Der Ursprung von „Rock Meets Silence“ liegt im Jahr 2013. Die Bookingagentur Music Lights Berlin holte die Finnische Band Private Line für eine Akustik Tour wieder nach Deutschland. Als passende Vorband überzeugte Florian Grey mit Songs seiner früheren Band Eves End, neuen Songideen und diversen Covern von seinen musikalischen Fertigkeiten. Um die Idee „Rock Meets Silence“ nicht aussterben zu lassen, gab es 2015 das Revival – „Rock Meets Silence Vol. 2“ mit Florian Grey und Lacrimas Profundere, welche wunderbar miteinander harmonierten. Es war also abzusehen, dass das Ganze in die dritte Runde geht.
Marias Ballroom ist ein Live Musik Club in Hamburg-Harburg, der in einer kleinen Nebenstraße zwischen Wohnhäusern Platz gefunden hat und von außen nur nach einer kleinen Kneipe aussieht. Doch betritt man den Club und geht durch eine unscheinbare Tür, steht mensch plötzlich in einem schnuckeligen Raum mit Bühne, dessen Decken mehrere Kronleuchter zieren. Für ein Akustikkonzert schon einmal ein ganz großes Plus.
„Live, Learn & Grow Apart“
Gegen 21:00 Uhr treten Sänger Sammy Aaltonen und Gitarrist Ilari Heinäaho von der eigentlich fünfköpfigen Band Private Line auf die Bühne und stellen sich vor. Als „Acoustic-Duo“ haben sie sich mittlerweile in dieser Konstellation bewährt. Der erste Song ist für alteingesessene Fans etwas ungewöhnlich platziert, denn er gehört üblicherweise an das Ende der Setlist. „Live, Learn & Grow Apart“ lässt einen nachdenken und abschweifen, während die beiden Männer auf der Bühne ihre Gitarren bespielen und Sammys Stimme das einzige ist, was den „Ballroom“ akustisch ausfüllt. Der Großteil der Konzertgäste scheint die Band noch nicht zu kennen, applaudiert jedoch nach dem Song. Und das mit Recht.
Neben typischen Private Line Songs, die den Fans auch schon aus der Akustik-DVD bekannt vorkommen sollten, gibt es tatsächlich zwei Überraschungen: Zum einen wird ein Cover von Eddie Vedder`s „Society“ gespielt, welches zum „Into the Wild“ Soundtrack gehört und zum anderen ein bandeigener Song, der bisher in akustischer Form noch nie zuvor live gespielt wurde. „1-800-Out-Of-Nowhere“, ein etwas knackigeres Lied aus dem ersten Album der Band „21st Century Pirates“, welches mittlerweile schon 12 Jahre auf den Buckel hat, wird uns vorgespielt und fühlt sich immer noch sehr erfrischend an.
Laut Band wurde er am Vortag das erste Mal akustisch eingeprobt.
“Where have you been?
Call 1-800-out-of-nowhere
I’d rather stand on my own”
Die zwei Finnen spielen ihre Musik mit Herzblut, nebenbei quatschen sie ein wenig herum, während sie ihr Bier genießen und stellen mittendrin fest, dass sie zu langsam für ihre Setlist geworden sind. Da die Zeit drängt, muss Sammy uns vor die Wahl stellen, welcher Song gespielt werden soll: „Gods of Rewind“ und „Makin a Mess“. Die Wahl fällt ziemlich schnell auf den jüngeren Song, „Gods of Rewind“, auch wenn sich nur wenige an der demokratischen Wahl beteiligen. Um nicht noch mehr Songs fallen zu lassen, fragt Sammy nach, ob es für die anderen beiden Bands ok sei, etwas zu überziehen. Zum Glück wird es ihnen gestattet, sodass wir noch in den Genuss von dem schnelleren und groovigeren Song „Evel Knievel Factor“ und anschließend dem Rausschmeißer Song des Tages „Billion Star Hotel“ kommen dürfen.
Mit einem ehrlichen dicken Grinsen lassen sich die Finnen beklatschen, bedanken sich und machen dann auch schon Platz für den nächsten Act.
Während des Bühnenumbaus reißt sich Florian Grey himself die elektronischen Kerzen auf der Bühne unter den Nagel und schaltet diese mit einigen magischen Handbewegungen an. So kommt dann gleich eine gemütlichere Stimmung auf, als er sich zusammen mit seinen Musik-Kollegen auf der Bühne platziert und der ersten Song „In Control“ erklingt.
Mit angenehmer und doch kräftiger Stimme weiß Florian Grey das Publikum zu bannen und eine gewisse düstere Stimmung zu erzeugen, gerade beim Song „Laudanum“, der an diesem Abend extra mit geheimer Widmung gespielt wird.
„I gave you Laudanum
when the heart stops beating
while it keeps the blood warm
your blood warm”
Das Zusammenspiel zwischen Florian Grey und Gitarrist Von Marengo (Hell Boulevard) lockert diese Stimmung aber immer wieder auf und es passieren einige Dinge, die den Frontmann und seine für diesen Abend zusammengewürfelte Band sympathisch machen. Es herrscht ein wenig sprachliche Überforderung: Das Publikum ist deutsch, Von Marengo Italiener und der Bassist regt zum „Hessisch-schbresche“ an. Wo setzt man denn da an?
Denglisch ist hier die Lösung.
Im Verlauf des Konzerts vergisst Von Marengo, wie er die Gitarre zu „Strange Ways“ zu spielen hat und an anderer Stelle ruiniert er auf witzige Art und Weise Florian Greys ausgeklügelte Weiterleitung zum Puddle Of Mudd-Coversong „Blurry“, indem er den Songtitel nach einem Blick auf die Setlist einfach frech spoilert.
„Ich will Marias Balls… -Room singen hören! Zeigt mal Maria die Balls!“
Doch das Ganze ist keineswegs eine Katastrophe, die Band lacht zusammen mit den Gästen über all diese Geschehnisse und Von Marengo setzt noch einen drauf und verschüttet aus Versehen sein Glas Rotwein. Passend zum Abschluss erklingt der Song „The End“ und Sänger Florian Grey betont noch einmal, wie toll es sei, mit den anderen beiden Bands diese Konzertreihe zu spielen und er natürlich Verständnis für das Überziehen von Private Line habe, da sie ja schließlich auch den weitesten Anreiseweg hatten.
Als letztes dürfen dann auch endlich Lacrimas Profundere auf die Bühne und ganz anders, als zu Anfang erwartet, hat sich ein ziemlich großer Teil des bisher anwesenden Publikums leider auch schon aus dem Staub gemacht. Doch das ändert alles nichts an der großartigen Performance, die Frontmann Rob Vitacca und Bassist Clemens Schepperle hier abliefern.
Sänger Rob erzählt zwischen den Stücken, dass er diese Akustik-Reihe sehr mag, da die Songs hier genauso gespielt werden können wie sie einst entstanden sind.
Außerdem wird noch eine kleine Hassrede über die Lufthansa gehalten, denn die hätten die Bassgitarre von Clemens Schepperle beim Transport beschädigt, doch:
„Zum Glück gibt’s Sekundenkleber“
Der Song „Hope Is Here“ feiert an diesem Abend Akustik-Premiere und überzeugt neben der Albumversion auch in Akustikform. Und auch „No Matter Where You Shoot Me Down” ist eines der Lieder, die einen positiv zurückbleibenden Eindruck hinterlassen.
“No matter where you shoot me down
Don’t matter where If you do it now
Look in my eyes I stay strong
Lost all my fear so I hold on”
Insgesamt ein wirklich sehr solider und professioneller Auftritt der zwei Lacrimas Profundere-Männer, auch wenn sie es wirklich verdient hätten, dass die anderen Konzertgäste noch bis zum Schluss geblieben wären. Das kann allerdings vermutlich nur an den schlechten Zugverbindungen von Hamburg-Harburg aus liegen, denn qualitativ ist dieser Abend einfach eine ganz große Nummer und für alle war etwas dabei:
Gemeinsam lachen, gemeinsam trauern, gemeinsam spaß haben. Alles Dinge für einen perfekten Abend der sich ein wenig danach anfühlt, als wäre man bei guten Freunden.
Text: Dragana Urukalo
Galerien:
- Lacrimas Profundere (02.12.2016, Hamburg) [20]
- Florian Grey (02.12.2016, Hamburg) [21]
- Private Line (02.12.2016, Hamburg) [23]
Setlist Private Line:
- Live, Learn & Grow Apart
- Down Came The Rain
- Society (Eddie Vedder Cover)
- 1-800-Out-Of-Nowhere
- Broken Promised Land
- Black Swan
- God’s Of Rewind
- Sound Advice
- Crack In Reality
- Grown Like Others
- Evel Knievel Factor
- Billion Star Hotel
Setlist Florian Grey:
- In Control
- Frozen Heart Philosophy
- My Fear
- Laudanum
- Serpent Eyes
- Strange Ways
- Blurry (Puddle Of Mudd Cover)
- The End
- A Black Symphony
- Gone
Setlist Lacrimas Profundere:
- A Million Miles
- Hope Is Here
- Lonely Road (Cover)
- Head Held High
- Dear Amy
- No Matter Where You Shoot Me Down
- One Hope’s Evening
- My Release In Pain
- A Pearl
- Black Moon
- Timbre
- Pageant
- Black Bird Song (Lee Dewyze Cover)
Links:
www.privatelineweb.com
www.florian-grey.com
www.lacrimas.com