Review: Emil Bulls – Pop Punk, Metalcore & The Age of Revolution (18.11.2017, Dresden)

Über 22 Jahre Bandgeschichte haben dazu geführt, daß Ende September das neunte Studioalbum mit dem Titel „Kill Your Demons“ erschienen ist. Was wiederum zur Folge hat, daß Emil zusammen mit seinen Bullen auf der gleichnamigen Tournee derzeit durchs Land zieht und der ganze Tross am heutigen Samstag im Elbflorenz eine Rast einlegt. Dabei ist es ganz von Vorteil, daß im Alten Schlachthof mittlerweile Musikkonzerte bzw. andere Veranstaltungen stattfinden. Wodurch sich diese Lokalität mittlerweile von einer wesentlich bullenfreundlicheren Seite zeigt und für eine Funktion bestimmt, als das noch Ende des 19. Jhd. bzw. Anfang des 20 Jhd. der Fall war.

Grizzly (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Die Emil Bulls haben gleich zwei Vorbands mit am Start. Den Anfang noch vor offiziellem Beginn machen Grizzly aus Karlsruhe. Die Badener sorgen mit ihrem Punk Rock – oder besser gesagt Heavy Pop Punk (wie sie auf Facebook selbst ihre Musik bezeichnen) – und zwei Sängern gleich richtig für Alarm. Erzeugen während ihres Sets allmählich gewisse Zuckungen bzw. andere zur Musik mitgehende Bewegungen unter den Anwesenden.

Einen neuen Song vom im Januar 2018 erscheinenden Tonträger „Polaroids“, gibt es ebenso zu hören. Ein durchaus gelungener Auftakt.

Warmup im Doppelpack

Vitja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Nach kurzem Umbau gibt es den zweiten Akt, verantwortlich dafür sind Vitja aus Köln. Schnell wird klar, daß die Fahrt da schon mehr in Richtung Metal geht – Metalcore genauer gesagt. Im Vergleich zur ersten Band haben die Rheinländer schon eine aktuelle LP auf dem Markt und stellen einige Tracks aus „Digital Love“ den DresdnerInnen vor. Sänger David animiert immer mal wieder das Publikum mitzugehen. Selbst stagediven oder ähnliches wünscht sich der Frontmann und kommt bei einem Song dafür sogar von der Bühne herunter, hinein in die ersten Reihen der Fans.

Vitja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Ganzer Einsatz und aller Ehren wert, musikalisch können sie mich nicht wirklich voll überzeugen, auch wenn diese Meinung viele der Anwesenden wahrscheinlich anders empfinden. Beim Durchhören vor dem Konzert klingen sie auf Platte besser als live und es fehlt noch eine Menge eigene Identität, um zu Genregrößen wie Parkway Drive & Co. aufschließen zu können.

In der Zwischenzeit gibt es wohl auf der Bühne des sehr gut gefüllten Kleinen Saals ein wenig mehr zu tun, was niemand sehen soll. Ein Vorhang mit Emil Bulls-Logo versperrt jedenfalls die Sicht auf eben Erwähnte, also Zeit Bier zu holen, Rauchen zu gehen oder andere Aktivitäten. Währenddessen laufen ein paar gute Klassiker als Hintergrundmucke, aufmerksamkeitserzeugender wird es bei den Main-Themes von „Ein Cold für alle Fälle“ und dem „A-Team“. Letzterer wird leider nicht ganz ausgespielt und mit miesem Übergang vom Bulls-Intro abgelöst.

Emil Bulls (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Es erklingen die ersten Takte des aktuellen Titeltracks „Kill Your Demons“ vom gleichnamigen Longplayer und der Vorhang fällt. Das Bühnenbild ist geteilt, auf dem ‚Berg‘ sitzt Fabian „Fab“ Füß, unten im ‚Tal‘ stehen Andy „Bocko“ Bock (Gitarre), Stephan Karl „Moik“ (Gitarre), James „Citnoh“ Richardson (Basszupfe) und Christoph „Christ“ von Freydorf – natürlich traditionell gekleidet mit dem sehr bekannten Trikot der Chicago Bulls eines weltberühmten Basketballspielers mit der Nr. 23. Noch cooler wäre allerdings ein eigenes Trikot, wo hinten nicht „Jordan“, sondern „Emil“ stehen würde – vielleicht nächstes Jahr zum Band-Geburtstag, den 23. der Emil Bulls!?

Smells Like Rock ‚N‘ Roll

Emil Bulls (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Wo waren wir eigentlich beim Konzert stehen geblieben…ah ja richtig, Track zwei „The Ninth Wave“, sehr passend und auch neu. Danach begrüßt Sänger Chris das Auditorium und stellt fest, daß heute Abend einiges geht – breite Zustimmung im Publikum. Jetzt kann die Show nun also so richtig Fahrt aufnehmen, die nächsten Stücke stammen von Alben, wie „The Black Path“, „Sacrifice to Venus“ bzw. „Oceanic“, der jüngeren Diskographie-Vergangenheit. Anschließend wieder ein paar aktuelle Tunes, „Euphoria“! Als Nächtes geht es zu den Anfängen der Münchner, Chris spielt bei „Smells Like Rock ‚N‘ Roll“ zusätzlich eine Klampfe und macht dadurch den eh schon fetten Sound noch mächtiger. Gleichzeitig wird mit diesem Track die Klassiker Schublade aufgemacht und bei „Nothing In This World“ sollen alle im Saal runter auf die Knie, samt anschließender Herumspringen- bzw. Ausrasten-Einladung.

Emil Bulls (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Das gesamte Können der Bayern, mit der unverkennbaren Stimme von Sänger Chris und dem meist groovenden Klangkosmos der Anderen Bullen, wechselnder Rhythmus zwischen derbe dick aber auch mal melodiös etwas sanfter, sticht besonders bei „The Jaws Of Oblivion“ hervor. Ebenso beim anschließenden „Here Comes The Fire“. Zwischen Pest und Cholera muss es doch noch etwas anderes geben, zum Beispiel eine Zugabe!?? Emil Bulls, Emil Bulls, Emil Bulls

…Eemil Bullss,
Eemil Bullss,
Eemil Bullss.

Geht doch, mit „Winterblood“ gibt es noch einen weiteren Neuen auf die Ohren. Auf „Hearteater“ folgt als Nächstes „The Age of Revolution“ eine der Bandhymnen der Münchner. Tscha das Liedl ist zwar zu Ende gespielt, die Bullen verschwinden nach und nach hinter die Bühne, aber das absolut begeisterte Publikum hat immer noch nicht genug und singt den Refrain ohne Bandbegleitung einfach weiter und weiter und weiter…

„This is how we do it
In the age of revolution we’re a unit
Oh, This is how we do it
In the age of revolution we’re a unit
Oh, This is how we do it
In the age of revolution we’re a unit […]“
(Auszug aus: „The Age of Revolution“)

Also die müssen doch noch mal rauskommen oder was? Fanpflege! „Man or Mouse“!? Na also, Chris bedankt sich im Namen der gesamten Band bzw. Crew abermals bei allen Anwesenden für den tollen Abend und hat ein noch einen Tipp für die leeren Pfandbecher parat – die soll nämlich alle der Herr mit der Viva con Agua-Fahne bekommen. Klasse Aktion, natürlich auch Organisation und dann wieder Aktion, im musikalischen Sinne „Worlds Apart“. Feierabend.

Emil Bulls (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Zusammenfassung: Emil Bulls beherrschen nach 22 Jahren Bandgeschichte und mittlerweile neun Studioveröffentlichungen alle Arten des modernen Metal, Crossover im besten Sinne des Wortes, Punkt. Auf ein nächstes Mal und ein nächstes Album, Ausrufezeichen! In diesem Sinne.

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2017):

Emil Bulls (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Setlist:

  1. Intro (The Crown And The Ring)
  2. Kill Your Demons
  3. The Ninth Wave
  4. The Most Evil Spell
  5. The Way of the Warrior
  6. Not Tonight Josephine
  7. Levels and Scales
  8. Mt. Madness
  9. Euphoria
  10. Smells Like Rock ‚N‘ Roll
  11. Nothing in This World
  12. Rainbows and Butterflies
  13. The Jaws of Oblivion
  14. Here Comes the Fire
  15. When God Was Sleeping
  16. Between the Devil and the Deep Blue Sea
  17. Encore:
  18. Winterblood
  19. Hearteater
  20. The Age of Revolution
  21. Wolfsstunde/Ad Infinitum
  22. Man or Mouse
  23. Worlds Apart

Weiterhören:

  • Emil Bulls: „Angel Delivery Service“; „Porcelain“; „The Southern Comfort“; „The Black Path“; „Phoenix“; „Oceanic“; „Sacrifice To Venus“; „XX“ & „Kill Your Demons“
  • Vitja: „Digital Love“ + Grizzly) „Polaroids“

Links:
http://www.emilbulls.com/
https://www.facebook.com/vitjaband
https://www.facebook.com/grizzlycave
https://www.vivaconagua.org/
http://www.alter-schlachthof.de/

Veranstalter:
FKP Scorpio

Tobias Richter
Tobias Richterhttps://www.facebook.com/mischband/
Jeder sollte einen Tobi haben. Keiner von uns hat ihn je gesehen, der Typ ist einfach zu groß und artig, der schmeißt aufgeblasene orange Dinger in Einkaufsnetze und - wie man so hört - muss sich der Ü190 Hüne dafür bücken. Eat Sleep Ball Repeat. Ansonsten ist ein Tobi einer, der Kassetten professionell aufwickeln kann, "der immer Ärger macht, der Streiche spielende Anstifter, der, der süchtig nach Furcht ist, ein Sinnbild für Gefahr." Jeder sollte einen Tobi haben. Und eine B-Seite.

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