Napalm Records
11.11.2002
Tracklist:
- Ecstatic
- A fate sealed in red
- Crashing down
- Obedience in the absence of logic
- Liquid view
- Denial and pride
- The call of lust
- Splendid coma visions
- Bloodred trance
- Caffeine
Macht ist vielseitig.
Macht hat einige Varianten. „A New Dimension Of Might betiteln TRAIL OF TEARS ihr neuestes Werk. Keine Macht, dafür eine Vormacht haben die sieben Musiker aus Norwegen. Vormacht im Gothic-Metal-Bereich.
Seit ihrer letzten Scheibe „Profoundemonium ist Cathrine Paulsen als festes Bandmitglied hinzugestoßen. Weise Entscheidung, Cathrine gibt „A New Dimension Of Might eine eigene Note. Ihre gesangliche Leistung passt sich hervorragend an den Rest der Musik an. Hier sind Pro- und keine Antagonisten am Werk, wie bei anderen Bands dieses Genres der Fall. Denn Cathrines Stimme bildet mit der tief-grunzigen von Bandchef Ronny Thorsen eine wunderbare Symbiose.
Für die klaren Vocals war auf dieser Scheibe Kjetil Nordhus zuständig. Die Norweger hätten keine bessere Wahl treffen können. Er reiht sich als Pendant seiner Kollegen am Mikro ein. Soviel zum Gesang. Dieser in Einheit mit den instrumentalen Fähigkeiten der anderen fünf Bandmitglieder lässt keine Wünsche offen; dieses Werk ist vielseitig, niemals langweilig, hat Ohrwurmmelodien.
Nach einer Weile des Hörens drängen sich Vergleichsbeispiele auf - gewollt, oder ungewollt. Hinter dem Mischpult saß kein geringerer als Terje Refsnes, der auch schon SIRENIA und SINS OF THY BELOVED den letzten Schliff gab. Das hört man auf der aktuellen TRAIL OF TEARS.
Irgendwie sind Parallelen da, die Harmonien in den Übergängen sind im Ansatz bei den beiden anderen genannten Bands wiederzufinden. Nicht nur das, auch Sänger Ronny Thorsen könnte ohne Weiteres bei SIRENIA, SINS OF THY BELOVED, oder sogar TRISTANIA am Mikro stehen. Nichtsdestotrotz ist „A New Dimension Of Might eine geniale Scheibe, es fehlt ihr an Nichts. Schon der Opener zeigt, wo's lang geht: In einem durch Chöre (männliche und weibliche Stimmen) untermalten, bombastischen Gothic Metal (Tipp: Zweites Lied).
TRAIL OF TEARS setzen den Synthiesound perfekt und auf den Punkt genau ein, er avanciert sogar zum treibenden Instrument. Bestes Beispiel dafür „Crashing Down, das dritte Lied. Der Hauch von techno-typischen Elementen schwebt im Aufbau des Liedes mit und pusht es zu einem grandiosen Finale.
Der Vorteil an Ronny Thorsens Gesang ist, dass er nicht zwingend in den Vordergrund gestellt ist. Der Bandchef überlässt außer Cathrine Paulsen auch gerne mal Kjetil Nordhus den Vortritt. Caffeine (10. Lied), ein Cover von FAITH NO MORE, wird von ihm nämlich dominiert. Nicht nur dieser Song hat Hitcharakter. Eine rundum gelungene Scheibe, die aber an SIRENIA nicht ganz rankommt. Deren Sängerin ist dann doch noch einen Tick besser.
Interessant für Gothic-Metal-Fans dürfte die kommende Tour von TRAIL OF TEARS sein: Zusammen mit SIRENIA. Zwei der derzeit besten ihres Genres an einem Ort und an einer Stelle. Ein mächtiges Gespann.