Xandria: Kill The Sun (2003) Book Cover Xandria: Kill The Sun (2003)
Drakkar (Sony BMG)
05.05.2003

Tracklist:

  1. Kill the sun
  2. Mermaids
  3. Ginger
  4. She's Nirvana
  5. Forever yours
  6. Casablanca
  7. So you disappear
  8. Wisdom
  9. Isis / Orisis
  10. Calyx virago

 

Viel ist zu Xandria und ihren Debutalbum „Kill The Sun“ im Vorfeld geschrieben worden und es waren überwiegend positive Resonanzen die ich so mitbekommen habe. Als ich dann in der letzten Orkus - Ausgabe das Titellied auf deren Sampler hörte war ich erstmals skeptisch und konnte die Euphorie anfangs nicht ganz nachvollziehen. Doch wegen einen Song auf ein ganzes Album zu schließen ist unfair (beispielsweise bei Evanescence macht man es sich gerne zu leicht – „Fallen“ bietet nicht unbedingt das was sich die meisten Leute nach „Bring Me To Life“ erwarten) und so wollte ich mir doch das ganze Album anhören. Als ich „Kill The Sun“ dann im Plattenladen fand und die Schlange vor den Anhörstationen recht lange war wollte ich mir die CD doch blind kaufen - ein paar gute Songs werden schon drauf sein dachte ich mir. Und nach mehrmaligen Hören bereue ich den Kauf keinesfalls ganz im Gegenteil.

Mit „Kill The Sun“ legen Xandria einfach ein sehr sympathisches Debüt vor. Um die Jahrtausendwende von Gitarrist und Keyboarder Marco ins Leben gerufen (so viel ich gelesen und gehört habe) besteht Xandria nun aus Marco, Philip (Gitarre), Roland (Bass) und Gerit (Schlagzeug) und der süßen Lisa (Gesang). Jung sehen sie aus, sogar niedlich, auch wenn sie natürlich die Düsterfassade ein bisschen zu wahren versuchen. Eine große Bandgeschichte gibt es also noch nicht zu erzählen. Momentan gibt es nur dieses Album und ich bin gespannt, wie sie sich live machen, wenn sie ab Mitte Mai mit Tanzwut auf Tour gehen.

Was den Hörer auf „Kill The Sun“ erwartet ist Gothic Metal mit leicht poppigem Einfluss. Klingt nicht sonderlich originell, ist es wahrscheinlich auch nicht. Es ist wohl in der heutigen Zeit sowieso schwer, sich im Gothic Metal Bereich mit Frauengesang von anderen Bands abzuheben. Freunde von Lacuna Coil, Nightwish, Within Temptation und Co. haben hier auf jeden Fall ihre Freude an der Musik, denn Xandria schlagen ein wenig in die Kerbe der eben genannten und schaffen ab und zu sogar sehr eingängige, ja fast eigenständige Songs, was mich dazu veranlasst, der Band noch eine weitaus größere Zukunft zu versprechen. Vielleicht schaffen es Xandria ja dann auch, sich von den genannten Vorbildern zu lösen und mehr in ihre eigene Richtung zu gehen, die sich etwa im Megaohrwurm „Mermaids“ zeigt. Sängerin Lisa steht zwar noch nicht ganz auf dem Niveau von den schon zitierten Goth Göttinen (Cristina Scabbia von Lacuna Coil ist nun mal eine Klasse für sich und bleibt einfach unerreicht auch wenn ihr Amy Lee von Evanescence ihr momentan mächtig Konkurrenz macht), kann aber mit einer feinen Stimme durchaus überzeugen. Auch hier gilt: Das hat Zukunft und ist sicher noch ausbaufähig.

Die guten Ansätze sind also schon mal da, was auf jeden Fall positiv auffällt. Songs wie das wunderschöne „Ginger“, das fast exotisch wirkende „She's Nirvana“ oder der Titeltrack „Kill The Sun“ den man etwas schneller und mit mehr Samples aufgenommen hat und mit jeden hören besser wird, sind sicherlich Ohrenschmeichler für alle, die auf emotionalen Sound stehen. Und auch rockige Nummern wie „Casablanca“ und das mit coolen Keyboard-Samples verfeinerte „Wisdom“ klingen sehr vielversprechend. Als eines der besten Stücke auf der Scheibe ist eindeutig „Forever Yours“. In dem Lied verschmelzen die wunderschönen Harmonien mit dem lieblichen Gesang Lisas. Gut gefällt mir auch der letzte Song der Scheibe, „Calyx Virago“, bei dem Lisa ihr ganzes stimmliches Talent beweist. Die sehr doomige Nummer schmachtet langsam dahin, bis sie plötzlich in spanische Gitarren übergeht... Schräg!

Xandria sind sicher ein heißer Tipp für die Zukunft des Gothic Metal und bringen zwar nichts bahnbrechend Neues in den Sound, doch schaffen es mit ihren Eigenkreationen zu überzeugen, ohne einfach nur flach zu kopieren. 4 Sterne für eine Band mit Zukunft die man auf der Tour mit Tanzwut nicht verpassen sollte.

Vorheriger ArtikelTristania: Widow’s Weeds (1998)
Nächster ArtikelAnubis: Reflections (2004)
be subjective!
be subjective! music webzine est. 2001 Live-Berichte und Konzertfotos stehen bei uns im Fokus. Die richtigen Wort für neue Töne, musikalische Experimente, Stimmungen in Bildern gebannt, Mega Shows in neuen Farben. Der Atem in deinem Nacken, die Gänsehaut auf Deiner Haut, der Schweiß durchtanzter Nächte zum Miterleben und Nachbeben. Interviews mit Bands und MusikerInnen.  be subjective! aus der Musikszene für mehr Musikkultur.