Wenn man das NDR 2 PLAZA FESTIVAL beschreiben sollte, wäre das mit drei Worten nicht getan. Natürlich gibt es die Fakten: 21.000 Fans, 6 Acts, gutes Wetter, gute Stimmung, gute Musik. Doch das ist tatsächlich nur das Vordergründige. Vielmehr erlebt doch jeder einzelne an diesem Tag, in diesen 9 Stunden Festivalzeit, seine ganz persönlichen Momente. Das können ganz unterschiedliche Gefühlslagen sein. Aber es ist immer eines: Dieser eine Moment.
Da ist zum Beispiel das junge Mädchen in Reihe 1, das bei Ihrem Teenie-Idol hemmungslos heult, während die anderen abfeiern, grölen und mitsingen. Für das weinende Mädchen ist es der Moment, dieser eine Moment. Oder aber wenn Simon Pegg (der Typ aus Shaun of the Dead) einen begrüßt: „Hey warst du nicht letztes Jahr auch da?“ „Na klar. Aber bist du nicht der Typ, der die Moderatorin vor 2 Jahren über die Absperrung gehoben hat?“ „Genau, das war ich“. So kommt mensch ins Gespräch und erlebt diesen einen, diesen besonderen Moment. Tatsächlich ist „Simon“ aus dem Wendland angereist und mit Freunden schon zum wiederholten Mal auf der Plaza. Aber wie heißt dieser super sympathische Typ nun wirklich? Das wird beim nächsten Plaza Festival geklärt. Da ist Simon wieder da. Ganz sicher. Besondere Momente erlebt auch eine Abordnung von 20 jungen Mädchen der Lindener Narren. Der aktuelle Gardeminister ist kein Geringerer als Nico Röger, geschäftsführender Gesellschafter von Hannover Concerts. Dieser hat zum „Gegenbesuch“ auf die Plaza eingeladen und ermöglicht den Mädels die Möglichkeit, Fotos mit ihrem Idol zu machen. Ganz große Geste. Never ever werden sie diesen Moment vergessen.
Auch für LOTTE gibt es diesen einen Moment. Sie ist der erste Act an diesem Tag. Die Songschreiberin aus Ravensburg hat die Chance vor über 20.000 Fans zu performen. Solche Chancen kriegt man nicht so oft, also raus auf die Bühne und mit Anlauf rein ins kalte Wasser und Schwimmen, Schwimmen, Schwimmen. Keine Angst. Charlotte Rezbach, wie sie eigentlich heißt, geht nicht unter. Hat sie doch schon erste Erfahrungen als Support bei Max Giesinger und Johannes Oerding gesammelt. Souverän meistert die (fast) 23-jährige ihren Auftritt und präsentiert Lieder aus ihrem ersten Album „Querfeldein“. Das war ein super Start ins Festival. Voller Einsatz.
Volle Lotte.
Wincent Weiss ist der Schuldige. Er ist verantwortlich, daß junge Mädchen heulen. Skandal. Aber er stellt sich auch gern für Selfies mit den Lindener-Narren-Girls zur Verfügung. Respekt. Respekt auch für seinen Auftritt, den er absolut unaufgeregt, aber natürlich engangiert abliefert. Auch eine versehentliche vorzeitige hochgegangene Konfettikanone bringen den 25-jährigen Eutiner nicht aus der Ruhe. Aufgeregter sind da schon die überwiegend weiblichen, sehr jungen Fans in der ersten Reihe. Sie sind nur wegen Doppel-W hier und hängen an seinen Lippen. Und der Typ sieht nicht nur gut aus, der kann sogar singen. Gleich zwei Medleys deutscher Hits aus dem Probenraum und seine eigenen Hits „Musik sein“, „Frische Luft“, „Unter meiner Haut“ sorgen für ein „Feuerwerk“ der guten Laune. Und das nicht nur in der ersten Reihe. Tosender Applaus.
Das Line Up an diesem Tage scheint einem Muster zu folgen. Es geht von Jung nach Alt, also nicht Alt wie Greis, sondern nur älter wie der vorherige Act. Michael Patrick Kelly hat schon viel erlebt. Er ist verantwortlich für die großen Hits von The Kelly Family, die millionenfach verkauft wurden. Irgendwann war es ihm dann zu viel, und er hat sich zurückgezogen. Und was ist dafür der beste Platz? Von 2004 bis November 2011 hat MPK tatsächlich als Mönch im katholischen Kloster des Ordens der Gemeinschaft vom heiligen Johannes im französischen Burgund gelebt. Irgendwann hat er wieder Bock auf Musik bekommen und in 2017 das Album „ID“ produziert. Und die gleichnamige Single hört MPK tatsächlich das erste Mal, als er gerade in einer Tankstelle ist und im Radio NDR2 läuft: „Hier ist die neue Single von Michael Patrick Kelly.“ Tolle Anekdote. Noch toller ist der Auftritt von MPK. Der Mann weiß was er tut. Es wird rockig mit irischen Wurzeln („Lazarus“) oder auch poppig („Shake Away“) und natürlich auch balladig („Higher Love“). Der Mann kann alles.
Und dann kommt schon der 4. Act. Der Winnie Weiss der Ü-30 Generation. Der Künstler ist 1974 geboren. Sein Name ist Blunt, James Blunt. Ein Frauenschwarm. Die Frauen sind gerührt, aber noch nicht geschüttelt. Keine Angst. Das kommt noch. Der an Statur kleine Mann ist ein ganz Großer im Geschäft. Am Anfang des Gigs wirkt er noch etwas nervös, geradezu hibbelig. Der Engländer will wahrscheinlich einfach nur raus auf die Bühne und abfeiern. Ruhig James, alles wird gut. Aber vor dem Abfeiern kommt erstmal „Someone Singing Along“. Ein Lied das aufrütteln soll. Und das schafft es auch. Auf der Videoleinwand fliegt eine Drohne über eine komplett zerstörte Stadt in einem Kriegsgebiet. Booah, es ist ganz ruhig auf der Plaza. Ganz wichtig auch so einen Song zu bringen. .Der Mann hat so viele Hits, Balladen wie „Goodbye my Lover“ aber auch durchaus Tanzbares wie „Bonfire Heart“ „OK“ oder „Melody“. OhhhhJames: „You´re Beautiful“. Und deutsch kann er auch: „Danke, vielen Dank und Danke schön“. Schön, dass er da war, der James, der Blunt.
Und die Zeit steht still
weil ich diesen Moment für immer behalten will
und ich halt ihn fest
und die Zeit steht still
weil ich diesen Moment für immer behalten will
und ich halt ihn fest
Der nächste Künstler ist jünger als James, aber doch ein alter Hase im Geschäft. Johannes Oerding ist eine Bank. Den Typen kann man immer engagieren, da kann mensch nix falsch machen. Jo Oerding ist der Typ bei dem „Alles brennt“, der seine „Kreise“ zieht und „Hundert Leben“ hat. Das ist „So schön“. Er ist tatsächlich an Weihnachten geboren (26.12.81) und mit Ina Müller zusammen. Der Mann ist definitiv zu beneiden. Er hat Humor aber auch die nötige Reife. Er kann Rock´n´Roll und auch Reggae. Als Zugabe bringt er „Für immer ab jetzt“. Allein am Piano. Und 20.000 schwenken ihre Handy-Taschenlampen. Diese Gänsehaut bleibt länger stehen.
Von Johannes Oerding durften wir leider keine Fotos anfertigen.
Der letzte Act, der vermeintliche Hauptact des Abends ist The Script. Wer bitte schön ist denn The Script werden sich manche fragen. Die Online-Lexika geben nicht ganz soviel her. Aber was da steht lässt aufhorchen. In Irland und UK ist die Pop-Rock-Gruppe mit allen Alben auf Platz 1 der Charts gewesen und der deutschsprachige Raum wird auch erfolgreich beackert. Sänger Daniel O’Donoghue könnte durchaus der große Bruder von Winnie Weiss (da ist er wieder) sein und als Ire ist man sowieso nicht kontaktscheu. Einmal rein ins Publikum. Geile Truppe. Die haben und machen Bock auf mehr. „Millionaires“, „Superheroes“ oder „Arms Open“ sind überaus ansprechende Songs. Zum Schluss noch mal Konfettiregen, aber diesmal in grün. Noch einer dieser Moment, die mensch nicht vergißt. Nächstes Jahr ist wieder NDR 2 PLAZA FESTIVAL. Zeit für neue Momente. Der Vorverkauf hat schon begonnen.
Galerien (by Michael Lange bs! 2018):
www.musikvonlotte.de
www.wincentweiss.de
www.michael-patrick-kelly.com/home
www.jamesblunt.com
www.johannesoerding.de/home
www.thescriptmusic.com/home