Iced Earth: The Glorious Burden (2004) Book Cover Iced Earth: The Glorious Burden (2004)
Paul-Eduard Rück
Steamhammer
12.01.2004

Tracklist:

  1. Declaration day
  2. When the eagle cries
  3. The reckoning (don't tread onme)
  4. Attila
  5. Red baron/Blue max
  6. Hollow man
  7. Walterloo
  8. Valley forge Gettysburg (1863)
  9. The devil to pay
  10. Hold at all costs
  11. High water mark

Viel ist zu den neuen Werk von Iced Earth im Vorfeld gesagt worden. Chefdenker Jon Schaffer meinte es sei die beste und anspruchvollste Musik die ich je komponiert habe (O-Ton aus den Hammer Interview / Januar 04). Eine gewagte Aussage waren die Vorgänger schon wahre Meisterwerke (ich bin wohl einer der wenigen der auch Horror Show genial findet).

Noch dazu war auch ich schwer geschockt von Matt Barlows Ausstieg, sah aber wiederum Tim Owens Einstieg bei Iced Earth positiver entgegen als Halfords Rückkehr zu Judas Priest. Was Judas Priest angeht sehe ich das als einen verzweifelnden Versuch die verlorenen Fans zurück zu gewinnen. Ob dies gelingt wage ich zu bezweifeln - Rob Halford besitzt einfach nicht mehr die Klasse die er mal hatte (was man vor allem live merkt) und die vergangenen Priest Platten waren ja auch nicht das Gelbe vom Ei. Einzige Außnahme war Tim Owens Gesang der über jeden Zweifel erhaben ist. Und hier sah ich Iced Earth's Zukunft positiver entgegen da der Ripper jetzt anscheinend bei einen Songwriter gelandet ist der es immer wieder schafft das beste aus den Metal herauszuholen. Das ist eigentlich auch diesmal so. The Glorious Burden ist meiner Ansicht nach ein großartiges Album. Die Songs klingen fett und zeigen so manchen Metalbands wo der Hammer hängt. Hymnen wie Declaration Day, The Reckoning, Attila, Red Baron / Blue Max (Wahnsinn was der Ripper hier leistet) oder Waterloo (geht einfach nicht mehr aus den Ohr) sind eine wahre Freude und gehören jetzt schon zu den stärksten Songs die Iced Earth jemals geschrieben haben. Verglichen mit den Vorgängern ist man doch härter geworden aber gleichzeitig auch eingängiger. Owens Gesang passt wirklich hervorragend zu Iced Earth, manchmal klingt er auch ein wenig wie Barlow wenn er mal tiefer singt. Der Ripper gehört einfach zu den besten Metalsängern was er auf diesen Album einmal mehr unter Beweis stellt.

Tja und dann gibt es da noch die Gettysburg Triologie auf die ich mehr als nur gespannt war. Und dies ist ohne Zweifel das Herzstück des Albums. Dieses über 30-minütige Schlachtepos ist an Dramatik, Spannung und Ideenreichtum kaum zu übertreffen! Hier hört man einfach Metal-Perfektion vom Allerfeinsten, veredelt mit aufwändigen, atmosphärischen Orchester-Parts und dennoch sehr heavy. Dieses Werk ist aufgeteilt in drei ineinander übergreifende Parts, die einem gigantischen Finale entgegensteuern, das so ziemlich ALLES in den Schatten stellt, was der traditionelle Metal seit Painkiller hervorgebracht hat. Stimmlich hat dies Tim Owens mit so unendlich viel Gefühl und Klasse umgesetzt, dass einem der Atem stockt! Nehmt euch eine halbe Stunde Zeit, um dieses Mammut-Werk unter dem Kopfhörer mit dem Booklet in der Hand (der Begleittext erläutert auch die instrumentalen Teile) zu genießen.

Ich tue mir zwar auch etwas schwer mit einigen ultra-patriotischen Texten auf The Glorious Burden, muss aber andererseits feststellen, dass sie gut zur militanten, pathetischen Ausrichtung der Musik passen. Nimmt man sie also als Beiwerk im Sinne der diskussionswürdigen Texte von Manowar (wo jedes 2 Wort Metal ist - auch nicht viel besser) und übt sich in Toleranz (schließlich wird hier nicht wirklich politisiert), so lässt sich ganz gut darüber hinwegsehen.

Ist The Glorious Burden nun das beste Iced Earth Album geworden? Schwer zu sagen denn damit würde man dieses Album über The Dark Saga, Burnt Offerings und den bisherigen Referenzwerk Something Wicked This Way Comes stellen und das könnte ich nicht. The Glorious Burden ist zweifellos ein Glanzstück des traditionellen Metals geworden allerdings erreichen die eigentlich ganz guten Balladen Where The Eagle Cries und Hollow Man nicht die Magie von Melancholy oder Watching Over Me. Dadurch hat Something Wicked... in diesen Bereich die Nase vorne.

Außerdem bin ich wegen den Gesang etwas hin und her gerissen. Tim Owens liefert hier ohne Zweifel eine Wahnsinnsleistung ab allerdings würde mich die usprüngliche Version des Albums mit Matt Barlow am Mirko interessieren. Gerade die Gettysburg Triologie mit Matt wäre mehr als nur interessant! Auch wenn Owens auf The Glorious Burden teilweise unmenschliches leistet aber der Name Matt Barlow wird nunmal in den Köpfen der Iced Earth Fans weiter spuken auch bei mir. Es bleibt auch abzuwarten wie die älteren Iced Earth Songs mit den Ripper klingen. Erst da wird sich weisen ob er endlich aus den Fußstapfen von Matt treten kann.

Ungeachtet dessen ist The Gloroius Burden ein herausragendes Werk geworden dass auf jeden Fall auf derselben Stufe mit The Dark Saga, Burnt Offerings und Something Wicked This Way Comes steht. Ob es besser ist wage ich nicht zu beurteilen.

Eines ist jedoch sicher: an dem Referenzwerk Gettysburg (1863) muss sich ab sofort JEDE Metalband mit traditioneller Ausrichtung - sei es nun Judas Priest, Iron Maiden, Savatage, Manowar oder Blind Guardian - messen lassen!

Vorheriger ArtikelGothminister: Gothic Electronic Anthems (2003)
Nächster ArtikelMandylion: Morituri (2004)
be subjective!
be subjective! music webzine est. 2001 Live-Berichte und Konzertfotos stehen bei uns im Fokus. Die richtigen Wort für neue Töne, musikalische Experimente, Stimmungen in Bildern gebannt, Mega Shows in neuen Farben. Der Atem in deinem Nacken, die Gänsehaut auf Deiner Haut, der Schweiß durchtanzter Nächte zum Miterleben und Nachbeben. Interviews mit Bands und MusikerInnen.  be subjective! aus der Musikszene für mehr Musikkultur.