, wird der Original Drumcomputer (ein KORK KR 55) aus dem Keller geholt. Bass und Gitarre werden durch Glockenspiel und Orgel ersetzt.
Der Saal kocht! Für einen kurzen Moment steht die Zeit still… und dann auch die Musiker, die für einen kurzen Moment zum Standbild erstarren. „Got The Time“ rockt, als ob die „Sex Pistols“ mit „The Who“ ein uneheliches Kind gezeugt hätten. Der Abend endete dann wie er begann: mit einem Reprise von „Alchemy“, das hätte gerne doppelt so lange sein können. Die „Kronjuwelen“ sind diesmal zu Haus geblieben: Kein „A Slow Song“ (schaut Euch mal das Youtube Video vom Rockpalast dazu an – Gänsehaut garantiert!), kein „Friday“, kein „Wild West“. Trotzdem sind die 40 Jahre wie im Fluge und mit viel Drive vergangen. Junge, komm bald wieder!
Bericht: Jens Lange.
Galerie (by Michael Lange bs! 2019):
- Joe Jackson (27.06.2019, Hannover)
Setlist:
- Alchemy
- One More
- Is She Really Going Out With Him?
- Another World
- Fabulously
- Strange Land
- Obvious Song
- The Other
- Real Men
- Rain (The Beatles cover)
- Invisible Man
- It’s Different for Girls
- Fool
- Sunday Papers
- King of the World (Steely Dan cover)
- You Can’t Get What You Want (Till You Know What You Want)
- Ode to Joy
- I’m the Man
Encore: - Steppin‘ Out
- Got the Time
- Alchemy (reprise)
Links:
www.joejackson.com