Melodic Death Metal
Metal Blade Records
03.05.2019
www.amonamarth.com
Tracklist:
- Fafner´s Gold
- Crack The Sky
- Mjölner, Hammer Of Thor
- Shield Wall
- Valkyria
- Raven´s Flight
- Ironside
- The Berserker At Stamford Bridge
- When Once Again We Can Set Our Sails
- Skoll And Hati
- Wings Of Eagles
- Into The Dark
„Ich suche die neue Amon Ammaratt…“, auf diese Worte kann ich nur einen fragenden Blick entgegensetzen. Keine Ahnung warum, aber im ersten Moment musste ich an einen deutschen Hip-Hopper denken… Ja, in meinem täglichen Berufsalltag erlebt man schon die tollkühnsten Dinge und nachdem mir der Suchende auch noch erläuterte, dass er die Band schon jahrelang hört, hätte ich am liebsten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. „Das spricht man Amon Amarth aus…“, korrigierte ich ihn und er erwiderte nur: „Kann sein, ich habe es so ausgesprochen, wie man es schreibt…“. Denkt ihr jetzt auch: „Alter…Hoffentlich holt sich der Berserker ihn? Kann Johan Hegg ihm nicht dem Kopf abreißen? Oder: „Hey Thor, bevor du und die anderen Avengers euch um Thanos kümmert, kommst du bitte mal kurz vorbei und schwingst mal bitte deinen Hammer über den Typen? Mjölner, und nicht… schon gut, nicht weiter wichtig…““. Man sollte annehmen, dass ein Fan nach elf Alben wissen sollte, wie die geliebte Band richtig geschrieben und richtig ausgesprochen wird.
Und genau nach solchen Erlebnissen, ist es erst recht eine Wonne, sich die neue Liederkollektion der Wikinger zu Gemüte zu führen. „Berserker“ ist ein passender und kräftestrotzender Titel und diesmal machen die Schweden deutlich weniger Kompromisse und kaum Gefangene gegenüber ihrem Vorgänger „Jomsviking“. Die Band selbst ist mit ihrem letzten Werk rückblickend nicht 100%ig zufrieden gewesen. Der Grund war vor allem, dass das Konzeptalbum darauf aufbaute, dass die Musik nur den Texten folgte und keinen richtigen kreativen Freiraum innehatte. Es ist zwar nach wie vor ein gutes Album, aber „Berserker“, soweit sei vorab schon gesagt, ist besser als der 2016er Longplayer. Man greift wieder auf die gewohnten Trademarks der Band zurück, dass die Neider bestimmt gleich wieder sagen können, es gäbe nichts Neues, sondern nur erneut Aufgewärmtes in neuer Verpackung. Jein, das stimmt so nicht ganz. Ja, es stimmt (das kreide ich „Berserker“ ein wenig an), das Album wirkt in seiner Gesamtheit nicht wirklich neu und innovativ, denn es gibt die typischen Midtempo-Hymnen („Crack The Sky“, Raven´s Flight“), kleine Epic-Kracher („Fafner´s Gold“, „Into The Dark“, „The Berserker At Stamford Bridge“) und die feinen Stampfer „Mjölner, Hammer Of Thor“, „Shield Wall“) die jeden Amon Amarth-Fan glücklich stellen werden, aber es in ähnlichen Formen auf den anderen Alben schon mal gab. Aber auch ein klares Nein, dass im Sound sich nichts verändert habe. Der Death Metal-Sound wird mehr und mehr zu reinem Heavy Metal, wobei die brachiale Energie nicht verloren geht, Sänger Johan Hegg glänzt in „Ironside“ mit Mittelteil mit Klargesang (!), ein Akustikintro ist auch neu („Fafner´s Gold) und Soundtrack-artige Collagen wie in „Into The Dark“ war mir bis dato auch fremd.
Es ist wirklich erstaunlich, wie eine kleine Band aus Tumba mit ihrem brutale Wikinger Melodic Death Metal zu einem „Mainstream-Act“ (Oh, dieses böse Wort) entwickelt hat. Aber egal ob man sie mag oder nicht, man muss ihnen absolute Respekt zollen, denn sie haben sich weltweit den Arsch abgespielt, gemeinsam Blut, Schweiß und Tränen vergossen und sie sind sich selbst immer treu geblieben. So etwas ist heutzutage nicht (mehr) selbstverständlich und ihre Fans zahlen es ihnen mit dem erneuten Platz 1 der deutschen Album-Charts zurück. Diesen Erfolg gönne ich ihnen von Herzen. Horns Up!