Review: Mystische Duette, Wikingergesänge und Magie – Kamelot in der Markthalle (28.09.2018, Hamburg)

Dunkel war´s,
der Mond schien helle.

Den Anfang dieses Gedichtes eines unbekannten Autors sollte wohl doch jeder kennen. Und so beschreibt sich, nach einem wunderbaren Festival-Sommer, die Zeit der herbstlichen Konzertetappe, die sich nunmehr in den Hallen der Städte abspielt. Hier in der Hamburger Markthalle geben sich nun Kamelot, Leaves` Eyes und Visions Of Atlantis die Ehre, um die alt ehrwürdige Hansestadt mit dem Zauber ihrer musikalischen Schaffenskraft zu überziehen. Bezugnehmend auf das Zitat ist es draußen noch hell, wenn auch schon recht kühl und im inneren doch ziemlich dunkel, aber schon sehr warm.

Visions Of Atlantis (Foto: Olaf Räwel bs! 2018)

Und es wird noch dunkler. Die Lichter der Halle erlöschen und schummrige Beleuchtung zieht sich, wie der Herbstwind über die Bühne. Somit kommt es auch nicht von ungefähr, dass Visions Of Atlantis mit „Deep & The Dark“, dem Titel des neuen Albums zu Beginn aufwarten. Nun füllt sich auch langsam und stetig die Halle mit schattenhaften Wesen, die sich von den Klängen mitreißen lassen. Folgend kommen mystische Duette von Clèmentine und Siegfried, die einen Zauber über das ganze Publikum legen. Mit dem wohl schönsten Song aus dem neuen Album ist dieses kurze Set leider viel zu schnell vorbei.

Visions Of Atlantis (Foto: Olaf Räwel bs! 2018)

Setlist Visions Of Atlantis:

  1. The Deep And The Dark
  2. New Dawn
  3. Ritual Night
  4. Words Of War
  5. Passing Dead End
  6. The Last Home
  7. Return To Lemuria

 

Horns up an Skål

Leaves Eyes (Foto: Olaf Räwel bs! 2018)

Genug der geschwollenen Worte, jetzt landen die Wikinger an und es wird rauer. Und was sieht man als Erstes, wenn die Langboote die Küste erreichen? Genau, den Drachenkopf der Schiffe. So starten Leaves` Eyes nach einem kurzen Intro mit „Sign Of The Dragonhead“ und erobern die Stadt in Windeseile. Zudem sind noch die Wikinger von Jomsborg auf Deck. So segeln sie gemeinsam „Across The Sea“ mit ihren „Swords In Rock“ und „Edge Of Steel“ und fallen über Hamburg her. Die bezaubernde Elina hat sogleich das Volk komplett in der Hand und braucht bei den Norddeutschen auch gar nichts mehr sagen, denn die Hände sind von Anfang an gleich emporgehoben. Zum krönenden Abschluss kommt Sänger Klanführer Alexander in voller Rüstung auf die Bühne und die ganze Dorfgemeinschaft brodelt. So möchte man gerne geentert werden.

Leaves Eyes (Foto: Olaf Räwel bs! 2018)

Setlist Leaves´ Eyes:

  1. Sign Of The Dragonhead
  2. Across The Sea
  3. Swords in Rock
  4. Edge Of Steel
  5. Riders On The Wind
  6. Hell To The Heavens
  7. Beowulf
  8. Blazing Waters
  9. Outo – Haraldsskvaedi

Das Phantom, oder auch der Geist in der Oper

Kamelot (Foto: Olaf Räwel bs! 2018)

Nun wird es magisch. Nebel macht sich breit und erfüllt den ganzen Saal zu einem herbstlichen Ambiente. In den Nebelschleiern kaum wahrgenommen, betritt Tommy eingehüllt und mit Kapuze die Bühne und die ersten Töne von „Phantom Divine“ wurden durch die vernebelte Dunkelheit zum Publikum getragen. Unterstützt von Lauren Hart von Once Human wird das Publikum auch gleich gänzlich in den Bann gezogen. Um der Gemeinde auch so richtig Nahe zu sein, nutzt Tommy das Podest, welches im Bühnengraben aufgestellt ist. Diese Nähe lädt zu einem häufigen shake hands und magischen Selfies ein, wobei die Gesänge des Publikums nicht erlöschen.  Eine beeindruckende Atmosphäre die sich so ergibt. So fällt auch nicht weiter auf, dass der Sound vor der Bühne sehr unausgewogen und matschig klingt.

Kamelot (Foto: Olaf Räwel bs! 2018)

Erstaunlicher Weise im hinteren Bereich wesentlich klarer. So bekommen die Personen hier, bei den ruhigeren Parts auch das volle Klangerlebnis zu spüren. Gefühlt verstreicht die Zeit im Fluge und zur Zugabe lässt sich auch wieder Lauren Hart von den Nebelschleiern auf die Bühne tragen, um den Song „Liar Liar“ mit ihrer Stimme zu bereichern. Inzwischen hat sich der Mantel der Dunkelheit über die ganze Stadt gelegt und bittet nun zu Ruhe, diesen wunderschönen Abend noch einmal Revue passieren zu lassen.

Setlist Kamelot:

  1. Phantom Divine
  2. Rule The World
  3. Insomnia
  4. Pandemonium
  5. Lights Go Down
  6. End Of Innocence
  7. Elysium
  8. Heres To The Fall
  9. Ravenlight
  10. March Of Mephisto
  11. Karma
  12. Amnesiac
  13. Burns To Embrace
  14. Sacrimony
  15. Forever
  16. Liar Liar

Galerien (by Olaf Räwel bs! 2018):

Links:
https://de-de.facebook.com/visionsofatlantisofficial/
http://www.leaveseyes.de/
http://www.kamelot.com/
https://markthalle-hamburg.de/

Olaf Räwel
Olaf Räwelhttps://www.be-subjective.de/
Olaf ist ein mediterran Scharfmacher sondergleichen. Seine Texte sind gewürzt mit den Tränen derer, die auf seiner heimischen, eigenhändig veredelten Chili-Plantage, den Mund zu voll genommen haben. Wenn er sich nicht gerade Live- oder Gaumenerlebnisse scharfzüngig zergehen lässt, jongliert Olaf mit sündhaft teuren Designmöbeln, erfindet die daoistische Harmonielehre neu und verbindet seine ästhetischen Leidenschaften mit Spaß. Olaf, so vermuten wir, ist eigentlich ein Akronym für Ordinary Lover of Art and Flavouring. Genug Rumgeräwelt. Das Spicegirl is(s)t scharf.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Preview: Romance is a Band – Fontaines D.C. [2024]

Es ist kaum zu glauben, was Fontaines D.C. in...

Review: Reeperbahn Festival 2024 (18.09.-21.09.2024, Hamburg)

Tag 1 – Mittwoch Der Startschuss für das Reeperbahn Festival...

Preview: Alle guten Dinge sind Doom – Draconian mit Nailed To Obscurity und Fragment Soul [2024]

Schwedens Gothic-Doom-Meister Draconian werden in einem Atemzug mit anderen...

Preview: Das Reeperbahn Festival geht in die 19. Runde (18.-21.09.2024, Hamburg)

Vom 18. bis 21. September 2024 ist es wieder...