Pop, Alternative
Universal Music
03.02.2017
www.elbow.co.uk
Tracklist:
- Magnificent (She Says)
- Gentle Storm
- Trust The Sun
- All Disco
- Head For Supplies
- Firebrand & Angel
- K2
- Montparnasse
- Little Fictions
- Kindling
Kleine Geschichten – große Musik. So könnte man die zehn Songs des neuen Werkes von Elbow überschreiben. Auf ihrem siebten Album experimentieren die Jungs aus Manchester mit Chören, Loops und Orchestrierungen und schaffen es durch Schlichtheit eine glanzvolle Produktion abzuliefern.
„This is where the echoes
swell to nothing on the tide
And where a tiny pair of hands
Finds a sea-worn piece of glass
And sets it as a sapphire in her mind.“
Schon die ersten Zeilen machen wieder einmal klar, dass es Guy Garvey ganz ausgezeichnet versteht mit Sprache umzugehen. Dazu gesellt sich dann ein verschlepptes Riff und eindringliche Streicher – und schon entwickelt sich der erste Track, „Magnificent (She Says)“ ganz prachtvoll zur Pop-Hymne.
Auf „Gentle Storm“ gibt eine kubanisch angehauchte Percussionloop den Takt vor. Ein paar tragende Akkorde auf dem Piano und ein melancholischer Gesang runden die Ballade ab. Sanft umweht uns ein Sturm welcher uns auch gelegentlich in der Anfangszeit des Verliebtseins umgibt.
Dann wird’s etwas schneller. „Trust the Sun“ glänzt mit einem zurückhaltenden Basslauf, dafür schwurbelt eine Echogitarre gleichberechtigt neben den Drums dahin. Dadurch entsteht ein fesselnder Rhythmus, der den Song vorantreibt.
Bei „Head for Supplies“ setzt Guy Garvey seine Stimme als perkussives Instrument ein. Elbows Hang zu großen Melodien wird wieder einmal deutlich. Die magischen Chorgesänge des Hallé Ancoats Community Choir aus Manchester umhüllen einen mit wunderbaren Harmonien.
Gründungsmitglied und Drummer Richard Jupp entschied sich kurz vor den Aufnahmen die Truppe zu verlassen. Sicher kein einfacher Schritt nach 25 Jahren. Der Sessiondrummer Alex Reeves saß bei der Produktion von „Little Fictions“ hinter dem Schlagzeug und hat laut Keyboarder Craig Potter einen tollen Job gemacht. Dennoch wollen Elbow erstmal nur zu viert weitermachen.
„Wir haben nicht vor, Richard eins zu eins zu ersetzen. Das funktioniert nicht. Wir bleiben jetzt erstmal ein Quartett und nehmen Alex als Live-Drummer mit auf Tour. Danach schauen wir weiter.“
Bass, Gitarre und Gesang raffiniert im Gleichklang verleihen „Firebrand & Angel“ eine ungeheuere Dynamik. Craig Potter’s Klaviereinsprengsel kühlen den Hitzkopf behutsam ab.
Ihre Wut über den Brexit verarbeiten Elbow mit Ruhe und Besonnenheit in „K2“. Drei Vokalspuren umranken sich und das Delay auf den Stimmen verwandelt sich zum tragenden Groove des Stücks.
Auf dem Song „Little Fictions“, besticht das geniale Bassspiel von Pete Turner. So souverän und enstpannt, aber dennoch trocken auf den Punkt. Gegen Ende des 8 1/2 minütigen Titelstücks weckt uns ein wimmerndes Sample aus unseren süßen Träumen.
Mit „Kindling“, einer stillen Ballade bei der zur Abwechslung auch mal eine Gitarre im Vordergrund steht, klingt Elbows neuestes Werk mit der poetischen Textzeile „And the wheat fields explode into gold“ aus.
Insgesamt ist „Little Fictions“ ein sehr percussives Album geworden, mit weniger Streichern als bei den letzten Veröffentlichungen. Dadurch wirkt der Sound der Band deutlich frischer und offener. Einziges Manko: die stur durchlaufenden Drumcomputer in manchen Stücken, die etwas Kühle in die ansonsten warme und ausgewogene Instrumentierung bringen.
Trotzdem, die 49 Minuten hätten nicht kurzweiliger sein können.