Simple Minds: Acoustic (2016) Book Cover Simple Minds: Acoustic (2016)
Axel Ganguin
Pop, Rock
Caroline (Universal Music)
11.11.2016
www.simpleminds.com

Tracklist:

  1. The American
  2. Promised You A Miracle
  3. Glittering Prize
  4. See The Lights
  5. New Gold Dream (81-82-83-84)
  6. Someone Somewhere In Summertime
  7. Waterfront
  8. Sanctify Yourself
  9. Chelsea Girl
  10. Alive And Kicking
  11. Don’t You (Forget About Me)
  12. Long Black Train
  13. Stand By Love (Bonus)
  14. Speed Your Love To Me (Bonus)
  15. Light Travels (Bonus)

 

„Acoustic“ ist das 18. Album der 1978 in Glasgow gegründeten Simple Minds. Die Schotten zählen mit zu den erfolgreichsten Bands der 1980er und 1990er Jahre. Mit der Single „Belfast Child“ und mit fünf LP’s waren sie auf Platz 1 der Top 10 in England und mit ihrer Single „Don’t You (Forget About Me)“ stürmten sie den ersten Platz in den USA. Vom Synthesizer und Sequenzer geprägten New Wave der 1980er Jahre entwickelte sich ihr Repertoire im Lauf der Zeit immer mehr in Richtung Rock/Pop.

Die Idee für das neue Album geht zurück auf eine Live Session, die Simple Minds im September 2014 für die „Chris Evans Breakfast Show“ aufgenommen haben. Da die Reaktion der Zuhörer derart überwältigend war, entschloss sich die Band, gleich ein ganzes Akustik-Album aufzunehmen. Die Bandgründer, Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill kehrten für die Aufnahmen in den Gorbals Studios nach Glasgow zurück, in den Teil der Stadt, in dem sie ihre ersten musikalischen Schritte als Teenager in einer Glam Rock Schülerband machten. So empfanden sie die Tage im Studio auch als eine sentimentale Rückkehr zu ihren Wurzeln.

Leicht fiel es ihnen nicht, sich auf bestimmte Songs für das Werk zu einigen. Letztlich fiel die Wahl auf vier Songs vom 1982er Album „New Gold Dream“. Das kraftvoll treibende „Promised You A Mircale“ ist ein Feature mit der schottischen Kollegin und Freundin KT Tunstall, außerdem sind „Glittering Prize“, „Someone Somewhere“ und „New Gold Dream“ zu hören.

Aber die Band dreht die Uhr noch weiter zurück und hat auch eine wunderbare Akustik-Version von „Chelsea Girl“ vom 1979er Debütalbum „Life In A Day“ sowie „The American“, der ersten Single der Band für ihr damaliges Label Virgin, neu aufgenommen.
Nicht zu vergessen das Cover von Richard Hawley „Long Black Train“. Eine wirklich gelungene Interpretation, zumal Jim Kerrs Stimme im Alter durchaus das Zeug für dunkle Balladen besitzt. Und natürlich mussten auch die ganz großen Knaller „Don’t You (Forget About Me)“ und „Alive And Kicking“ mit auf die Liste – um die treuen Fans nicht zu enttäuschen.

Die Band hat auf diesem Album einen Zugang gefunden ihre Hits so einzuspielen, dass die Essenz der Songs nicht verloren geht, sondern die Stücke noch organischer und einfühlsamer wirken: „We had to show respect to the songs and retain everything that made them good in the first place, and we wanted to create a Simple Minds party album, not a traditional, introspective acoustic album, more something that people will play during good times,“ sagt Jim Kerr.

Aber es ist auch vollkommen egal, ob man die Hits der Band kennt oder nicht. Vergleichen ist sowieso kaum möglich. Sie klingen absolut neu und zeitgemäß. Das liegt zum einen daran, dass bei Simple Minds, trotz einiger Wechsel der Mitglieder, immer großartige Musiker am Werk sind und ein guter Song eben immer ein guter Song sein wird, und zum anderen an den feinfühligen Arrangements, die für jede Nummer zum tragen kommen.

Die beiden Band­chefs, Jim Kerr und Charlie Burchill, haben es geschafft, den synthetischen Keyboardsound durch den Klang von akustischen Gitarren zu ersetzen und eine Art Kneipenversion ihrer Band zu erschaffen. Der pathetische Rock der früheren Simple Minds klingt deshalb auf „Acoustic“ ganz und gar nicht nach Stadion, sondern vielmehr nach dem gemütlichen Pub um die Ecke.

Fazit:
Zeitlos schöne Songs von einer Band, die nicht stehen geblieben ist, sondern die Fähigkeit besitzt sich zu wandeln und mit der Zeit zu gehen.

Vorheriger ArtikelNightwish: Live-Clip zu ‚Alpenglow‘ der DVD „Vehicle Of Spirit“
Nächster ArtikelProject Pitchfork: Mit neuem Album „Look Up, I’m Down There“ am Start
Axel Ganguin
Axel Ganguin hat ungeduldig die Alchemie der Worte studiert. In alten Büchern, in farblosen Flamingos, in einem Traumzauberbaum. Er hat sie in den Wolken gesucht. In Italien. Im Rotwein. Im Regen. Und manchmal geht er barfuß ins Bett. Er hat die Farbe der Vokale ausgespuckt wie eine tote Auster. Er schrieb ein Schweigen in die Glut und hat sich als Grafik-Designer erfunden. Axel trägt die Klamotten von Nick Drake auf und küsst die Nacht, bis der Spannungsbogen albern knistert. Axel lässt sein Vokabular für uns „mit unversehrtem, bösartigem Herzen, mit einer tyrannischen Unschuld“ zur Ader.