Das Jahr 2018 hätte für die Dark Rocker von Lord of the Lost kaum besser laufen können. Ihr neues Album „Thornstar“ erreichte einen unglaublichen Platz 6 in den Deutschen Albumcharts und sie durften viele Auftritte in Europa, Südamerika und sogar China absolvieren. Sich auf diesem Erfolg ausruhen? Nichts für Sänger Chris Harms und seine Bandkollegen. Also wird auch in diesem Jahr die erfolgreiche „Thornstar“-Tour fortgeführt.
Am 26.04.2019 steht das beschauliche Erfurt auf dem Tourplan. Im HsD haben Lord of the Lost schon häufiger gespielt und dieser Auftritt soll auch nicht der Letzte in dieser Location sein, wie Chris Harms später dem Publikum gegenüber noch andeuten wird. Das HsD füllt sich zwar langsam, dennoch wird es mit Konzertbeginn gut voll werden. Die ersten Reihen sind erwartungsgemäß überwiegend in weiblicher Hand. Die ebenfalls zahlreich vertretenen männlichen Zuschauer sammeln sich eher im hinteren Bereich, in der Nähe der Getränkeausgabe.
Pünktlich um 20:00 Uhr erscheint Chris Harms mit einer Gurke auf der Bühne um Hell Boulevard, den Support ihrer aktuellen Tour, anzusagen. Dass die Wahl diesmal auf die Musiker um Sänger vDiva gefallen ist, dürfte nicht überraschen. Musikalisch und menschlich harmonieren beide Bands gut miteinander. Man(n) kennt sich schon viele Jahre und es ist kein Geheimnis, dass vDiva bereits einige Lord of the Lost Musikvideos produziert hat.
Hell Boulevard starten mit „As Above So Below” von ihrem aktuellen Longplayer “In Black We Trust”. Mit viel Dynamik und Spielfreude reißen sie das Erfurter Publikum sehr schnell mit. Ihre melodischen und teils auch melancholischen Rocksongs treffen den Nerv der musikbegeisterten Anwesenden. Besonders das eingängige, gitarrenlastige „In Black We Trust“ wird begeistert gefeiert.
„Oh babY, baby…“
Den stärksten Applaus erhalten Hell Boulevard jedoch für ihr Britney Spears Cover von „Baby One More Time“. Kein Scherz. Wirklich nicht. Zu beginnt schwankt man etwas zwischen Belustigung und Entsetzen. Aber hey, so schlecht klingt der Song als Rockversion eigentlich gar nicht. Und in den meisten Gesichtern vor der Bühne ist ein kleines Grinsen zu sehen, vielleicht auch über die eigene Textsicherheit…
Knappe 45 Minuten haben Hell Boulevard für die Bespaßung und das Anheizung des Erfurter Publikums, was ihnen definitiv gut gelungen ist.
Setlist Hell Boulevard:
- As Above So Below
- Satan In Wonderland
- A Lesson In Pain
- Bitch Next Door
- In Black We Trust
- Baby One More Time (Britney Spears Cover)
- Zero Fucks Given
- Dead Valentine
- Love Is Dead
- Hangover From Hell
Der Lärm- bzw. Kreischpegel im HsD nimmt bedenkliche Ausmaße an als Lord of the Lost auf der Bühne erscheinen und mir ihrem Kracher „Loreley“ vom aktuellen „Thornstar“ Album loslegen. Die Gurke wurde diesmal allerdings im Backstage Bereich zurückgelassen. Wer vor der Bühne kein Handy oder Bier in der Hand hat klatscht euphorisch mit. Zum Glück sind die Dauer-Handy- und Bierträger heute in der Unterzahl.
Lord of the Lost erfinden sich seit Jahren immer wieder neu, so dass es eins auf ihren vielen Konzerten nie geben wird: Langeweile. Immer wieder mischen sie die Setlist neu, es gibt kleine Showeinlagen, neue Coverversionen oder ein neues Styling der kreativen Musiker. So enthält die Setlist auch in Erfurt wieder eine gute Mischung aus alten und neuen Songs. Die Musiker können aber ebenso leiser und eine Prise Humor darf bei ihnen grundsätzlich nicht fehlen.
„We give our hearts to the lord of the lost”
Als sich Chris Harms ans E-Piano setzt, rechnet er schon mit Rasierklingen zwischen den Tasten, aber glücklicherweise ist der „Fools Day“* erst am Folgetag. Lange muss er da nicht alleine sitzen, denn Gared leistet ihm für „Sooner Or Later“ und „Credo“ Gesellschaft. Chris wollte mit Gared schließlich schon lange mal wieder was vierhändig machen. Die entstandene zart-romantische Stimmung zwischen den Beiden ist spürbar und wird mit Komplimenten wie „Du riechst. – Gut.“ Oder „Spiel! Du geile Schnitte!“ auch hörbar. Hach, muss Liebe schön sein. An dieser Stelle herzliche Grüße an alle Fanfiction-Fans.
Nach dem ruhigen Part des Abends wird es Zeit für ein neues Lord of the Lost Cover. Nachdem bereits Songs von Lady Gaga („Poker Face“) oder den Backstreet Boys („Everybody“) herhalten mussten, trifft es diesmal die Pet Shop Boys. Nun existieren über Coversongs ja verschiedene Ansichten von „braucht kein Mensch“ bis „besser als das Original“. Die heute dargebotene Rockversion von „It`s a Sin” siedelt sich – meiner bescheidenen Meinung nach – auf der Positivskala ziemlich weit oben an.
Zum Ende des Konzerts drehen die fünf Musiker und ihr Publikum mit „La Bomba“ noch mal ordentlich auf bevor sie sich mit „Lighthouse“ verabschieden. Die üblichen runter-von-der-Bühne-rauf-auf-die-Bühne-Zugaben haben Lord of the Lost abgeschafft. Doch – halt, da kommt noch was. Zu ihrer ganz eigenen Version vom bekannten Village People Song „Y.M.C.A.“ zeigen sie uns noch ihre hart einstudierten „L.O.T.L.“ – Tanzmoves, bevor sie endgültig von der Bühne verschwinden.
P. S.: Wer sich jetzt immer noch fragt, was es mit dieser Gurke auf sich hat – dieses spannende Geheimnis werden Lord of the Lost wohl mit ins Grab nehmen. Und das ist vielleicht auch besser so.
Galerien (by Janina Lindner bs! 2019):
Setlist Lord of the Lost:
- Loreley
- Full Metal Whore
- Morgana
- Afterlife
- Drag Me To Hell
- Black Halo
- In Our Hands
- Voodoo Doll
- Under The Sun
- Seven Days Of Anavrin
- Haythor
- In Darkness, In Light
- Prison
- Six Feet Underground
- Sooner Or Later / Credo (E-Piano)
- It`s a Sin (Pet Shop Boys Cover)
- Blood for Blood
- Doomsday Disco
- Die Tomorrow
- La Bomba
- Lighthouse
Links:
Lord of the Lost
Hell Boulevard
*= Tourabschlusskonzert, bei dem sich die beteiligten Bands gegenseitig „kleine Streiche“ spielen. Um es mal vorsichtig auszudrücken…