Portugal. The Man: Woodstock (2017) Book Cover Portugal. The Man: Woodstock (2017)
Indie, Alternative Rock
Atlantic Records
17.06.2017
www.portugaltheman.com

Tracklist:

  1. Number One (feat. Richie Havens & Son Little)
  2. Easy Tiger
  3. Live In The Moment
  4. Feel It Still
  5. Rich Friends
  6. Keep On
  7. So Young
  8. Mr Lonely (feat. Fat Lip)
  9. Tidal Wave
  10. Noise Pollution (feat. Mary Elizabeth Winstead &
  11. Zoe Manville)

Was lange währt wird endlich gut, so sagt man. Bei Portugal.The Man währte das neue Album lange. Unter anderem deshalb, weil es zwischenzeitlich dem Delete-Knopf zum Opfer fiel und die Band einfach nochmal von vorne angefangen hat. So dauert das natürlich. Muss aber manchmal auch einfach genauso sein. Die Band zumindest ist zufrieden und kündigt ihr neues Album voller Überzeugung an:

We know, we get it, 4 years and 10 days have gone by since we put a record out. 35280 hours. A. Fucking. Eternity. We've been growing, getting stronger, claws sharper. We wanted to give you our best. So here it is- WOODSTOCK, our ten finest. From us to you. THANK YOU for riding along with us. We're all in this together.

So mögen wir sie, die netten Jungs aus Alaska, bescheiden, anspruchslos, wenig Selbstbewusstsein.

Wenn sie nicht auch noch ein wenig Recht mit ihrer Aussage hätten.

Bereits mit dem Vorgänger Album "Evil Friends" hat die Band eine eher poppige Richtung eingeschlagen. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen die Band mit rockig-punkig-leicht verrotzten Elementen spielt und experimentiert. Mit "Woodstock" gehen Portugal.The Man den ruhigeren und eingängigeren Weg weiter. Das Album ist poppig, elektrisch, soulig und auch ein wenig rappig. Und die Experimentierfreude der Band findet weiterhin ihren Raum, wenn auch deutlich zivilisierter und sanfter.

Ungewöhnlich ist sicherlich der Beginn des Albums mit dem Song "Number One". Ein Song zusammen mit den amerikanischen Folksängern Richie Havens und Son Little. Für gewöhnlich finden sich solche Gemeinschaftsproduktionen eher im hinteren Teil eines Albums. Aber gerade die Eingangsposition lässt den eigentlich gar nicht so schlechten Song blass und etwas nichtssagend erscheinen. Die Erwartung der ZuhörerInnen sind am Anfang nun mal hoch. Aber nach diesem eher enttäuschenden Einstieg steigert sich das Album zunehmend, bis an vierter Stelle dann der zentrale Song des Albums "Feel It Still" zu hören ist. Ein Song mit Tiefe, Ohrwurmcharakter, ein Song, der gute Laune zaubert. [Video]

Einfach so aus dem Nichts. Ein Song mit Klasse.

Und danach? Können danach noch Songs kommen, die den Finger nicht zur Stop-Taste zucken lassen? Es kann. "So Young" und "Tidal Wave" folgen da zum Beispiel. Oder "Mr Lonely" mit rappigen Einflüssen. Den Abschluss bildet ein weiteres Gemeinschaftsprojekt "Noise Pollution" zusammen mit Mary Elisabet Winstead und Zoe Manville.

Und ein runder Abschluss für ein insgesamt sehr gelungenes Album.

 

 

 

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Judith Sander
Es gibt Sucht-Charaktere, die entsagen und es gibt andere, die setzen sich ins Epizentrum ihres Verlangens. Nein, Judith ist keine Schweizer Taschenmesserwerferin, sie ist bekennend schokoladensüchtig und metzelt ohne zu zucken für ‘ne Toblerone oder Eiscreme oder Tobleroneeiscreme oder.. na jedenfalls: Die Frau ist echt Zucker, echt hart drauf, hat ein feines Näschen, legt sich für die richtigen Dinge ins Zeug, in die Kurve und nascht am allerliebsten an kleinen, unbekannten Bands in ruhiger Atmosphäre. Wer die olle Genießerin dennoch ans Messer liefern will, sperrt sie – in einen rosa Rüschen-Alptraum gehüllt – mit stinkenden Dränglern ins Musikantenstadl und nimmt ihr das letzte Milkyway weg.