Review: Blutengel + Melotron (06.04.2013, Berlin)

20130405-IMG 0577Kaum eine andere Band wird so kritisch beobachtet wie Blutengel. Oft zerrissen oder diskreditiert, jedoch immer einzigartig und Chris schafft es jedes Mal neue Maßstäbe zu setzen. So verwunderte es auch nicht, dass bereits mehrere Stunden vor Öffnung der Halle bereits jede Menge Fans warteten und dass bei arktischen Temperaturen. So geht Fan-Liebe. 

Neben Blutengel standen auch die Jungs von Melotron auf dem Programm. Als dann gegen 20 Uhr der Startschuss für Melotron fiel, spürten die Jungs bereits, was für ein hungriges Publikum sie erwarteten. Man sah der Band ihre Spielfreude an, sichtlich beeindruckt verließen Melotron nach 45 Minuten die Bühne. Ein guter Gig, der sicher noch lange im Gedächtnis der Dark-Romantic-Rocker bleiben wird. 

In der mittlerweile knüppelvollen Halle stiegen die Temperaturen nun sekündlich. Die Spannung und Erwartung des Auditoriums konnte man praktisch mit Händen greifen. Jeder wartete auf die Gothic- Ikonen von Blutengel. Wie eine Erlösung setzten dann die ersten Trommelschläge ein und zwei Violinen Spielerinnen betraten die Bühne. Für solche Überraschungen wird diese Band so geliebt. Das Intro ging nahtlos in die Single „Nachtbringer“ über, welches natürlich frenetisch vom Publikum abgefeiert wurde.

20130405-IMG 0064Der oft zitierte Funken zwischen Band und Publikum sprang sofort über. Ulrike und Chris boten ihre gewohnt dunkel-romantische Show, welche noch von 3 Tänzerinnen unterstrichen wurde. Mit „tears might dry“ und „willst du?“ standen direkt im Anschluss zwei Songs der jüngsten Veröffentlichung „ Monument“ auf dem Plan und wurde überraschenderweise sehr gut angenommen, sodass sich die schwarze Meute in einen Chor verwandelte. Eine bessere Anerkennung kann es für ein neues Album nicht geben. „Vampire Romance“ ist definitiv einer der ältesten und besten Songs von Blutengel. Eine wahre Hymne, die einfach Spaß macht und Jeden in seinen Bann zieht. Die Feuerelemente visualisierten die besondere Stimmung noch eindrucksvoller. Nach diesem kurzen Abstecher zu den Anfängen der Band führte der Weg nun wieder direkt zum neuen Machwerk. Mit „all these lies“ und „Deine Welt“ wurden zwei Songs gespielt, die sich im Laufe der Tour zu wahren Stimmungsgaranten entwickelten und dies völlig zu Recht. Insbesondere „all these lies“ schaffte es einfach zu rocken, was bei einem Song, der eher unauffällig auf dem Album rüberkommt, eine wahre Überraschung darstellt.

Eine sichere Bank dagegen ist „das Andere ich“. Ein Song vom Vorgänger-Album, der jedes Mal zündet und das Publikum in Verzücken versetzt. Natürlich erfreuen auch jedes Mal die Blutengel-Tänzerinnen mit ihrer Feuershow das Auditorium und genauso entsteht diese typische schwarzromantische Stimmung auf den Konzerten von Uli und Chris. „die with you“ führt wieder tief zurück in die Bandgeschichte. Ein unsterblicher Song, der einfach nicht fehlen darf. Eine Überraschung hatte aber auch diese Tour zu bieten. Mit „what you get“ stand der Bonussong der „Save our Souls“-Maxi CD auf dem Programm. Sicher immer etwas riskant, allerdings wurde der Mut belohnt und das Publikum dankte es mit stürmischem Beifall. „Lebensrichter“ ist sicher einer der stärksten Songs von Blutengel überhaupt und genauso wurde er auch abgefeiert. Die Bässe kamen satt daher, dazu die unverwechselbare Stimme von Chris machen diesen Song zu einem Erlebnis der Extraklasse. Besser kann man Wut und Rebellion nicht vertonen. Etwas ruhiger und langsamer wurde es mit „Behind the mirror“, ein Song, der einfach zum Träumen einlädt und alles enthält, was eine dunkle Ballade braucht. 20130405-IMG 0503Ein toller Text, gepaart mit ruhiger Stimmung, besser geht es einfach nicht.

Da Blutengel im Laufe der Jahre jede Menge Hymnen und Songs geschaffen haben, die aus der schwarzen Szene nicht mehr wegzudenken sind, fällt die Wahl natürlich nicht immer leicht, aber „Lucifer“ kann und darf natürlich auf keiner Tour fehlen. Der hypnotische Refrain und die gelungene Bühnenshow verleihen dem Song live immer eine besondere Tiefe und Eindringlichkeit. Man kann im hause Blutengel aber auch anders und so standen die Lieblingssongs vieler dunkler Gestalten auf dem Programm und zwar gleich im Doppelpack. Mit „ Uns gehört die Nacht“ und „Reich mir die Hand“ wurden dem Auditorium gleich zwei hammerharte, aber dennoch tanzbare Stücke präsentiert, die nun wirklich Jeder kennen sollte. Mit Feuerfontänen und viel Pyro wurden beide Songs zelebriert, als wenn es kein Morgen geben würde. Bevor man in die Zugaben Pause ging, wurden mit „Save our Souls“, „you walk away“ und „Kinder dieser Stadt“ gleich drei Songs vom neuen Album gespielt und schafften es tatsächlich das Publikum zum Mitsingen zu motivieren, was bei solch brandneues Songs nicht selbstverständlich ist. Da aber nur eine Zugabe Blutengel nicht würdig wären, spielte man 5 weitere Songs. „Ein Augenblick“ bildete den Auftakt, ehe man mit „No eternity“ die „Seelenschmerz“-Ära auferstanden ließ und schließlich zu den beiden bekanntesten Blutengel Songs kam.20130405-IMG 0483 „Bloody Pleasures“ ist einfach ein Meilenstein, der diese Band und unsere Zeit überdauern wird. Untermalt von einer Bühnenshow, die wirklich keine Wünsche offen lässt, ist es auf jeden Fall ein Höhepunkt der seinesgleichen sucht. „Engelsblut“ ist , dank seines Refrains, eines der Publikumslieblinge und zwar völlig zu Recht. Mit „Monument“ klang dieser Abend dann langsam aus und hinterließ eine sprachlose Fangemeinde, die völlig begeistert und zufrieden die Band noch abfeierte.

Fazit: Blutengel mögen zwar Klischee-belastet sein, jedoch nicht im negativen Sinne. Eine Band, die es schafft regelmäßig große Hallen auszuverkaufen und die Fans jedes Mal mit Überraschungen zu entzücken, sowie eine Bühnenshow bieten, die man bei anderen Vertretern des Genres vergeblich sucht, verdient einfach Anerkennung. Mit insgesamt 23 gespielten Songs an einem Abend können auch nur wenige Bands aufwarten. Eine wirklich gute und spanende Show, die es sich lohnt anzusehen. Alles was das schwarze Herz verlangt, erfüllen Blutengel und das mit einem Eintrittspreis von unter 30 Euro ist nun wirklich keine Selbstverständlichkeit. Ein großartiges Konzert mit viel Spielfreude und guter Stimmung.

Herzlichen Dank an Mandy Privenau die uns hier mit ihren tollen Fotos ausgeholfen hat… super lieb von dir!!! Danke 😀

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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