Wie schon im Jahr 2009 fand auch in diesem Jahr das Rockharz Open Air auf dem Flugplatz Ballenstedt statt. Die Bands verteilten sich wie ehedem auf 3 Tage Spielzeit, gerockt wurde abwechselnd auf zwei gleichwertigen Bühnen ohne Überschneidungen. Trotz brütender Hitze hatten sich einige tausend Freunde der härteren musikalischen Gangart am Rande des Harzes eingefunden, um das Örtchen Asmusstedt zu rocken.
Obwohl wir leider erst ab Freitag am Geschehen teilnehmen konnten, wollen wir Euch doch kurz einen Überblick über die Bands vom Donnerstag geben. Opener waren um 14:30 Uhr John Tennis, eine im Jahr 2005 als Schülerband in Hildesheim gestartete Gruppe, die sich dem Retro Rock verschrieben hat.
Nach dem 70er Jahre Rock ging es auf der Dark-Stage weiter mit Vice. Anschließend gaben sich Van Canto die Ehre: A capella Heavy Metal, produziert von 5 Sängern und einem im Takt dazu trommelnden Drummer. Nun ging es nahtlos weiter mit Cast In Silence, die bereits 2006 wenige Wochen nach ihrer Gründung auf dem Rockharz spielten und auch in diesem Jahr wieder hier rockten.
Danach folgten Devil Driver aus den USA, The Haunted, eine Thrash-Metal Combo aus Schweden, Sonata Arctica mit ihrem finnischen Powermetal, sowie gegen 20.40 Uhr die Apokalyptischen Reiter. Abgerundet wurde der Abend durch den hessischen Powermetal von Edguy und Rammstein-Songs der Coverband Feuerengel.
Am Freitag hatten nun auch wir den Weg in die Provinz gefunden. Leider zu spät für A Death Experience aus Frankfurt, dafür aber pünktlich zu Gernotshagen, die vor einer Handvoll Frühaufstehern die Bühne rockten. Die Arena füllte sich nun langsam aber stetig mit Fans der Excrementory Grindfuckers, die jedoch –waren sie doch gerade erst aus dem Bett gefallen- etwas verloren umherirrten, bis sie dahintergekommen waren, dass ihre Lieblingsband spontan auf der anderen Bühne und vor allem 40 Minuten früher zum Partymachen Stellung bezogen hatte. Mit den traditionellen Hits wie „Vater Morgana“ und „Grindcore Joe“ sorgten sie für Hallowach-Gefühle vor der Bühne.
Danach folge der Auftritt der V8Wankers, die mit den nun vermehrt ströhmenden Grindfuckers-Fans vorlieb nehmen mussten. Diese lauschten dem „High Speed Rock’n’Roll“ teils verwirrt, teils unwillig, teils auch fasziniert ob der Einsicht, dass die Grindfuckers plötzlich ganz anders aussehen und auch andere Musik spielen als wie sie sonst getun hätteten…. Oder so.
Die Mittagshitze war noch nicht ganz überstanden, da betraten Undertow die Bühne. Da sich der Platz zwischen Bühnen und Bierzelten nun recht überfüllt zeigte, begann man die Massen aus dem Bühnengraben mit einem kleinen Wasserspritzschläuchlein abzukühlen, was auch dringend nötig war bei der Gluthitze. Auch Martin Engler, Sänger der nun folgenden Gruppierung namens Mono Inc. Hatte in seinem schwarzen Anzug seine liebe Not mit der Hitze und begann schon während der ersten Songs eine gesunde rötliche Gesichtsfarbe anzunehmen.
Ebenfalls geschwitzt haben dürften die Thrash-Metal-Kollegen von Dew-Scented, die im Anschluss die Nachbarbühne bespielen durften. Dann kühlten Equilibrium die erhitzten Gemüter mit ihrem Melodic Metal etwas ab, die es immerhin dieses Jahr mit ihrem Album „Rekreatur“ bis in die Top 20 der deutschen Albumcharts geschafft haben.
Nun betraten Delain die Bühne, einst gegründet von Ex-Within Temptation Keyboarder Martijn Westerholt. Dieser bleibt seiner Vorliebe für Symphonic-Metal treu und tritt mit Sängerin Charlotte Wessels in seine alten Fußstapfen. Pünktlich zum Abendbrotbierchen kam nun der erste deutsche Klassiker des Festivals: Rage. Seit 26 Jahren unterwegs, schafften sie es auch hier im Harz mal wieder, die Massen zu begeistern. Während es glücklicherweise langsam etwas abkühlte, blieb es auf der Bühne weiterhin heiß. Vader bildete die Death-Metal-Vorhut für die nun kommenden alteingesessenen und wohl jedem bekannten Oomph!. Seit jeher begeisterte Festivalband, versteht Dero sein Geschäft und heizte den Massen ordentlich ein. In die beginnende Abenddämmerung brachten anschließend die Schweden von Therion etwas schummeriges Licht, passende Stimmung also zu ihrer symphonisch harten Musik.
In die Dunkelheit trat hiernach der dritte deutsche Klassiker auf die Bühne: Kreator. Seit 28 Jahren dabei, waren sie Wegbereiter des Thrash-Metal in Deutschland, und wollten auch heute nicht damit aufhören, im Gegenteil. Den Schlusspunkt läuteten Tod, Verderben und Gedärme ein, enthusiastisch vorgetragen von Marduk. Diese spielten sich bis nach 1 Uhr nachts die Seele aus dem Leib (so sie denn bei ihren satanistischen Texten je eine hatten) und entließen die verschwitzten aber glücklichen Festivalbesucher in die laue Sommernacht.
Der nächste Tag begann wie gewohnt heiß, die Hitze trieb auch den härtesten Langschläfer bereits zu früher Stunde aus Zelt oder Wohnwagen heraus. Trotz Sommer, Sonne, Sonnenschein gab es eine traurige Meldung: End Of Green cancelten ihren Auftritt für den heutigen Tag auf Grund einer Erkrankung von Frontmann Michelle Darkness. Egal, war man schon aus dem Bett gefallen, ging es gleich los zu My Inner Burning, die aus Niedersachsen kommen und es nicht so weit hatten, deshalb wohl die frühe Spielzeit um 11.55 Uhr. Ebenfalls früh den Weg gefunden hatten Dargolf Metzgore, Cumulo Nimbus sowie Unzucht, allesamt aus deutschen Landen, genau wie Emergency Gate aus der Nähe von München und Black Messiah aus Gelsenkirchen.
Anstelle von Varg sprangen nun zunächst Big Balls ein, die eine Art AC/DC-Coverband sind, die aber (im selben Stil natürlich) auch eigens komponierte Songs zum Besten gibt. Um 16 Uhr bestritten dann die Jungs von Disbelief ihren Auftritt. Da die lokale Feuerwehr mittlerweile dazu übergegangen war, die brodelnde Masse mit dem Feuerwehrschlauch abzukühlen, bildeten sich mehr und mehr Schlammpfützen, die dazu führten, dass der Bereich direkt vor der rechten Bühne oft frei blieb, aber davon ließ man sich nicht abschrecken.
Dark Age aus Hamburg rockten nun zunächst die linke Bühne und hatten dementsprechend volles Haus, zumal viele Besucher anscheinend lediglich eine Tageskarte für den Samstag gekauft hatten: es füllte sich am Nachmittag recht deutlich. Mit der Schlammparade hatten ab 17 Uhr dann Krypteria vorlieb zu nehmen, Ji-In Cho fesselte die Zuschauer als eine der wenigen weiblichen Bandmitglieder, die bei diesem Open Air deutlich in der Unterzahl vertreten waren.
Für End Of Green sprang nun also Varg in die Bresche, die natürlich mit ihrem Pagan Metal nicht unbedingt den Geschmack der versprengten End Of Green Fans treffen konnten, aber solange nicht plötzlich Mark Medlock auf der Bühne steht, kann man sicher auch mit diesem Ersatz zufrieden sein. Den etwas kühleren Abend läuteten Sonic Syndicateein, die melodischen Death-Metal mit den dazugehörigen Posen zum Besten gaben, gefolgt von ihren skandinavischen Kollegen von Ensiferum. Dank zunehmenden Biergenusses kamen einige Besucher auf den Gedanken, dass eine ordentliche Schlammschlacht im Matsch vor der Bühne doch eigentlich drin sein müsste.
Alexx, Sänger von Eisbrecher, nahm dies zum Anlass, den Hinweis „den Schlamm doch bitte unten zu lassen“ auszusprechen, was sicher auch nach hinten hätte losgehen können…. Aber dank der guten Stimmung dieses friedlichen Festivals konnten auch Eisbrecher ihren Auftritt ungestört absolvieren. Nun folgte der letzte große Klassiker unseres Landes: Doro Pesch. Kaum noch Platz im Zuschauerbereich, die Kinder auf den Schultern, und ab dafür! Die alte Dame des Oldschool-Heavy-Metals heizte ihren Fans mit hautengem Lederdress und wilden Stierposen ordentlich ein. Vermutlich waren viele aber auch extra angereist um die spätestens seit Stefan Raabs Eurovision Songcontest deutschlandweit bekannte Schlussband des Festivals spielen zu hören, und nachdem sie Overkill mit ihrem amerikanischen Thrash-Metal überstanden hatten, kamen sie auch, um das Festival zu beschließen: Subway To Sally. Mit einer fruiosen Feuershow beendeten sie das diesjährige Rockharz würdig mitten in der dunklen Nacht.
Zum Schluss kann man sagen, dass das Rockharz besonders für kleinere, neue oder ganz einfach nur so deutsche Bands ein Sprungbrett bietet, da das Open Air zwar klein, aber in der Szene durchaus bekannt und beliebt ist. Bei Festivals gibt es ja grundsätzlich nur zwei Wetter: Entweder es ist nass, regnerisch, kalt und anstrengend. Oder es ist heiß, schwitzig, staubig und auch anstrengend. Hat man die Wahl, so fällt diese vermutlich eher auf Zweiteres, sodass das Rockharz es dieses Jahr vorzüglich getroffen hat. Dazu kommt das Flair eines kleinen Festivals: Man kann auch mal direkt vor der Bühne stehen und sich die Stars, die freundlichen Securityleute (und das ist hier ausnahmsweise ernst gemeint) sowie den Fotografenkampf im Graben aus nächster Nähe anschauen, außerdem kann man mit seinem Auto gemütlich auf dem Zeltplatz stehen und hat keine langwierige Schlepperei zu befürchten. Also alles in allem eine gelungene und entspannte Veranstaltung, bis zum nächsten Jahr!
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Link: www.rockharz.com