Die Blasmusik-Bande. Uuuh. Das klingt so erotisch wie ein Castor-Transport bei minus 23 Grad nachts um 02:37 Uhr irgendwo im Niemandsland. LaBrassBanda hört sich da schon sehr viel besser an. Und wenn mensch dann noch weiß, das bei dieser Truppe richtig die Party-Post abgeht, dem wird vorher schon warm ums Herz. Denn bei den Konzerten von LBB machen alle, wirklich alle mit. Aber die Texte versteht (fast) keiner. Es sei denn, das Konzert findet in Bayern statt. Beim Quasi-Heimspiel in München wurde mal eben die Olympiahalle ausverkauft. Das können die Niedersachsen allerdings auch. Das Capitol in Hannover ist mit 1600 Fans rappelzappelvollausverkauft. Fragt sich nur warum? Die Chiemgauer sind letztendlich eine Blasmusikkapelle. Hallo das ist Blasmusik. Geht’s noch? Was hat das mit Rock´n´Roll zu tun? Nix. Aber auch rein gar nix.
Doch das Phänomen LaBrasBanda funzt seit 2007 weltweit, ob in Vietnam, Hongkong, Tokio, Australien, Neuseeland, USA, Brasilien, Portugal oder Marokko. Völlig egal. Das ist natürlich keine ursprüngliche Volksmusik. Es ist Neue Volksmusik. Die Banda bezeichnet es als Bayerischen Gypsy Brass, Funk Brass oder Alpen Jazz Techno. Und es ist sehr bläserlastig. Schlagzeug, Bass und sonst drei Trompeten, Posaune und Tuba.
Und die Tuba spielt der Huber
LBB kommen aus Übersee. Also nicht aus Übersee sondern Übersee im Chiemgau. Aber in Übersee also in New York kam der damalige Musikstudent und jetzige Frontmann Stefan Dettl auf die Idee traditionelle Blasmusik mit anderen Musikrichtungen zu mischen. Mit einigen Kommilitonen gründete er dann LaBrassBanda. Und das die Jungs von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, kann man wirklich nicht sagen. Jeder für sich ist hier ein Könner.
Nach dem Wickie-Intro machen LBB genau das was sie immer machen: Stimmung. Natürlich in Lederhose und barfuß. Ob im Publikum barfüßige Fans,sind, ist nicht zu erkennen, aber hin und wieder blitzt immer mal wieder Karohemd, Lederhose und Dirndl auf. Nach kurzer Zeit, also praktisch gleich nach Wickie tanzt der ganze Saal. LaBrassBanda geht nach dem Umweg über das „Bierzelt“ gleich auf die „Autobahn“ und schaltet hoch. Hier geht er Off der Beat. Immer wieder werden nette Anekdoten zum Besten gegeben. Blasmusik in Brasilien oder Vietnam, das ist schon eine ganz spezielle Nummer. Aber Musik verbindet.
Von de ganzen andern leut hats a paar a nimma gfreid
sand jetzt anders wia di andern hams bis heut ned bereut
Ham die Haar wie a Mädl und de Arm vo an mo
Ham an schwarzen und an roten Socken o!
Die Fans im Saal auch, denn es ist doch ganz schön eng. Eine spontan einstudierte Choreo mit abschließendem Umarmen des Nachbarn. Das schweißt im wahrsten Sinne zusammen. Egal, hier transpiriert sowieso jeder, natürlich auch die Band. Wer schon mal ein Blasinstrument gespielt hat, der weiß das ist Hochleistungssport. Und die Jungs ziehen das 2 Stunden durch. Respekt.
Kurze Bitte an die Fans auf dem Balkon: „Fallt da nicht runter. Bei 1200 Auftritten, wo wir gespuit haben, ist nichts passiert, das soll so bleiben“. Bleibts auch. Noch mehr als auf dem Balkon geht’s vor der Bühne ab. Blasmusik kann auch Moshpit, Rap und Scratch.
LBB sind vogelwuid. Ansagen und Text? Ja wenn man doch nur bayerisch könnte. Ist aber auch nicht so wichtig, denn hier zählt die Gesamtperformance. Und die rundet die Band im Zugabenteil mit einem Zug durch den Saal ab. Schwupps, weg sind sie. Schee woar´s 🙂
Galerien (by Michael Lange bs! 2018):
Setlist:
- Intro (Hey hey Wickie)
- Bierzelt
- Ujemama
- Autobahn
- Tubissimo
- Bayrischer Techno
- Mond
- Ofree
- Bauwagen
- Soultrain
- Alarm
- Russland
- El Paso
- Inter Mailand
Encore - Nackert
- Doda Hos
- Bauersbua
- Outro (54-46 Was my Number)
Links:
www.labrassbanda.com