Die Story ist so simpel wie einfach:
Junges Paar (Brad und Janet) bleibt in einer regnerischen Novembernacht mit dem Auto liegen, sucht Hilfe in einem nahegelegenen Schloss. Dort lebt der exzentrische außerirdische Wissenschaftler Dr. Frank N. Furter vom Planeten Transsexual aus der Galaxie Transylvania mit seinen Gefährten. Das Paar wird Zeuge der „Geburt“ der neuesten Schöpfung des Wissenschaftlers: dem blonden und muskelbepackten Retortenwesen Rocky, das er in erster Linie zu seinem – auch sexuellem – Vergnügen erschaffen hat. Rocky verliert seine sexuelle Unschuld wird von seinem Schöpfer betrogen und stirbt unter den Qualen seiner Eifersucht. Auch das junge Paar wird in seinen (sexuellen) Wertvorstellungen nicht verschont. Der Transvestit Dr. Furter täuscht und verführt Beide. Die anderen Aliens haben ob des Verhaltens ihres Obermotzes Frank N. Furter die Faxen dicke, und revoltieren. Brad und Janet können rechtzeitig entkommen. Der Bösewicht wird vom Diener Riff Raff erschossen. Die Aliens machen den Abflug zu ihrem Planeten. Ende, Aus, Micky Maus.
Das alles hört sich an wie der Plot zu einem 0815-Teenie-C-Horror-Movie. Und was soll mensch sagen? Genau das ist es auch. Aber Richard O’Brien’s Rocky Horror Show ist natürlich viel mehr.
Mehr als nur Kult.
Seit der Uraufführung 1973 am Royal Court Theatre in London begeistert dieses Rockmusical das Publikum. Bereits über 20 Millionen Menschen haben das abgefahrene Märchen für Erwachsene erlebt. Und an diesem Abend kommen noch mal 1700 Fans in der Swiss Life Hall dazu. Aber erstmal reinkommen in die Hall of Horror. Dazu folgender Hinweis: „Aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen bitten wir Sie, rechtzeitig zu den Shows anzureisen und somit längere Wartezeiten beim Einlass (Bodycheck, Taschenkontrollen) zu verhindern. Beschränken Sie sich auf wesentliche Gegenstände wie Handy, Schlüssel, Portemonnaie etc. und verzichten Sie auf große Taschen, Handtaschen und Rucksäcke usw. usw. So weit, so normal. Nur, das die Rocky Horror Show weit entfernt ist von normal: „Bitte beachten Sie zudem, dass die Mitnahme folgender Gegenstände verboten ist: Nahrungsmittel (Reis, Mehl, Toast), große Rollen Toilettenpapier, Wunderkerzen, Feuerzeuge, große Wasserpistolen und Super Soakers“.
Das Mitführen von Konfetti, kleinen Wasserpistolen, Spielkarten, Zeitungen, Gummihandschuhen, Toilettenpapier in kleinen Mengen sowie Rasseln ist erlaubt.
Echte Fans haben selbstredend all dies dabei, denn sie wissen was kommt. Verkleidung ist hier Pflicht. Bei diesem Event dürfen Kerle Strapse und Stilettos tragen und auf Frank N. Furter machen. Und so ist der Kerl dann auch auf Toilette gegangen. Aber bei den Ladies (ist wirklich war) Uuuuh. Rocky Horror Show ist Sex, Trash, Rock´n´Roll, bunt und bizarr, Kindergeburtstag für Erwachsene. Sam Buntrocks gefeierte Inszenierung macht Richard O’Brien’s Meisterwerk alle Ehre. Und immer ist auch ein Sprecher mit dabei. An diesem Abend ist es Martin Semmelrogge, der den unpässlichen Sky du Mont vertritt.
He thought you were the candy man.
Don‘t get strung up by the way I look.
Don‘t judge a book by its cover.
I‘m not much of a man by
the light of day
But by night I‘m one hell of a lover.
I‘m just a sweet transvestite
„Boring, Boring“, schallts durch die Halle. So geht’s immer los. Semmelrogge kontert gleich: „Deine Frau sagt, du bist boring“. Der Schauspieler ist der richtige Mann als Sprecher. Markante Stimme, schmutziges Lachen, spontane Pricker ans Publikum. Das passt. Das Ensemble ist topbesetzt. Gary Tushaw als Frank N. Furter steht der Film-Besetzung Tim Curry in nichts nach. Und auch die anderen Protagonisten liefern ein prickendes Rocky-Horror-Feeling ab. Die Live-Band ist in die erste Etage der Bühne integriert. Läuft hier eine CD? No. Satt und rockig der Sound. „Time Warp“, „Sweet Transvestite“, „Hot Patootie – Bless My Soul”. Das ist Musikgeschichte. Absolutely live. Genauso live wie das Publikum. Jeder kennt die Choreografie, weiß was wann passiert. In der Regenszene, Zeitung auf den Kopf und mit Wasserpistole die Leute nass machen. In der Hochzeitsszene mit Konfetti werfen. Oder aber mit Klopapier als Rocky von seinen Bandagen befreit wird. Und beim Namen Dr.Scott? „Buuuh“. Und reinrufen geht sowieso. Immer.
Dieses Rock-Musical wird noch in 100 Jahren so abgehen wie am ersten Tag. Und immer und immer wieder. „Let´s do the Time Warp again“. Again and again.
Galerien (by Michael Lange bs! 2018):
Setlist:
Erster Akt
- Science Fiction Double Feature
- Dammit, Janet!
- There’s a Light
- The Time Warp
- Sweet Transvestite
- The Sword of Damocles
- I Can Make You a Man
- Hot Patootie – Bless My Soul
- I Can Make You a Man (Reprise)
Zweiter Akt
- Touch-a, Touch-a, Touch-a, Touch Me
- Once in a While
- Eddie’s Teddy
- Planet Schmanet Janet
- Rose Tint My World
- Fanfare
- Don’t Dream It, Be It
- Wild and Untamed Thing
- I’m Going Home
- Superheroes
- Science Fiction Double Feature (Reprise)
Links:
www.rocky-horror-show.de
Veranstalter:
Hannover Concerts